Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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den Lesern des „Naturarztes", aus deren Reihen ich eine unzählige Menge Zustimmungs« 
schreiben erhalten, folgende Bemerkungen machen. 
Ich bin Arzt geworden, schon von Jugend an von dem idealen Gedanken geleitet, 
für die kranke Menschheit recht viel Gutes leisten zu wollen — der Broterwerb wäre mir auf 
andere geplante Weise leichter, schneller und besser zu teil geworden — und gilt mir daher 
die Heilung meiner Patienten als oberster Grundsatz. Daß dieser Grundsatz durch die 
naturgemäße Heilmethode am ehesten und besten erreicht werden kann, glaube ich wohl in 
meinem Artikel genügend auseinandergesetzt zu haben. Ob aber diese Behandlungsmethode 
bei der Bevölkerung in Schlesien, die zum größten Teil dieses Verfahren kaum dem Namen 
nach kennt, da ja erwiesenermaßen die Anzahl der Leser des Naturarztes etwa 500 sind, 
auf die von Herrn Voigt geforderte Art ins Werk gesetzt werden kann, werden alle mit 
unseren Verhältnissen Vertraute unter allen Umständen verneinen müssen. 
Es ist selbstverständlich — nur Herr Voigt hat aus lauter Voreingenommenheit, da 
es ihm scheinbar nur darauf ankam, seinem gepreßten Herzen durch einen rabulistischen 
Artikel gegenüber einem „allopathischen Naturarzte" Lust zu machen, davon in meinem 
Artikel nichts gefunden —, daß nicht blos alle Anhänger der Naturheilmethode, deren ziemlich 
viel von auswärts mich konsultieren kommen, von mir mit deren Faktoren behandelt werden, 
sondern daß auch in dem von mir geleiteten Krankenhause nur naturgemäße Anordnungen 
getroffen werden, wovon die daselbst auf meinen Artikel hin mehrfach behandelten Patienten 
sich wohl selbst überzeugt haben*). 
Freilich zu den Naturärzten in Sachsen und an allen den Orten, wo ein größerer 
Verein besteht, kommen nur solche, die eben naturgemäß behandelt werden, oder höchstens 
noch diejenigen, die bei allen anderen Aerzten herum sind und schließlich ihr Heil auch bei 
einem Naturarzte versuchen wollen. Können darum diese Herren anders als naturgemäß 
behandeln? Wenn ich einen anderen Beruf als den eines praktischen Arztes hätte und nur 
noch nebenbei zum Vergnügen, oder was wahrscheinlicher, weil es ja an manchen Orten eine 
ganz ergiebige Nebeneinnahme-Quelle bilden mag, das Gewerbe eines sogenannten Natur 
arztes betriebe, so würde ich ganz gewiß auf mein Aushängeschild die Worte schreiben: 
„Ich kuriere nur mit Wasser." Da dem aber nicht so ist, und weil hauptsächlich die Anzahl 
der Anhänger in unserem Schlesierlande eine so verschwindend kleine ist, versuche ich auf 
meine Weise — warum soll man selbst in der Behandlung der Patienten nicht diplomatisch 
verfahren, wie mir vor kurzem ein sehr angesehener und warmer Anhänger der Naturheil 
methode aus Sachsen schrieb — der naturgemäßen Behandlung Eingang zu verschaffen**). 
Hierbei möchte ich alle diejenigen, welche nicht voreingenommen sind, fragen, ob 
es intellektuell oder ethisch von mir gehandelt ist, wenn ich einem Patienten, welcher für seine 
Leiden naturgemäße Anordnungen erhalten, noch außerdem ein Recept mit auf den Weg 
gebe, da ich die positive Ueberzeugung habe und es aus Erfahrung wech, daß er das Ver 
ordnete nicht macht, wenn er nicht zugleich etwas aus der Apotheke verschrieben bekommt. 
Denn verschreibe ich dem Patienten nichts, so geht er, wie ich unzählige Beispiele 
aufzählen kann, von mir direkt zum nächsten Arzte, wo er denn allerdings die obligaten Gift 
mittel verschrieben erhält. Nur um dies zu verhindern, um also den Kranken vor den schäd 
lich en Arzneimitteln zu schützen, verschreibe ich irgend einen Thee oder eine Limonadenmixtur. 
Und daß man in meinem Bezirke bereits sehr wohl weiß, welches für mich die heil 
machenden Faktoren bei der Behandlung sind, geht wohl aus der oft genug gehörten Be 
merkung hervor von Patienten, die von hier nach Breslau zu Spezialisten fahren: „Ach was 
zum Dr. Körner gehe ich erst nicht, der behandelt mich ja doch nur mit Wasser und Hunger". 
Also, geehrter Herr Voigt, der kalte Wasserstrahl dürfte Ihrem zur Rabulistik so sehr 
leicht geneigten Gehirn dienlicher sein, als mir, der ich, ohne ein Apostel nach Ihrem Sinne 
zu sein, oder auch nur sein zu wollen, unsere Sache, mögen Sie darüber noch klotziger werden 
als Sie es jetzt schon sind, von einem durchaus nüchternen und praktischen Standpunkte 
betrachte. Dr. meä. Körner, prakt. Arzt, Dyhernsurth. 
An Herrn Gustav Voigt-Plauen. 
Eine Antwort von Philo vom Walde. 
Unseren Lesern ist der Dr. Körnerffche Artikel „die Naturheilmethode in den Händen 
des Landarztes" gewiß noch in bester Erinnerung. Der Verfasser führt darin zwei strittige 
Punkte an: 1. sagt er, daß er in solchen Fällen, wo er fest voraussieht, daß Wasser-Kur- 
formen allein nicht angewendet werden, noch irgend ein unschuldiges Tränklein (Himbeersaft, 
Thee) dazu verschreibt — und 2. daß viele Ärzte unseren Bestrebungen fernbleiben, weil 
*) Da uns Herr Dr. Körner vielfach als überzeugtester Anhänger unserer Methode 
genannt wurde, luden wir ihn zur Mitarbeiterschaft ein. D. Red. 
**) „Seid klug wie die Schlangen!" sagt Christus. D. Red.
	        
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