Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Durch einen direkten Airtrag der gesammten Vereine für das Naturheilverfahren 
«n den Reichstag könnte vielleicht doch etwas erreicht werden. — Das Volk 
'soll Brot haben, keine unnötigen Droguen und Arzneien! 
Ein $a\l von Nierenentzündung mit 
Massersucht, ■% 
der während die Schwangerschaft entstanden — allopathisch aufgegeben, 
phfsiatcisch geheilt. 
Von Or. Schreiber, prakt. Arzt und Augenarzt, Cottbus. 
Wenn die herrschende Schulmedicin in der Behandlung der Nierenent- 
* Zündungen nicht allzu glücklich ist, so gilt dies besonders in den während der 
Schwangerschaft sich einstellenden Fällen. Die Vornahme der künstlichen Früh 
geburt, eine zwei Menschenleben gefährdende Operation, wird als einziges 
Aushilfsmittel empfohlen. Der verstorbene berühmte Professor Schröder schrieb 
über den fraglichen Gegenstand in seinem Lehrbuch der Geburtshilfe folgender 
maßen: „Akute Nephritiden (Nierenentzündungen) treten besonders häufig wäh 
rend der Schwangerschaft auf, heilen nicht leicht, so lange die Schwangerschaft 
andauert, während sie nach Ausstoßung des Eies wenigstens der Regel nach in 
vollkommene Genesung ausgehen. Wenn also in den früheren Monaten der 
Schwangerschaft Nierenentzündung auftritt, so steht die Sache so, daß, wenn 
die Schwangerschaft andauert, das Leben der Mutter durch den Ausbruch seröser 
Transsudationen und urämischer*) Zustände in hohem Grade gefährdet ist, 
oder daß wenigstens bei der langen Dauer der Erkrankung Veränderungen der 
Niere sich ausbilden, die, wenn schließlich die Geburt erfolgt, nicht mehr rück 
gängig werden, sondern in chronische Nierenentzündung, deren Prognose (Bor- 
khersage) bekanntlich sehr übel ist, ausgehen. 
Auch die Frucht geht schon während der Schwangerschaft oder bei der 
Geburt unter diesen Umständen meistens verloren. Die Gefahren für die 
Mutter werden um so größer und die Chancen, daß ein lebensfähiges Kind 
geboren wird um so geringer, in einer je früheren Zeit der Schwangerschaft 
die Nierenentzündung auftritt. Wird hingegen die Schwangerschaft unterbrochen, 
so ist gegründete Aussicht, daß die Nephritis (Nierenentzündung) wieder voll 
kommen rückgängig wird.'^ Diesen herrschenden Anschauungen gegenüber betreffs 
der in Rede stehenden Krankheit sei es mir gestattet, die Leistungstüchtigkeit 
und Ungefährlichkeit der phyfiatrischen Heilweise (Naturheilmethode) an einem 
Falle praktisch darzulegen. 
Die Frau des Buchdruckereibesitzers D. zu Sp. erkrankte während der 
Schwangerschaft im December 1888 unter den Erscheinungen einer sich allmäh 
lich entwickelnden Nierenentzündung. Vornehmlich schwollen die Beine beträcht 
lich an. 
Der zunächst consultirte Arzt zu Sp. erklärte, nichts dagegen thun zu 
können, da die Krankheit durch die Schwangerschaft bedingt sei. 
Er verordnete Gummibinden, im übrigen die übliche, sogenannte kräfti- 
*) Urämie bedeutet Überladung des Bluts mit Harnbestandteilen und kommt dieselbe 
bei Nierenkrankheiten zuweilen vor. Erscheinungen der Urämie sind Kopfschmerz oder Krämpfe 
oder Bewußtlosigkeit.
	        
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