Volltext: Der Naturarzt 1888 (1888)

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blaue Lippen und blau gefärbte Wangen. Stuhlgang und Urin gingen unwill 
kürlich in's Bett, ohne daß Patient davon etwas fühlte. Man erwartete stündlich 
den Tod des Kranken. 
Um das viele Blut, welches die blaue Färbung der Lippen und Wangen 
und auch die Bewußtlosigkeit verursachte, vom Kopfe abzuleiten, ließ ich sofort 
Wadenbinden anlegen. Cs wurde einfach um jeden Unterschenkel ein Handtuch 
umgelegt. Der dritte Theil desselben wurde vorher in kaltes Wasser getaucht, gut 
ausgerungen und dann direkt auf die Haut des Unterschenkels gebracht. Die Waden 
binden ließ ich U/2—2 Stunden liegen, bis sich dieselben recht erwärmt hatten. 
Drei Tage wurde so die Behandlung fortgesetzt. Der Knabe war dann wieder 
vollständig bei Bewußtsein und ist auch jetzt wieder vollständig hergestellt. Nach 
Winternitz bringen diese Cinwickelungen der Unterschenkel eine so energische ableitende 
Wirkung zu Stande, daß die Temperatur eines in das Ohr gelegten Thermometers 
schon nach 20 Minuten um 0,4 0 sinkt. Wenn die Wadenbinden V/ 2 Stunden 
gelegen haben, erreicht das Thermometer wieder seinen früheren Stand, die Wadenbinden 
müssen darum nach dieser Zeit wieder gewechselt werden. Die Blutgefäße der Unter 
schenket werden dadurch bedeutend erweitert. Wie wir früher gesehen haben, bewirkt 
die anhaltende Kälte (bei der Anwendung der Eisblase) statt, wie man allgemein 
glaubt, eine Verengerung, gerade das Gegentheil, eine Erweiterung der Blutgefäße. 
Deshalb wirken, man sollte es kaum glauben, kalte, fließende Fußbäder und außer 
dem das Barfußlaufen gerade so, wie die Wadenbinden durch Erweiterung der 
Blutgefäße der Unterschenkel durch Ableitung des Blutes aus dem Gehirn. Bei 
den kalten fließenden Fußbädern und beim Barfußlaufen wird, wenn diese Pro 
zeduren längere Zeit dauern, die Bluttemperatur im äußeren Gehörgang nach 
meinen Erfahrungen sogar um 0,8—1° heruntergesetzt. 
Es sind dieses darum ganz energische ableitende Methoden und dieselben 
finden darum gewiß gute Anwendung bei allen Llutansammlungen in den ver 
schiedenen Organen, im Kopf bei Kopfschmerzen und Schwindel, in den Lungen 
bei Lungen- und Herzfehlern mit folgenden Beengungen, bei Blutanhäufungen in 
der Leber und der Milz, bei Hämorrhoiden, bei kalten Fußen in Folge von 
mangelnder Blutzirkulation rc. rc. Wir haben da noch ein großes Feld zu allen 
möglichen Untersuchungen und Beobachtungen. — 
Acker TgphNJikehan-luug. 
V. 
— Dir giftige Wirkung 
Fiebermittel. 
der sogenannten 
Anschließend an den oben beschriebenen Typhusfall erlaube ich mir heute auf 
die Thyphusbehandlung näher einzugehen. ^ Ich halte es für sehr wichtig, daß 
beim Typhus nicht Bäder allein, sondern immer ganze Einpackungen mit folgenden 
Halbbädern gegeben werden sollen. Durch die Wickel wird die Haut für die Bäder 
vorbereitet, die Blutgefäße werden erweitert und die Wärmeabgabe findet dann im 
Lade reichlicher statt. Wird dabei im Halbbade die Erweiterung der Blutgefäße 
durch gutes Frottiren noch' weiter unterstützt, so wirkt das Bad sehr energisch, der 
Kranke braucht dann nicht so lange im Bad und die Temperatur auch nicht so niedrig
	        
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