Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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halten bei Vollsaftigen, zu Kopf- und Brustcongestionen Geneigten, bei fetten 
Personen, wie anderseits auch bei Schwächlichen und Zarten, Kränklichen, ob 
schon sich gerade bei solchen durch methodische, vorsichtige Leibesübungen die 
größten Vorteile für die Gesundheit erzielen lassen. 
Was nun die Formen der Bewegung selbst betrifft, so unterscheiden wir 
im allgemeinen die Körperübungen im weiteren Sinne von den Leibesübungen 
im engeren Sinne; die letzteren finden im Turnen und in der Gymnastik ihre 
methodische Ausbildung. 
Die Bewegungsarten teilen wir ein in aktive, passive und in Wider 
standsbewegungen. 
Betrachten wir zunächst die aktiven Leibesübungen. 
1. Gehen. Von allen Leibesübungen ist das Gehen die natürlichste, 
einfachste und leichteste. Das Gehen beruht auf einer abwechselnden Ueber- 
tragung der Körperschwere von einem Beine auf das andere, während zugleich 
die Beine den Ort wechseln und sich vorwärts bewegen. Die Langsamkeit und 
gleiche Verteilung der Bewegung ist der Art, daß viele Muskeln in größerem 
und geringerem Maße beschäftigt sind, jede wirkt in Eintracht mit den übrigen 
und sämtliche Kräfte des Körpers bleiben zusammen. Daher kann das 
ganze Tempo der Bewegung schneller oder langsamer sein, ohne die Einheit 
der Teile, oder das Gleichgewicht des Ganzen zu stören. Aus diesem Grunde 
verrät der Gang so viel von dem Charakter des Gehenden. Er ist leicht und 
munter bei Frauen und Kindern, fest und ernst bei Männern und älteren 
P rsoiien, rasch und lebhaft bei dem Sanguiniker, schwer bei dem Phleg 
matiker u. s. w. Das Gehen auf weichem und ebenem Boden im mäßigen 
Schritt ist eine Bewegung, die man ohne alle nachteilige Folgen vornehmen kann. 
Sie ist vortrefflich geeignet für Reconvalescenten, die eine stärkere Anstrengung 
noch nicht wagen dürfen. 
Ueberhaupt soll auch hier der Grad von Muskelanstrengung den Kräften 
entsprechen. Jüngere und Ungeübte, Schwächliche dürfen anfangs nur kleine 
Touren ausführen, und die Anstrengung sollte dabei niemals, am wenigsten in 
jüngeren Jahren, zu wirklicher Erschöpfung getrieben werden. — Menschen mit 
langen, platten Füßen und wenig vorstehenden Hackenknochen sind schlechte 
Fußgänger. 
2. Laufen. Laufen ist nicht ein schnelles Gehen, sondern es ist ein 
Mittelding zwrschen Gehen und Springen. Eigentlich ist das Laufen ein be 
ständiges Fallen, welches nur durch das Niedersetzen des vortretenden Fußes auf 
gehalten wird, worauf jedoch sogleich wieder der Schwerpunkt des Körpers 
durch Vorwerfen des anderen Fußes vor den Körper gebracht wird. Nicht die 
unteren Teile des Körpers allein sind beim Laufen in Bewegung, obgleich die 
hauptsächlichste Anstrengung auf sie fällt. Während der ganzen Zeit des Laufens 
sind die Muskeln der Schultern und der Arme beständig und stark angespannt, um 
die Brust unbeweglich zu erhalten, deren Muskeln sich ebenfalls in heftiger Spannung 
befinden. Der Grad der Schnelligkeit muß übrigens im Verhältnis zu der 
Länge der Schritte stehen. Zu langsame und zu große, wie auch allzu schnelle 
Schritte können gleich nachteilig werden. Die Schnelligkeit und noch mehr die 
Ausdauer im Laufen steht im Verhältnis zur Entwtckiung der Lungen und 
der Menge des Sauerstoffes, der bei jedem Atemzuge in sie gelangt, um mit 
dem Blute vermischt zu werden. Der beste Läufer wird stets der sein, der 
tüchtig mit seinem Atem aushallen und die Lungen am längsten mit Luft 
angefüllt erhalten kann. 
Während der ganzen Zeit des Laufens sind langes und volles Einatmen
	        
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