Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Häufig wird der tätliche Ausgang durch eine Pyämie und Septicämie 
(Blutvereiterung) herbeigeführt, die im Anschlüsse an große Karbunkel eintritt. 
Was den Verlauf der Zuckerkrankheit anbetrifft, so ist er in den meisten 
Fällen ein chronischer und erstreckt sich durchscknittlich auf einige Jahre, und 
selten endigt das Leiden schon nach einem Bestände von einigen Monaten 
tätlich. Die meisten Autoren geben als Mittel für das Bestehen der Krank 
heit bis zum Ende V2 —3 Jahre an, jedoch sind mir Fälle von Diabetes 
bekannt, die sich auf zwei Jahrzehnte erstreckten, wobei der Patient sich 
stets leidlich wohlbefand. 
Hinsichtlich der Heilbarkeit des Leidens weichen die Ansichten der Autoren 
sehr ab; während die einen den Diabetes für fast unheilbar erklären (Seegen 
will unter 100 Fällen nie eine vollständige Heilung gesehen haben), geben 
andere Autoren leidliche Prozentsätze von geheilten Fällen an (Cantani will 
unter 218 Fällen 102 Heilungen, darunter 50 ganz sichere, beobachtet haben). 
Ans interessieren besonders die Beobachtungen Dr. von Düring's, der unter 
167 Fällen 70 als geheilt entließ, bei denen nach brieflichen Mitteilungen 
kein Rückfall eingetreten ist, 21 als geheilt, ohne weitere Nachricht. Dieses 
Ergebnis, erzielt durch eine naturgemäße Behandlung der Zuckerkrankheit, giebt 
zu Nachdenken Veranlassung; leider erstreckt sich die Beobachtung von Düring's 
auf die geheilten Fälle hin durch seinen Tod nur auf fünf Jahre. Da die 
Naturheilmethode seit von Düring's Tod wesentlicheFortschritte wie Veränderungen 
erfahren hat, so können wir als sicher annehmen, daß für die Zukunft für die 
Heilung der Zuckerkrankheit sich noch viel günstigere Aussichten eröffnen. 
Nach meinen eigenen Erfahrungen als Anstalts- und Privatarzt kann 
ich immerhin ziemlich sorglos der Zukunft entgegen sehen. Aller 
dings will ich meine diesbezüglichen Erfahrungen erst späterhin ausführlicher 
beschreiben, wenn die Zahl der Fälle eine zu Schlüssen berechtigende und die 
Beobachtung der geheilten Fälle genügend sein wird. 
Es ist wohl selbstverständlich, daß sich die Heilung eines so tief einschneidenden 
Leidens, das sich so mannigfaltig offenbart, nicht einseitig, durch ein Specificum 
etwa herbeiführen läßt. Wie traurig gestalten sich z. B. nach dieser Richtung 
hin die Ergebnisse einer für Diabetes üblichen absoluten Fleischdiät mit Carls 
bader Brunnenjauche? Es soll nicht geleugnet werden, daß vorübergehend 
einige Erleichterung, zumal Verminderung des Zuckergehaltes im Harne der 
Diabetiker, erreicht wird,— aber dieThatsache, daßDiabetiker alljährlich nach 
Carlsbad müssen, beweist, daß eine Heilung nicht erreicht wurde. Auch ist 
es für die Patienten ein Ding der Unmöglichkeit, auf die Dauer absolute 
Fleischkost beizubehalten, erstens wegen des entstehenden Ekels vor dieser Haupt 
nahrung und zweitens wegen auftretenden Scorbuts (Blutzersetzung), so daß 
die Unglücklichen zu dem ersten Übel noch ein zweites, ebenso schlimmes erhalten. 
Immerhin muß zugegeben werden, daß auf die Regelung der Diät ein 
Hauptwert gelegt werden muß. Da nachgewiesenermaßen beim Diabetiker 
Zucker aus Eiweiß und Kohlenhydraten entsteht, beide aber zu einer regel 
rechten Ernährung notwendige Erforderniffe sind, so werden wir nicht anstehen, 
den Patienten auch die freilich leichter in Zucker sich verwandelnden Kohlen 
hydrate zu verabreichen. Es kommt gar nicht darauf an, wie von verschiedenen 
Seiten darauf aufmerksam gemacht worden ist, daß der Zucker sehr schnell aus 
dem Harne schwindet, warum also dieses einzelnen, wenn auch hervorstechendsten 
Symptomes halber, eine einseitige Ernährungsweise wählen? Wenn wir die 
Hülsenfrüchte nach den Angaben von Düring's kochen, verträgt sie auch der 
Diabetiker. Man lasse sie */ 4 —V 2 Tag in Wasser aufweichen und drei Stunden 
Lochen. Der Tisch des Diabetikers gestalte sich etwa so: Früh : ein bis zwei Glas
	        
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