Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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welche zeigen werden, wie sehr einfach auf der einen Seite die symptomatische 
Behandlung nach der hier in Rede stehenden Methode zu handhaben, wie leicht 
andrerseits aber Verwechslungen sehr verschiedener Krankheiten vorkommen 
können, und wie schädlich ein auf solche unrichtige Diagnosen gegründetes 
medicinisches Verfahren werden muß, während sich bei Anwendung der 
Naturheilmethode keinerlei Nachteile ergeben. 
Bekannt ist, wie oft bei Lähmungen nicht nur Irrungen bezüglich des 
Sitzes und der Ursache derselben, sondern selbst bezüglich der Gliedmaßen, 
auf welchen das Thier lahmt, vorkommen. Ich habe davon eine Menge Beispiele 
gesehen und entschuldbar sind solche Irrungen, namentlich bei rheumatischen 
Lähmungen, wo in der That der Sitz des Schmerzes häufig ziemlich rapide 
wechselt. So war vor 1 */ 2 Jahren ein edles Pferd, welches an chronischer 
Hufrollenentzündung litt, 5—6 Monate, natürlich ohne allen Erfolg, bald 
als bug-, bald als sehnenlahm behandelt worden. Ein von mir selbst buglahm 
gekauftes, sehr edles Reitpferd wurde, nachdem es nach meinem Heilverfahren 
von jenem Leiden völlig geheilt und schon mehrere Monate wieder geritten 
war, abermals auf demselben Fuße lahm. Wie leicht zu denken, wurde, was 
ja auch nahe lag, ein Rückfall in die alte Buglähme vermutet. Als 
jedoch ein erneuertes Wasserheilverfahren, mehrere Wochen hindurch fortgesetzt 
kein Resultat ergab, war ich in der Lage, selbst daT Thier genauer untersuchen 
zu können und fand nunmehr Zwanghuf als Ursache des Lahmgehens. Nach 
dem darauf das, sehr lang gewachsene und verengte Vorderhufe zeigende Tier 
von den Eisen befreit (was fehlerhafter Weise während der letzten, gegen die 
vermeintlich zurückgekehrte Buglähme gerichteten Behandlung nicht geschehen 
war), die Hufe verkürzt und einige Wochen feucht eingeschlagen worden waren, 
verlor sich die Lahmheit völlig. Welchen Schaden würde in diesem Falle eine 
nun in Folge der ersten unrichtigen Diagnose etwa verordnete scharfe Ein 
reibung in die Buggegend oder ein Haarseil angerichtet haben! 
Bei einem, als an Blasen-Kolik erkrankt, in Behandlung genommenen 
Pferde zeigte sich nach 48ständiger Wasserbehandlung deutlich, daß eine acute 
Nierenentzündung mit Blutharnen vorlag und das Thier genas nach weiteren 
3 Tagen bei ganz derselben Behandlung, welche ursprünglich gegen die 
vermutete Kolik eingeleitet, aber den vorliegenden objektiven Symptomen, 
Schmerzen in der Nierengegend, Harnverhaltung u. s. w. angepaßt worden war. 
(Fortsetzung folgt.) 
Über die Zuckerkrankheit. 
Von Dr. insä. Max Böhm, Wiesenbad i. S. 
Zu den Leiden, deren Kenntnis und Verbreitung erst in den letzten Jahr 
zehnten bekannter geworden ist, das durch seinen Verlauf alle damit Behafteten 
in die unangenehmste Lage versetzt, gehört die Zuckerkrankheit, Diabetes mellitus. 
Die Litteratur über dieses Leiden ist in den letzten Jahren ungeheuer an 
geschwellt, aber trotzdem ist ein eigentlicher Fortschritt in Bezug auf die Er 
kennung der Ursache und auf die Behandlung nicht gemacht worden. Die 
Mehrzahl der Forscher und Aerzte hat noch immer die Leber als die Zucker 
krankheit verursachendes Organ im Verdachte und wendet noch immer als Hilfs 
mittel der Diabetes mellitus die von Rollo festgesetzte Kur, bestehend in fast 
ausschließlicher Fleischnahrung im Bunde mit Opiaten an; ein anderer Teil der 
Aerzte schickt, die Ohnmacht in Bezug auf die Behandlung des Leidens ein 
sehend, nach Karlsbad; ein dritter Teil endlich macht mit allerlei Droguen 
Versuche, ohne jedoch irgendwie einen größeren Erfolg zu erreichen.
	        
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