Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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erkannte und keine absolute Hoffnungslosigkeit aussprach, obwohl er meinte, 
erst in 4 Wochen werde es sich zeigen, was zu erwarten sei. Nach meiner 
Voraussage war aber die vierte Woche der Zeitpunkt, da es sich entscheiden 
mußte, ob es der Genesung oder der Auflösung zugehe. Dieser Zeitpunkt 
war bereits um eine Woche überschritten, dennoch schüttelte der Hausarzt be 
denklich den Kopf und wollte von einer eigentlichen Besserung nichts wissen, 
sondern nahm nur^cinen augenblicklichen Stillstand an. Dies zeigt uns deutlich, 
daß schwere Krankheiten unter medizinischer (oder chemischer) Be 
handlung wesentlich ungünstiger als unter naturgemäßer (physikalischer) 
Behandlung verlaufen, so daß unsere gegenseitigen Rechnungen hierüber nie 
stimmen können, o)er mit andern Worten: Die Diagnosen und Prognosen 
der Medizinärzte sind für uns Naturärzte nicht maßgebend. 
Am 26. Oktober schrieb Herr H.: „Endlich kann ich Ihnen melden, daß 
der starke, anhaltende Husten, welcher meine Frau so lange quälte und ihr 
den Schlaf raubte, nachgelassen hat. Zwar giebt sie noch Schleim ab, aber 
ohne Anstrengung, nur mit gelindem Räuspern. Seit ca. 6 Tagen erfreut 
sich meine Frau eines ruhigen, andauernden Schlafes, wodurch ihr Aussehen 
sich schon etwas gebessert bat. Sie war schrecklich herabgekommen, erbarmungs 
würdig zum Ansehen. Der Appetit hat sich bedeutend gehoben, Patientin 
verlangt ziemlich viel Nahrung, welche ihr mit Freuden gereicht wird. Fieber 
ist nach meiner Meinung keins mehr vorhanden, denn vom 17. bis 25. 
schwankte die Bluttemperatur morgens zwischen 36,6 und 37,1; abends 
zeigte sie noch 37,9. Der Puls ist auf 88 zurückgegangen, Stuhlgang normal. 
Körperschwäche ist freilich noch vorhanden, was jedoch nach einem solchen 
Krankheitsprozcß nicht auffallend ist. Meine Frau bekommt jetzt noch morgens 
9 Uhr nach dem Schweißbad eine Mantelabrcibung mit 17°, dann nach guter 
Erwärmung die Brustumschläge. Sollen wir jetzt abends auch noch eine 
Mantelabreibung geben?" Also just 1 Woche, nachdem Prof. N. erklärt hatte, 
„in 4 Wochen werde sich erst zeigen, was wir zu hoffen haben", befand sich 
Patientin in voller Rekonvalescenz. Giebt dieses Resultat nicht einen deutlichen 
Beweis, welch herrliche Unterstützung die Naturheilkunst dem kranken Organismus, 
d. i. der mit abgelebter Materie kämpfenden Lebenskraft, gewährt?! 
Meine Antwort lautete: „Zu meiner großen Befriedigung lautet Ihr 
dritter Bericht so erfreulich, wie ich kaum erwarten durfte. Wenn nicht ganz 
unvorhergesehene Zustände sich einstellen, so ist Patientin gerettet. Die Abend- 
Applikation können Sie nun fortlassen, so lange der Husten nicht etwa stärker 
wird oder neues Fieber auftritt, was wenig wahrscheinlich ist. Die Morgen- 
Applikation behalten Sie noch bei, allein Sie dürfen dieselben modifiziren, 
wenn der Husten noch abnimmt, indem Sie nur jeden zweiten Morgen 
Schweißbad. an dem andern Morgen blos Abreibung geben. Ein oder zwei 
Tage vor Ihrem nächsten Bericht lassen Sie gest. feststellen, wie weit die 
Ausschwitzung zurückgegangen ist und ob in der Lunge eine Höhlung (Caverne) 
in Folge des ausgestoßenen Abszesses sich gebildet hat?" 
Am 9. November antwortete Herr H: „Die Ausschwitzung ist noch 
nicht kleiner geworden und eine Höhlung in der linken Lunge ist von den 
Aerzten als vorhanden bestätigt worden. Dieselben befürchten einen Nachschub, 
was ich nicht glauben kann, da die Bluttempcratur am Morgen stets zwischen 
36,6 und 36,8° und Abends 37 bis 37,2° C. zeigt, dabei der Husten ganz 
aufgehört hat, auch Schlaf, Appetit und Stuhlfunktion normal sind. Wir 
geben täglich noch eine Applikation morgens." 
Es ist begreiflich, daß während der heftigen Abszeßabsonderung der 
Organismus nicht auch zugleich die Aufsaugung der Ausschwitzung vollziehen
	        
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