Volltext: Der Naturarzt 1888 (1888)

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diejenigen Schleimhautspartien fortpflanzt, die vorzugsweise zu krankhaften Affek 
tionen geneigt und mit ähnlichen Verrichtungen betraut sind, wie die äußere Haut. 
Es erstreckt sich sonach sehr leicht eine Erkältung der äußeren Haut auf 
die so reizbaren Schleimhäute der Nasenhöhle, des Schlundes, der Lungen oder, 
bei vorherrschender Reizbarkeit der Darmschleimhaut, auf diese, woraus dann die 
täglichen Erscheinungen des Schnupfens, der Heiserkeit, des Durchfalls ic. ent 
stehen. Anderseits sehen wir, da der Organismus, so lange er die Kraft dazu 
hat, dahin strebt, seine Verrichtung auszugleichen und die Funktionen eines krank 
haften Organes einem andern, gesunden zu übertragen, daß Flüssigkeiten, die 
durch die Haut entweichen sollen, bei einer gestörten Hautausdünstung durch 
andere Organe, die ähnliche Stoffe ausscheiden, in größeren Massen aus dem 
Körper ausgeführt werden, und es fließt z. B. aus diesem Grunde bei ge 
störter Hautthätigkeit der Urin häufiger und massenhafter. galten solche 
Störungen und nicht normale Ausscheidungen lange Zeit an, so werden die be 
treffenden Organe durch die an sie gestellten übermäßigen Anforderungen 
gleichfalls krank, und es entwickeln sich mehr oder minder schlimme Zustände, 
die sich beispielsweise bis zur Wassersucht steigern können. 
Aus dieser unter den Organen des sympathischen Nervensystems bestehen 
den Wechselwirkung zieht die Wasserkur unendlichen Vortheil, indem sie dieselbe 
benutzt, um durch Vermehrung der Thätigkeit des einen Organs — der Haut 
— einem andern, mit entsprechenden Funktionen betrauten kranken Organe Er 
leichterung zu verschaffen, damit es die nöthige Ruhe finde, seinen normalen 
Zustand wieder herzustellen. Die größere Aufregung, der das gesunde Organ 
— die Haut — hierbei unterworfen wird, läßt aber eine Erkrankung desselben 
nicht befürchten, weil der vermehrten Kraftanstrengung die durch die Wasser 
behandlung gewährte Unterstützung die Waage hält. Die Unordnungen, die 
dadurch hervorgerufen werden, daß bei Erkältungen der Haut Stoffe, die zur 
Ausscheidung bereit sind, im Körper zurückgehalten werden oder einen andern 
weg einschlagen müssen, um ausgeschieden zu werden, dehnen sich erklärlicher 
weise auch sehr leicht auf diejenigen zunächst liegenden Theile des sympathischen 
Nervensystems aus, deren Aufgabe es ist, die Sekrete zu bilden, sie ihrer 
weiteren Bestimmung zuzuführen, und so stört sehr leicht ein Theil des Organis 
mus den andern in seinen normalen Funktionen, bringt ihn in einen krankhaften 
Zustand, der sich immer weiter und weiter fortpflanzt, bis sich die allergefähr 
lichsten Krankheiten ausgebildet haben. Es kann daher kein Zweifel darüber 
fein, daß das erste Erforderniß einer ungeschwächten Gesundheit, die erste Be 
dingung zur Wiedererlangung derselben, die Erhaltung resp. Wiedererzeugung 
einer normalen Hautthätigkeit ist, und in der Leichtigkeit, mit der die Wasserkur 
eine normale Hautthätigkeit erzeugt und erhält, indem sie durch die verschieden 
artigsten Prozeduren eine normale Exkretion und Sekretion zunächst in den un 
mittelbar zugänglichen Organen, demnächst aber durch die bestehenden Wechsel 
wirkungen in den tiefer liegenden und schließlich in den innersten Organen her 
vorruft, in dieser Leichtigkeit, das ganze vegetative Nervensystem zu beherrschen 
und seine Funktionen bis zu den kleinsten zu regeln, liegt allen andern Heil 
methoden gegenüber der zweite große Vorzug der Wasserkur, der Hauptgrund 
für ihre oft so überraschenden, oft kaum glaublichen Resultate.
	        
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