Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Kurberichte ans der von Zimmermann'fchen Uaturheilanstalt 
zu Chemnitz. 
Von Dr. med. £}. Lal>ma»li, ding. Arzt. 
V. 
Ein Fall von Magenkrarvpf, -er nach zweijähriger vergeblicher Mor- 
phinmbehandlung durch naturgemäße Mittel geheilt wurde. 
Herr H. aus 21., 52 Jahre alt, suchte öle Anstaltsbehandlung auf, um ein 
schon vier Jahre bestehendes Leiden, welches ihn nach jeder Mahlzeit besieh so daß 
er sich scheute, genügend Nahrung zu sich zu nehmen, zur Heilung zu bringen. 
Zwei Jahre lang hatte er ständig die Morphiumspritze bei sich getragen, um etwa 
einen plötzlich auftretenden Schmerzanfall übertäuben zu können. Er trug bei der 
Untersuchung verschiedene Anzeichen der Morphiumvergiftung an sich, die Pupillen 
waren flein, der Schlaf unregelmäßig, es bestanden nervöfe Lirkulationsstörungen, 
kalte Füße u. st w. 
Der Appetit war ganz gut; aber die Furcht vor den Schmerzen ließ den 
Mann nur soviel Nahrung zu sich nehmen, daß er nicht genug ernährt war und 
durch sein verfallenes 2lussehen zumal die Vermuthung auf ein schwereres 
Magenleiden lenkte, was sich aber als unnöthige Sorge erwies. 
Der Mann kannte die Gefahr des Morphiummißbrauchs nicht, nachdem ihm 
aber versprochen war, daß ihm die Schmerzen stets auch ohne Morphium genommen 
werden sollten, willigte er in die Entziehung des Giftes, die ohne besondere 
Störung des 2lllgemeinbefindens vor sich ging. Hierzu trug vor allem bei, daß 
er sich durch die geforderte volle Befriedigung seines 2lppetits alsbald bedeutend 
kräftigte, sodann die moralische Wirkung der Thatsache, daß wir keinen Schmerz 
anfall mehr aufkommen ließen. 
Nach meinen Erfahrungen kommt man bei schon länger bestehendem Magen 
krampf, da es sich dabei um schwerere Eirculationsstörungen handelt, die eben 
immer wieder durch den sogen. „Krampf" aufrecht gehalten werden, der eigentlich 
kein Krampf, sondern gerade das Gegentheil, eine durch den Schmerz erzeugte 
Lähmung der Gefäßmuskulatur ist, mit den bekannten beruhigenden, warmen 
Eompressen nicht aus. Dieselben helfen durch ihre Wärme einige Male, weiterhin 
wirken sie eher schlimmer als besser.*) So consultirte mich erst kürzlich wieder eine 
Frau, die an heftigem Magenkrampf litt und längere Zeit heiße Eompressen an 
gewendet hatte. Die Frau hatte sich durch die „so heiß als möglich" angewendeten 
Eompressen eine völlige Verbrennung der Lauchhaut zugezogen, die in allen 
Regenbogenfarben spielte, war aber trotzdem im Besitze ihrer Krämpfe geblieben, 
zu denen sich die Schmerzen in der verbrannten Haut hinzugesellten. 
*) In den warmen und heißen schmerzstillenden Eompressen haben wir unter andern ein 
Mittel, welches ähnlich wie Morphium u. st w. und ebenso prompt wirkt. Es sind aber nur momentane 
Vcschwichtigungsmittel, vor deren dauernder Anwendung allerdings zu warnen ist. Außer der in 
diesem Fälle zur Anwendung gebrachten Massage wolle man jedoch nie versäumen die rühmlichst 
bekannten kalten Leibumschläge zu appliciren, deren an das wunderbare grenzenden Erfolge jedem 
Naturheilkundigen zur Genüge bekannt sind. D. R. 
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