Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

große von ihr drohende sociale Gefahr für den gesammten Bestand 
des Staates in voller greller Beleuchtung sichtbar werden zu lassen. 
Aber die Parteilosigkeit erfordert, daß wir einen schwachen Lichtblick hinzu 
fügen, der wenigstens zeigt, daß nicht alle unsere medicinischen Autoritäten blind 
sind gegen die Vorzüge der Naturheilkunde, wenn auch vorläufig nur in be 
stimmten Einzelfällen. 
4. Eine im Ausland wohnende Dame kam im Januar 1888 nach 
Deutschland, um sich von einem im Wochenbette entstandenen Leiden, große 
Balggeschwulst, welche viele Blutgefäße, Nerven u. s. w. einschloß, heilen 
zu lassen. Die Ansichten der Mediciner gingen sehr auseinander, die meisten, 
so ein Profissor in D. und ein Profisior in B . . ., wollten operieren. Die 
Dame hatte kein rechtes Vertrauen zur Operation und sprach auch bei uns vor. 
Wir rieten zu einer einfachen Naturkur mit Dampfkasten, Halbbädern, 
Sitzbädern, Dampskompressen und Massage. Da aber die Möglichkeit 
einer entstehenden Eiterung die D§ime mit Furcht vor Blutungen erfüllte, 
wie solche schon früher einmal eingetreten, und ehre Mutter, einst in Berlin 
glücklich operiert wurde, so beschloß sie, nach Berlin zu reisen und dort eine 
Autorität ersten Ranges, Professor v. B., zu befragen. Der Professor riet 
von jeder Operation entschieden ab und empfahl Dampfkompressen 
und Massage! Diese wurden jetzt angewendet und die Kranke befindet sich 
dem Vernebmen nach aus der Besserung! 
Über Ohrenleiden und deren naturgemäße 
Behandlung. 
von Dr. meä. Max Böhm. Wiesenbad i. S. 
Dasjenige Organ, welches die Aufgabe hat, die schwingenden Bewegungen 
der Luft im Gehirne als Gehürsempfinvung zur Wahrnehmung zu bringen, 
ist das Ohr. Nur sein unwichtigster Teil, die Ohrmuschel und eine Partie des 
mit ihr verknüpften äußeren Gehörganges sind ohne Weiteres sichtbar. 
Die Ohrmuschel ist bei fast allen Menschen anders gestaltet; es giebt bei 
näherer Betrachtung kaitm zwei Personen, welche vollkommen gleichgebaute 
Ohrmuscheln besitzen; auch steht sie bei diesem mehr, bei jenem weniger ab, ist 
bei emem größer, als bei anderen. Ob sie, für den Menschen wenigstens, einen 
besonderen physiologischen Zweck hat, ist noch zweifelhaft; einige glauben, daß 
sie vermöge ihrer Elasticität gleichsam als Resonator (Schallverstärker) diene, 
andere nehmen an, daß sie zum besieren Auffangen der Schallwellen, also 
gleichsam als Luftfang angebracht sei. Personen jedoch, denen beide Ohr 
muscheln durch irgend einen Umstand (z. B. Erfrierung, Säbelhieb. Operation, 
Strafen in China) verloren gegangen sind, haben darum nicht schlechter gehört. 
Bei Hunden allerdings hat das jedes vernünftigen Grundes entbehrende, grau 
same ..Ohrenabschneiden" — eine lächerliche Verbesserung der Natur — viele 
Ohrenerkrankungen im Gefolge, da bei diesem Tieren die Ohrmuschel vor ein 
dringendem Staub einen Schutz bietet, gleichsam als Staubbrille dient. Immerhin 
aber, wenn wir etwas genauer hören wollen, richten wir mit den Händen die 
Ohrmuscheln nach der Richtung, von welcher der Schall ausgeht. Selbst 
thätig, wie etwa die Pferde und Hunde, können wir nach dieser Hinsicht 
unser Ohr nicht gebrauchen, wiewohl einzelne Personen im Stande sind, die 
Ohrmuscheln in geringem Grade ohne Zuthun zu bewegen. Zu einer aus 
giebigeren Bewegung sind die Muskeln am menschlichen Ohre zu schwach entwickelt.
	        
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