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Pockenimpfung unter den Eingeborenen unbekannt; die ägyptische Regierung,
hatte zwar in bester Absicht von Kairo aus den Befehl gegeben, Alles zu.
impfen, doch kam der Befehl wohl nur in den Lsauptplätzen, wo Garnisonen lagen,,
zur Ausführung und diente nur dazu, den betr. Oeamten die Taschen zu
füllen. Der Ghefarzt von Kassala, ein Grieche, zog damals mit großem Pomp
und unter militärischer Bedeckung in die Umgegend, um die Beduinen zu
impfen; da die letzteren aber vor dieser Manipulation eine abergläubische Furcht
hatten, hielten die Meisten nicht stand, und wenn es glückte, des Häuptlings
habhaft zu werden, so kaufte sich dieser inrichtiger Erkenntniß seiner Dränger
los, so daß die Kommission unverrichteter Bache, aber mit gefüllten Taschen
nach Kassala zurückkehrte, aber natürlich nach Kairo einen glänzenden Be
richt über die Wirkung der Pockenimpfung im Taka erstattete." — Bo
macht man Impfstatistik!! Denn daß solche Dinge nicht blos in Aegypten vor
kommen, wird der leicht begreifen, der das Menschenherz ein wenig kennt.
Mer daher weiter keinen Grund hat für seinen Impfaberglauben, als den von
der Btatistik entlehnten, wird wohl thun, auch diesen letzten und schwächsten aller-
Gründe über Bord zu werfen.
Die zugfreie Kufteeneuerung t
Ein Mittel für Erhaltung der Gesundheit!
Es ist eine merkwürdige Thatsache, wie schwer die einfachsten und nothwendigstem
Einrichtungen zu allgemeiner Durchführung gelangen, wenn tief eingewurzelte Lebens*
gewohnheiten oder althergebrachte Anschauungen dabei verbessert werden sollen. Das
höchste und werthvollste Gut eines jeden Menschen ist seine Gesundheit — und mit
nichts wird so fahrlässig und gedankenlos umgegangen, als mit diesem, oft mit keinen.
Bchätzen der Welt wiederzuerwerbenden Besitz — es geschieht dies meist aus „Un-
kenntniß", denn über die Grundlagen der Erhaltung der Gesundheit erhalten wir trotz
unserer hochgerühmten Bchulen keine geordnete Aufklärung! Betrachten wir nur die
Athmung! — Ls giebt kein nothwendigeres und unaufhörlicheres Bedürfniß. Essen,
uird Trinken können wir längere Zeit entbehren, die Luft zum Athmen nicht; in einem
Klima, wo die Lungenkrankheiten eine so gewaltige Rolle spielen, sieht man die
Menschen bei der stärksten Kälte und scharfem winde auf den Btraßen in langem,
eifrigem Gespräche, sie kennen die Gefahr nicht, der sie sich aussetzen — daß der Mensch
durch die Rase athmen muß, wird nicht beachtet, und man versteht es nicht, das Klima
von Ban Remo mit Bilfe geeigneter Heizung, Lufterneuerung und „Doppelfenstern"
herzustellen. Unser Klima erfordert deshalb Doppelfenster, weil die einfachen Fenster im
Winter soviel Wasser und Eis niederschlagen, daß eine hinreichend feuchte Luft nicht
dauernd erhalten werden kann!.
Daß eine gesunde Bluterzeugung in erster Linie von guter, reiner Luft abhängig,
ist, dürfte schon allgemein bekannt sein, trotzdem geschieht wenig oder nichts, um diesen
Anforderungen an dre Erhaltung der Gesundheit zu genügen, selbst diejenigen, welche
bereits beginnen, diesen Angelegenheiten die Aufmerksamkeit zuzuwenden, z. B. die
Anhänger der Raturheilkuyde, stehen noch auf dein längst überwundenen Btandxunkte
des „Deffnens der Fenster", und die „Gelehrten" wiederum sind als „luftscheu" bekannt,
während das „Volk" fast alle Erkrankungen den „Erkältungen" zuschreibt, welche alle
Bünden gegen die eigene Gesundheit mit dem Mantel der Gedankenlosigkeit be
decken müssen.