Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

67 
äußeren Gelenkbandes und Bruch des Wadenbeines (Jnfraction) oberhalb des 
äußeren Knöchels, enstanden durch einen Sturz auf dem Eise, mit danach ein 
geleiteter falscher Behandlung (erst heiße Kruken, später Eisblase!). Der Kranke, 
welchem der Verlust des Gliedes in Aussicht gestellt wurde, kam am 10. Tage 
nach der Verletzung in Zugang. Das rechte Bein war bis zum Kniee stark 
geschwollen, in der Wade ein harter, fingerdicker Strang (Lymphgefäß-Ent 
zündung), die Haut darüber stärker, strichförmig gerötet. Das Fußgelenk zeigte 
unförmige Verdickung, war teigig geschwellt, die Haut darüber glänzend, dun 
kelrot, verdünnt und gespannt. Heftige, bohrende Schmerzen, gänzliche Unbe 
weglichkeit und Unvermögen, das Bein von der Unterlage aufzuheben; Taub 
heit der Ferse und der Zehen. Vom äußeren verdickten Knöchel ausgehend 
unter der Achillessehne bis zum inneren Knöchel beginnender eiteriger Zerfall 
der das Gelenk umgebenden Weichreile (Fluctuation in der Tiefe fühlbar), 
welcher das Gespenst brandiger Zerstörung mit ihren traurigen Folgen herauf 
beschwor. Der Kranke fiebert und wird öfters von Frostschauern befallen. Die 
Behandlung bestand zunächst in sehr sorgfältiger Bettung des Kranken, vor 
nehmlich der kranken Gliedmaße (gepolsterte Schiene), welche vom etwas ge 
beugten Knie ab höher gelagert, in feucht warme Compreffen gehüllt blieb, 
die später durch Dampfcompressen um das ganze Gelenk ersetzt wurden. In 
wenigen Tagen hatte sich der Eiterheerd begrenzt, am äußeren Knöchel zuge 
spitzt und wurde am 5. Tage wegen der unerträglichen Schmerzen seine Ent 
leerung durch einen kleinen Einschnitt beschleunigt. Die Menge des mit Blut 
vermischten dicken Eiters betrug % Ltr. Am nächsten Tage trat in der Tiefe 
der Eiterhöhle eine ziemlich beträchtliche Blutung ein. Die Wundöffnung wurde 
alsbald mit in abgekochtem Wasser ausgedrückter entfetteter Verbandwatte, 
darüber mit einer doppelten Lage von angefeuchtetem Charpie-Lint, darüber 
Pergamentpapier bedeckt, das ganze mit einer feuchten Gazebinde, die das Ge 
lenk in vielfachen Windungen umgab, befestigt. Darüber große, lauwarme Com- 
pressen, außerdem Wadenpackung. Lauwarme Bein- und Halbbäder, vegetarische 
Kost (Obst, Milch), reichliches Wassertrinken; beständige Zufuhr frischer Luft, 
täglicher Verbandwechsel, Hochlagerung des kranken Beines, vorsichtige Massage 
des Unterschenkels beseitigten alle drohenden Gefahren (das Fieber verlor sich 
alsbald nach Oeffnung des Gelenkabceffes); der Kranke befindet sich gegenwärtig 
auf dem Wege der Besserung, der Fuß bleibt ihm erhalten, das Gelenk wird 
wieder gebrauchsfähig. 
3) ein Fall von chronischem Gebärmutterleiden bei einer jungen, kinder 
losen, sonst gesunden Frau von guter Constitution, einhergehend mit erheblichen 
Menstruationsstörungen, zeitweilig auftretenden, flechtenartigen Hautausschlägen, 
eitrigem Ausfluß, Geschwürsbildung, Urinbeschwerden, Gemütsverstimmung 
und mannigfachen Störungen des Allgemeinbefindens. Eine sechswöchentliche 
Allgemeinbehandlung (ohne irgend welche örtliche Inangriffnahme des .Leidens), 
die sich unter dauernder Anwendung der 1-Binde, verstärkt durch Compreffen, 
über Nacht, sowie lauer Abreibung Morgens und Abends, aus täglichen Ganz 
packungen, abwechselnd mit Kastenbädern (Anfangs nur solche der Beine), 
später Halbbäder, entleerenden und kleinen Klystieren, Ausspülungen im Sitz 
bade, später noch die aufsteigenden, warme Douche und allgemeiner Massage, 
wie vegetarischer Kost unter Enthaltung aller Reizmittel, zusammensetzte, brachte 
sowohl die örtlichen Krankheitserscheinungen, als auch die allgemeinen Be 
schwerden zum Schwinden; die Menstruation wurde regelmäßig, die Ausschei 
dungen verloren sich, auch diejenigen auf der Haut, die trübe Stimmung wich 
einer gleichmäßigen, heiteren Gemütsverfassung, das Aussehen wurde ein 
blühendes, das Körpergewicht nahm zu, und Patientin, welche beim Eintritt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.