Volltext: Der Naturarzt 1888 (1888)

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fängniß verurtheilt. — Dr. Flochen hatte an einem Tage 2 an Gelenkrheuma 
tismus erkrankten Personen Herbstzeitlose verordnet, wie dies ja täglich durch 
die Nezepl Medizin gegen die betreffende Krankheit geschieht. Die Wirkung und 
die Dosis des betreffenden Giftes war in beiden Fällen eine sehr energische. 
— Beide Patienten starben, der eine noch in derselben Nacht, der andere am 
nächsten Tage. Durch einen Zufall wurde die Sache bekannt. Die Leichen 
wurden ausgegraben, und man fand-, daß beide kräftige Männer an Tolchicum- 
vergiftung gestorben sind. 
Der Prozeß Flochen, welcher sich deshalb in den letzte^ Tagen in Straß 
burg abspielte, verursachte unter dem Publikum eine große Aufregn^ und ein 
berechtigtes Aufsehen, da durch die sachverständigen Aerzte ganz haarsträuv^de 
Enthüllungen über die giftige Wirkung der Nezeptmedizin gemacht wurden. 
Der Sachverständige Dr. Huremann, Professor der Medizin an der Universität 
Göttingen, führte-an, daß ein alter Straßburger Arzt selbst zugiebt, durch Ver 
ordnung von Tolchicum (Herbstzeitlose) Menschen getödtet zu haben. Er sei 
deswegen nicht zur Verantwortung gezogen worden. — In dem Bürgerspital 
in Straßburg seien noch größere Dosen des betreffenden Giftes verabreicht 
worden, als die, durch welche die beiden Männer getödtet wurden. — Auch 
Kreisarzt Dr. Wehrlin bestätigt dies. 
wieviele Menschen sind durch die Nezeptmedizin auf diese und andere 
weise zu Grunde gegangen. Die meisten Vergiftungsfälle werden aber leider 
nicht bekannt; es heißt dann einfach, wenn ein Mensch durch die giftige Wirkung 
der Nezeptmedizin umgebracht wurde: „Er ist an einem Schlaganfall gestorben." 
— Nur durch das Geständniß des mitverurtheilten Apothekergehilfen kam in 
dem Fall Flochen die ganze Sache an das Tageslicht. — Wieviele unzählige 
solcher Fälle sind vorgekommen, aber nicht bekannt geworden! 
Einem ^8 jährigen Mädchen, einer Patientin von mir, wäre es beinahe 
ebenso ergangen, wie den beiden durch Tolchicum gestorbenen Männern. Ein 
Kollege, dem ich während meiner Abwesenheit die Vertretung übertragen 
hatte, verordnete — man sollte es kaum für möglich halten — Strychnin-Extrakt 
als sogenanntes Bittermittel, um den Appetit anzuregen, wenn der Apotheker 
nicht statt Strychnin-Extrakt die schwächere Strychnin-Tinktur verabreicht hätte, 
wäre das junge Mädchen sicher an Vergiftung gestorben. 
Die Herbstzeitlose und das Salicyl, welche durch die Nezeptmedizin bei 
dem Gelenkrheumatismus gewöhnlich angewendet werden, müssen bei der 
betreffenden Krankheit nur Schaden bringen. Von einem Nutzen kann gewiß 
keine Nede sein. Im Gegentheil, beide Mittel sind Herzgifte. 
wie wir aus den Gerichtsverhandlungen in Straßburg ersehen, hatten 
die beiden durch die Verordnung von Herbstzeitlose, gemischt mit Salicyl, ver 
gifteten Männer einen auffallend kleinen, schnellen puls. Ein zweiter Arzt, 
welcher hinzugezogen wurde und von der betreffenden Verordnung nichts 
wußte, glaubte, es würde sich um Fettherz oder Alkoholvergiftung handeln. 
Die Nezeptmedizin kann also auch bei dem Gelenkrheumatismus statt Nutzen 
nur Schaden bringen. Sie kann den Patienten nur durch Vergiftung rasch ins 
Jenseits befördern. Wie anders ist die Wirkung der Naturheilmethode bei der 
betreffenden Krankheit.
	        
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