Volltext: Der Naturarzt 1888 (1888)

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rau- auf einem Gebiete, auf dem der Naturwissenschaften, verbunden mit der 
ausführenden Technik, find längst die Gesetze festgestellt, welche für eine „zugfreie Luft- 
erneuerung" die unabänderlichen Grundlagen geben. 
Die Technik fordert vor Allem für dauernd von Menschen und Thieren benutzte 
Räume eine fortwährende Lufterneuerung, nicht etwa eine kurze vorübergehende Lüftung, 
welche von geringem Werthe ist, wenn Tag und Nacht Fenster und Thüren fest ge 
schlossen bleiben und Abends die Oerbrennungsgafe der Lampen die Luft noch ver 
schlechtern helfen! — Die Luftfreunde von heute empfehlen allerdings auch das dauernde 
Oeffnen der Fenster; bei einem so strengen Klima, wie wir es haben, ist das aber eine 
erstaunliche Zumuthung! wer soll die Unmassen von Brennstoffen bezahlen, welche er 
forderlich wären, um bei offenen Fenstern nur einigermaßen die Zimmer warm zu 
erhalten? In Schulen kommt es bisweilen vor, daß bei offenen Fenstern im Winter 
unterrichtet wird, die Lehrer, welche das thun, vergeuden aber nicht ihr eigenes Geld, 
im eigenen Haufe fitzen sie niemals bei offenem Fenster, sie fürchten dann den ein 
dringenden kalten Luftstrom, während sie in der Klaffe, weitab vom Fenster, die Kinder 
den schwersten Erkältungen durch die seitlich einströmende kalte Luft aussetzen. Es 
dürfte diesen Erfahrungen gegenüber wohl' an der Zeit sein, zunächst die Lehrer über 
die „zugfreie Lufterneuerung" gründlich in Kenntniß zu setzen, nachdem dieselbe in so 
vielen Tausenden von Ausführungen längst in bewährtem Gebrauch ist. 
worin bestehen nun diese in den Ingenieurkreisen längst erledigten und nicht 
bestrittenen Anordnungen? Sie bestehen zunächst in weiter nichts, als in einer nach 
oben gerichteten, dauernden Zuführung frischer Luft von außen mittelst eines Kanals, 
der sich möglichst in der Nähe des Ofens, am besten zwischen Ofen und wand, be 
findet! was kann einfacher und natürlicher fein, als daß man die Luftzuführung sich 
anschließen läßt an den am Ofen aufsteigenden warmen Luftstrom? Diese Lufterneuerung 
fühlt Niemand und sie bringt noch Ersxarniß an Geld! Steigt man auf einen Stuhl, 
auf einen Tisch oder auf eine Leiter bis nahe zur Decke, so weiß Jedermann, daß dort 
oben eine große Hitze ist, während man unten am Fußboden kaum die nothwendige 
Wärme findet, um die Füße warm zu halten; 8 bis jo Grad Unterschied von Decke 
bis Fußboden find nichts Ungewöhnliches, namentlich bei hohen Zimmern, wir stehen 
somit vor einer unglaublichen Wärme-, d. h. Geldverschwendung, denn jene Wärme an 
der Decke wird nicht ausgenutzt, im Gegentheil sehr häufig findet man dicht unter der 
Decke noch Oeffnungen, welche die mit so viel Kosten und Arbeit erzieli^wärme nutz 
los abziehen lasten! Dies ist eine besondere Folge des allgemein verleiteten Dorurtheils, 
daß die schlechte Luft sich oben an der Decke befindet! 
Die Hundegrotte von Lapri beweist es, daß die Kohlensäure nach unten sinkt; 
daß die schwere, verdorbene, feuchte und kalte Luft am Fußboden sich befindet, ist un 
bestreitbar, folglich muß man unten absaugen, nicht oben! Ich kann nachweisen, daß 
ich in 4 Meter hohen Krankenzimmern, nach Messung des Arztes, einen Unterschied 
von % Grad von Decke bis Fußboden erzielte! während Unwissenheit und Unverstand 
oft genug die Luftzuführungskanäle absperren, kann ich berichten, daß z. B. in Liegnitz, 
wo Hunderte meiner Heizungen in Schulen eingeführt sind, die Schuldiener schon des 
halb die Luftzuführung benutzen, weil sie dadurch die Klaffen schneller erwärmen! — 
Es mag das Manchem unglaublich und wunderbar erscheinen, ich erwarte daher auch 
nicht, daß man etwas glauben soll, was man zur Anschauung bringen kann. 
wenn man ein Stück Eisen glühend macht, dasselbe über die Einströmung der 
kalten Luft zwischen Ofen und wand hält und Salmiak aufstreut, so kann man mit 
eigenen Augen sehen, wie die kalte Luft sofort und sehr schnell bis zur Decke aufsteigt, 
unter der Decke entlang zum Fenster strömt, weil dort die stärkste Abkühlung ist, und 
vor den Fenstern herabfinkt, um am Fußboden entlang dem Ofen sich wieder zu 
nähern und denselben Kreislauf zu machen, — wenn man nicht vorzieht, diese
	        
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