Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Heilung der Syphilis. Aber diese drei so gerühmten Specifica haben leider sehr 
schlimme Nachwirkungen. Beim längeren Gebrauch des Chinins, der sehr oft 
nothwendig wird, wenn sich bei nicht gehöriger Vorsicht der Patienten die Lieber- 
anfalle wiederholen, tritt heftiges Ohrensausen, große nervöse Aufregung und 
damit verbunden oft eine fast unerträgliche Schlaflosigkeit ein. Noch schlimmer 
gestalten sich die üblen Nachwirkungen des Opiums oder des viel gebräuchlicheren 
Morphiums, das zwar in manchen Fällen die nervösen Schmerzen lindert, aber 
die Patienten in Gefahr bringt, bei häufig wiederkehrenden Schmerzen sich desselben 
Mittels und in immer größeren Dosen zu bedienen, und, was das Furchtbarste 
bei dem wiederholten Gebrauch dieses Mittels ist, morphiumsüchtig zu werden, ein 
Uebel, das noch schlimmer als Trunksucht ist. Das Oueckstlber ist zwar im 
Stande, für einige Zeit die Symptome der Syphilis zu unterdrücken, aber in wie 
viel tausend und aber tausend Fallen erscheinen an anderen Stellen des inficirten 
Körpers neue Zeichen der Syphilis und mit dieser verbunden die des Oueckstlber- 
siechthums, welches schon viele Patienten, an ihrer Wiederherstellung verzweifelnd, 
zum Selbstmord getrieben hat. 
Kann man nun ein solches Verfahren Heilung von Krankheiten nennen? 
Heilen aber heißt, die in jedem menschlichen Körper waltende Heilkraft der 
Natur unterstützen und dies geschieht durch die Anwendung der natürlichsten Mittel, 
Wasser, Luft, Licht, naturgemäße Diät, Ruhe, Bewegung rc., und diese Mittel 
sind es, die von den Jüngern der Naturheilkunde angewandt werden, zum großen 
Theil also von Leuten, denen, weil sie nicht die Universität besucht haben, die 
genaue, in unserer Einleitung geschilderte Erkenntniß der Krankheiten abgeht. Wir 
könnten Tausende von Fallen anführen, in denen es diesen Naturärzten gelungen 
ist, Kranke vom Tode zu retten» die von Aerzten und selbst Universitäts - Autori 
täten aufgegeben waren, ja, wir sind der festen Ueberzeugung, daß durch die 
Anwendung von Arzneien bei weitem mehr Unheil angerichtet worden ist, als 
durch die Anwendung der natürlichen Heilmittel von Seiten dieser nicht exakt 
diagnosticirenden Leute. 
Ich kann es auf mein Ehrenwort versichern, daß ich in einem Jahr bei sehr 
schwacher Praxis mehr wunderbare Wirkungen von der Anwendung der natürlichen 
Heilmittel gesehen habe, als während meines vielbeschäftigten zehnjährigen allo 
pathischen Wirkens, ich sage wunderbare Wirkungen, denn namentlich bei Scharlach-, 
Masern-, Pocken- und Croup-Kranken, die schon 24—72 Stunden im höchsten 
Fieber, stöhnend, jammernd oder keuchend dagelegen hatten, trat nach kaum 
IO Minuten eine so plötzliche Veränderung ein, daß Leute, die die Kranken vorher 
nicht gesehen hatten, dieselben gar nicht für krank gehalten haben würden. 
Zum Belege des Obengesagten, daß es nämlich nicht der genauen Diagnose 
bedarf, um Krankheiten auf dem natürlichen Wege zu heilen, will ich hier ein 
Beispiel anführen. Meine Frau und Tochter befanden sich in diesem Sommer an 
der Ostseeküste. Ich muß vorausschicken, daß meine Frau, vor 30 Jahren eine 
arge Zweiflerin an der guten Wirkung des Wassers, durch die in die Augen 
fallenden glänzenden Resultate, die ich schon allein in meiner Familie erzielte, eine 
warme Enthusiastin, und ebenso ihre Tochter, geworden ist. Auf einem Spazier
	        
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