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noch weit mehr als Ausscheidungsorgan des letzteren. Die Stoffe, welche
durch die Haut aus dem Körper ausgeschieden werden, sind aber nicht bloß
flüssiger, sondern auch dunst- und gasförmiger Natur, und bilden solche Stoffe,
welche als abgenutzt und unbrauchbar für den Körper aus letzterem enfernt
werden müssen, wenn er gesund bleiben soll. Aus der großen Anzahl — gegen
sieben Millionen — der Schweißdrüsen des menschlichen Körpers läßt sich ein
Schluß ziehen auf die hohe Bedeutung der Haut als Absonderungsorgan, somit
auch auf den Wert, welchen die Pflege dieses Organs für die Belebung und
Neukräftigung eines geschwächten Nervensystems haben muß. Kein Mittel eignet
siw aber, wie die Erfahrung lehrt, zur Pflege der Haut besser, als reines,
gutes Wasser von entsprechender Wärme. Da man bei der Behandlung
der Nervenschwäche es mit einer mehr oder weniger empfindlichen Haut zu thun
hat, so wird die Form der Wasseranwendung nur die denkbar mildeste sein
müssen, um nur wohlthuend anzuregen, aber niemals aufzuregen oder aufzu
reizen. Man erreicht dies zunächst durch eine Temperatur des Wassers, welche
möglichst genau der Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Haut des Kranken
angepaßt ist; dieselbe wird daher, besonders zu Anfang der Kur, nicht sehr viel
weniger als die Blutwärme, am allerwenigsten aber kalt sein dürfen. Als
Form der Wasservcrwendung eignet sich am besten die Abwaschung resp. Ab
reibung und das Vollbad. Die Abwaschung ist die einfachste Form, welche jeder
Mensch, und wenn er noch so unbemittelt ist, an sich regelmäßig vornehmen
kann. Am besten eignet sich hierzu die Morgenzeit gleich nach dem Aufstehen.
Vor dem Beginn muß natürlich erst alles gehörig dazu vorbereitet sein. Hierzu
gehört zunächst ein Waschbecken voll Wasser mit einer Anfangstemperatur von
etwa 25° R, die sich leicht mit Hilfe eines einfachen Thermometers durch
Mischen von kaltem Wasser mit einer genügenden Portion heißen Wassers bestimmen
läßt; ferner ein Handtuch von mehr oder weniger feinem Gewebe je nach der
Empfindlichkeit der Haut oder ein Schwamm zum Waschen und ein größeres
Handtuch oder auch zwei dergleichen zum Abtrocknen; dann eine kurze wollene
Decke, um mit den entblößten Füßen sich darauf stellen zu können, und endlich
ein genügend warmer Raum, in welchem sich der gegen Erkältung sehr empfind
liche Kranke ohne weitere Gefährdung seines dermaligen Zustandes waschen und
dann wieder ankleiden kann. Ein kleines Handtuch zum Waschen dürfte dem
Waschschwamme aus doppelten Gründen vorzuziehen sein, einmal, weil man
mit ihm direkt kräftiger auf die Haut wirken, das andere Mal aber, weil man
mit demselben, indem man es an beiden Enden anfaßt und ausspannt, auch
die Rückseite des Körpers gleichmäßig waschend bearbeiten kann.
(Fortsetzung folgt).
Ärzte und Apotheker in der guten alten Zeit.
Studie von A. Stanislas.
So alt wie die Menschheit selbst sind ihre Krankheiten und Gebrechen, und nicht
minder alt ist auch das Bestreben, Mittel zu deren Heilung ausfindig zu machen. Alter und
Lebensweise, klimatische Einflüsse, die Berufsthätigkeit und zahllose andere Ursachen sind
bestimmend für die Art und den Grad des Übels; unzweifelhaft bestehen bleibt nur eins,
daß nämlich Krankheiten ebensowenig wie der Tod jemals ganz aus der Welt verschwinden
werden.
Die fortwährende Thätigkeit der Organe im menschlichen Körper bedingt an und für sich
schon ein Abnützen derselben und das schließliche Aufhören aller Thätigkeiten, ganz abgesehen
von äußerlichen Störungen und Schädigungen der Lebensthätigkeit. Wenn Gesundheit das
harmonische Zusammenwirken der Organe ist, so bedeutet Krankheit weiter nichts als eine
Trübung dieser Harmonie, und der Tod endlich vernichtet sie völlig und für immer. Die