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behandelnde Arzt sprach sich infolge dessen sehr lobend über die Chirurgie, wie
sie die Naturheilmethode lehrt, aus. wie viele (Operationen könnten vermieden
werden auf die denkbar einfachste Art und Weife!
Zur Geschichte der Impfung.
von Graf Adolf von Irdtiuih.
Der Vaccination-Iuquireo vom Jahre 1887 bringt eine interessante Notiz
über die von Jenner durch Ladp Nlantague 177! nach England verpflanzte Inoculation
der Blattern, die gleichzeitig von der Gedankenträgheit des großen Publikums ein
Beispiel liefert, und die es verschuldet, daß jede Aufklärung so schwer sich Bahn
bricht, weil man an einem Aberglauben mit aller Zähigkeit festhält. Aus einem
unlängst in London erschienenen werk: „Der Hof und das Privatleben zu
weiten der Königin Charlotte: aus dein Tagebuch der Miß Papendick,
Garderobiere und Vorleserin Ihrer Majestät" erfahren wir, daß der Vater
der Miß Papendiek, Herr Albert, 1761 nach England und Mecklenburg mit der
Prinzeß Charlotte kam, als diese Georg III. heirathete, daß er sowohl wie seine
Tochter, die später Herrn Papendick heirathete, in königliche Dienste traten und daß
Letztere, die mit dem Prinzen William, dem Herzog von Clarence, geboren 1765,
nachherigen König Wilhelm IV., ziemlich gleichen Alters war, gleichzeitig ge
impft wurde.
Sie giebt davon folgenden Bericht. „Cs wurde 1769 beschlossen, daß der
Prinz Crnft, der Bruder des Königs, Prinz Wilhelm und ich geimpft werden
sollten. Ich wurde nach Richmond in die königliche Residenz gebracht und dort
von meinem Vater auf einem Stuhl gehalten, der Prinz Wilhelm von seiner
Limine auf einem andern, in Gegenwart der Majestäten. Die (Operation wurde
zuerst an Herzog Ernst, dann an mir und zuletzt an Prinz Wilhelm vollzogen
und zwar wurden auf dem Arm mit der Lanzette zwei Striche nebeneinder ge
macht, durch welche man einen Jaden mehrmals unter der Haut hin- und herzog
und zwar auf beiden Armen. Diese (Operation wurde vom Chirurgen Blomfield
gemacht und that sehr weh, denn der Prinz Wilhelm und ich schrieen laut. Ich
wurde dann zu Hause gebracht, warm gehalten und bekam in einigen Tagen
Krämpfe, Lieber und entzündete Pusteln. Auf einem Arm entstanden sie und ver
trockneten regelmäßig. Prinz William hatte noch andere Pusteln auf dem Arm,
aber keine Krämpfe und war weniger krank, und beim Prinzen Ernst hatte die
Impfung gar keine Wirkung. Endlich genasen wir und galten als geschützt."
Leider aber erwies sich das als eine Täuschung. Im November 1775, also
nach 6 Jahren, erkrankte ihr Bruder an den Blattern sehr stark, jedoch nicht ge
fährlich, blieb aber, da er nicht an die frische Luft gelassen wurde, schwach und
hinfällig. Sie selbst befand sich auf dem Lande, kam aber zu Weihnachten in
die Stadt, da Blomfield keine Gefahr sah, und erkrankte einen Tag nach ihrer
Ankunft, weshalb sie einen Ball versäumen mußte und bald darauf kamen die
Blattern zum Ausbruch und zwar in so heftiger weise, daß kein Nadelkopf zwischen