Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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saure Milch (wegen ihrer Nahrhaftigkeir, leichten Verdaulichkeit, abführenden 
Wirkung, geringen Zuckergehaltes und endlich zur Befriedigung des Durstes) 
und etwas Semmel. Mittags: Ein Blattgemüse mit ein bis zwei Kartoffeln, 
zwei bis drei Eiern (Spiegeleier, Rühreier, pflaumweiche Eier u. s. w.) mit 
etwas Semmel, ungezuckertes Compott, Salat oder ein bis zwei reife Früchte. 
Abends: Einen kleinen Teller eines steifen Breies (nach von Düring gekocht), dazu 
Spargel, Blumenkohl und dergl., in Wasser gekocht, mit Butter überschüttet, 
als Gemüse, Bohnen- (grüne), Endivien-Kopfsalat und ein bis zwei Glas saure 
Milch. Um den an Fleisch allzusehr gewöhnten Patienten entgegenzukommen, 
kann man ihnen zwei bis drei Mal in der Woche den Genuß desselben gestatten. 
Neben der Diät spielt das Wasser einen wichtigen Factor bei der Heilung 
des Diabetes. Jeder Diabetiker muß alle Morgen 22° abgewaschen 
und mild abgerieben werden. Einmal, um die vollkommen niederliegende 
Hauttätigkeit anzuregen, dann aber auch, um der Carbunkel- und Furunkel-, 
sowie Brandbildung vorzubeugen. 
Jever Diabetiker muß täglich ein bis vier Klystiere für die 
Entleerung erhalten und im Anschluß daran 14° Behalteclystiere. 
Es ersetzen die Klystiere die günstige Wirkung des Carlsbader Wassers, beugen 
der Zuckerzersetzung im Darme und dadurch bedingtem coma diabeticum vor, 
befördern die Verdauung, mildern den Durst, so daß der Patient nicht allzuviel 
Wasser durch den Mund einführen braucht. Jeder Diabetiker muß täglich 
wenigstens sechs Mal gurgeln, um den schlechten Geschmack, die Trockenheit 
im Munde und den Durst los zu werden. 
Von sonstigen Wasserproceduren gebe man nur ein bis zwei Vollbäder 
in der Woche, 26°—24°, 6—8 Minuten lang. Zur Anwendung von Dampf 
proceduren in den ersten Wochen, oder bei geschwächten Patienten rate ich nicht 
zu greifen; erst im vorgerückteren Verlaufe der Cur gehe man zu milder 
Dampfanwendung über. 
Als dritten, mächtigen Heilfactor empfehle ich eine gründliche, tägliche 
Massage und Gymnastik. Der Stoffumsatz, also auch für Zucker, in den 
Muskeln und Lymphbahnen wird dadurch günstig beeinflußt. Die Unterleibs 
massage besonders soll Magen und Darm, die wichtigsten Organe für eine 
abnorme Zuckerbildung, anregen. Die Maffage bei Diabetikern ist auch von 
anderer Seite, z. B. von vr. Aye-Berliu in einer der letzten Nummern 
der „Berliner klinische Wochenschrift" dringend empfohlen worden. Die Brust 
gymnastik hat den Zweck, die Sauerstoffaufnahme zu erhöhen, die roten Blut 
körperchen besonders nach dieser Richtung hin zu fördern, damit sie eine 
lebhaftere Verbrennung hervorzubringen im Stande sind. Aus ebendemselben 
Grunde empfiehlt sich Diabetikern der Aufenthalt in sauerstoffreicher Waldluft. 
Luft- und Sonnenbäder haben für die Heilung des Diabetes einen hohen 
Wert. Namentlich verspreche ich, für meine Person, viel von milden Sonnen 
bädern. Die Versuche, die ich angestellt habe, die allerdings noch nicht so 
zahlreich sind, um mathematische Daten angeben zu können, aber immerhin, 
beachtenswert sind und zu erneuten Versuchen auffordern, sind glänzend 
belohnt worden. Durch rein theoretische Betrachtungen wurde ich auf die 
Anwendung von Sonnenbädern bei Diabetes gebracht: Zu einer bestimmten 
Zeit nämlich ist die grüne Erbse in der Schote ungeheuer zuckerreich; läßt mau 
die Juli- und Äugustsonne darauf scheinen, so entwickelt sich allmählich die 
eiweißreiche, — dafür zuckerarme Erbse. Zu einer gewissen Zeit ferner ist 
das gesamte Obst sehr sauer, viele aromatische und einige Fettsäuren - 
enthaltend, — läßt man Monate oder Wochen lang die Sonne das Obst 
bescheiuen, — so wird es süß, zuckerreich. Man ersieht hieraus, daß die Sonne,
	        
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