Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

138 
gesund zu werden, als mit einer solchen zu früh in's Jenseits zra 
wandern." Meinen Auseinandersetzungen gemäß müßte ich, zwecks Erzählung 
des nachfolgenden Krankheitsfalles, die Überschrift umändern in: „Eine schwer 
brustkranke Dame, mit wahrscheinlich einer enormen Brusthöhlen-Ausschwitzung>. 
und einem Lungengeschwür behaftet." Ich lasse nun vorerst den Bericht des' 
Gatten der erkrankten Dame kolgen und füge dann zur Ergänzung hinzu, wie 
sich wohl der Vorgang entwickelt haben dürfte. 
Als ich am 25. Juni 1887, nach Vollendung einer Badekur in Veldes 
in Kram, nach Wien zurückkehrte, fand ich zwei meiner Kinder an den Masern 
erkrankt. Meine Frau, welche beinahe immer in der Krankenstube weilte und 
auch des Nachts die Kinder pflegen mußte, hatte sich hierbei erkältet und 
einen Husten zugezogen, der sehr hart anzuhören war. Der Hausarzt, welcher 
täglich zu den Kindern kam, verordnete Inhalationen; allein der Husten wollte 
nicht weichen. Am 11. Juli, einem windigen Tage, ließ sich meine Frau nicht 
abhalten, mehrere Besorgungen zu machen und kam in Schweiß gebadet nach 
Hause. Ob sie sich nun zu rasch umgekleidet und hiebei eine Erkältung er 
litt oder ob andere Ursachen vorlagen, kurz, am Abend klagte sie trotz, 
drückender Julihitze über Kälte und Schüttelfrost; in der Nacht schlug 
letzterer in glühende Fieberhitze um. Als ich am nächsten Morgen un 
serem Hausarzte besorgt meine Wahrnehmungen mitteilte, stellte derselbe 39,4° 
Ficberhöhe fest, meinte jedoch, er sei noch nicht in der Lage, die Natur der 
Krankheit zu bestimmen. Erst am 3. Tage, am 14. Juli, constatirte er eine 
linksseitige Lungen-Entzündung. Dies erfüllte mich mir schwerer Be 
sorgnis, da meine Frau im Jahre 1878 eine linksseitige Rippenfell Entzündung 
durchgemacht hatte und seit dieser Zeit sehr empfindlich war. Der Arzt gab 
wider das Fieber Chinin, doch es wollte nicht weichen. Endlich nach 2wöchent- 
lichem schweren Krankenlager durfte die Kranke am 24. Juli das erste Mal 
eine halbe Stunde außer Bett zubringen, war aber selbstredend sehr geschwächt. 
Der Appetit blieb ganz unbedeutend, auch ruhiger Schlaf wollte sich nicht ein 
stellen, da der Husten die Kranke unausgesetzt quälte. Bezüglich dieses letzteren 
frug ich wiederholt die Aerzte (ich hatte mittlerweile noch einen zweiten Arzt, 
Dr. K. gerufen), ob derselbe ein ungünstiges Zeichen sei, was mit der Motivierung 
vereint wurde, daß der Husten notwendig wäre, um die sich lösenden Schleim- 
maffen heraus zu befördern. 
Da sich meine Frau sehr langsam erholte, empfahl der Arzt einen Land 
aufenthalt. Wir gingen am 3. August nach Klagenfurt. Anfangs schien 
es, als ob die Genesung meiner Frau unter dem Einfluffe der stärkenden 
Luft Fortschritte mache. Das einfache Landhaus, welches wir bewohnten, auf 
einem mäßigen Hügel sonnig gelegen, nach rückwärts an einen Nadelwald 
grenzend, war für einen Genesenden in der That auch sehr geeignet. Ich führte 
bei günstigem Wetter meine Frau täglich ins Freie auf ein sonniges Plätzchen, 
wo sie auf einem bequemen Fauteuil, den Rücken angelehnt, gleichsam ein Luft 
bad nahm. Eigentümlicherweise wollte sich kein Appetit einstellen. Wir scho 
ben die Schuld auf den Husten, der sich jetzt sehr stark geltend machte.. Da 
aber der Wiener Hausarzt gesagt hatte, daß derselbe notwendig sei, so 
kam uns die Sache nicht weiter verdächtig vor, obwohl meine arme Frau 
manchmal des Nachts derart vom Husten gequält wurde, daß sie in Schweiß 
gebadet 2 bis 3 mal die Wäsche wechseln mußte. So kam der 9. September 
heran, an welchem Tage ich mit den größeren Kindern nach Wien reisen mußte, 
da die Schulen ihren Anfang nahmen. Meine Frau blieb zur weiteren Kräf 
tigung bei unseren Verwandten. 
Da! ich war noch keine 10 Tage in Wien, bekomme ich am 19. Sep-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.