Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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erzeugten acuten Gehirnentzündung erklärte und daß der Apotheker, obgleich ihm eine ungleichmäßige 
Verreibung undHVertheilung der Pulver nachgewiesen wurde, sich mit seinen glänzenden Visitations 
protokollen ein freisprechendes Erkenntniß eroberte. 
In der Ende October in Stuttgart abgehaltenen Sitzung des ärztlichen Lan-e§>auSschlissrP, 
in welcher es sich um einige Beschwerden der Aerzte beim Ministerium handelte, gab unter Anderm 
der von Seiten des Ministeriums delegirte Lommiffarius folgende Erklärung ab: „Er wolle nur 
andeuten, daß die Frage, sogenannten Raturärzten die Äehandlnng von Krankenkassen - 
Mitgliedern zn überlassen, durchaus nicht so weit entfernt liege, als man anzunehmen 
scheine." 
Wie lange soll der Impfnnfng noch dauern? Am 23. Rovember verstarb in Lublin 
(Rußland) an der wasserscheu der Schüler der ersten Klasje des Lubliner Gymnasiums, Arthur 
Glaboi. Der Knabe war im Juli v. I. von einem anscheinend tollen Hunde gebissen und in der 
Heilanstalt des Dr. Buiwil untergebracht worden, wo er nach der pasteurschen Methode behandelt 
wurde. Am 25. August wurde er als geheilt entlassen und auf Grund ärztlicher Zeugnisse in dem 
Gymnasium wieder aufgenommen. Am 21. November verspürte Glaboi an der Stelle, wo die Ein 
spritzungen des Wuthgifts gemacht worden waren, heftige Schmerzen und verstarb zwei Tage 
später unter allen Anzeichen der Wasserscheu. Der Hund, welcher den Kranken gebissen 
hat, lebt noch und ist ganz gesund und munter, er ist wahrscheinlich gar nicht wuthkrank 
gewesen. (Pionier.) 
Aerzte, Patienten und arzneilosr vehandlungsweise nor 200 Jahren. 
Fragmente einer Eorrespondenz zwischen R. Koilean und I. Racine (16S0—90). 
Mitgetheilt von A. v. Ehemann. 
Diese Eorrespondenz der beiden größten Dichter Frankreichs, welche besonders deshalb inter 
essant ist, weil sie grelle Streiflichter auf die ärztliche Wissenschaft des siebzehnten Jahrhunderts wirft, 
fällt in die Zeit, da Racine sich mit Louis XIV. bei der famosen Belagerung von Mons befand. 
Boileau, der gleich Racine königlicher Historiograph war, konnte die Expedition nicht mitmachen und 
datirte seine Briefe zuerst von Auteuil. Boileau schreibt von Bourbon aus an Racine, wo er die 
Brunnen gebrauchte. Cr hatte nämlich merkwürdiger weise vor längerer Zeit mit einem Male nach 
einem heftigen Eatarrh die Stimme fast ganz verloren, so daß er kein lautes Wort sprechen und 
nur ein undeutliches Flüstern hervorbringen konnte, wie dies bei einem so angesehenen Manne und 
Liebling Louis XIV. natürlich ist, versuchten die Aerzte alles Mögliche zu seiner Herstellung, aber 
nichts half, nicht einmal die Cselsmilch, die sie ihm verordnet hatten. Run schickten sie ihn nach 
Bourbon, von wo aus er seinem Freunde über seine geistigen und leiblichen Zustände berichtet. Von 
den nun folgenden Briefen sind nur die Stellen, die Boileau's Krankheitsgeschichte betreffen, heraus 
genommen, der weitaus größere Theil aber, persönliche und literarische Mittheilungen enthaltend, als 
hier unwichtig, wurde weggelasien. 
I. 
Auteuil, 19. Mai 1687. 
„Ich möchte Ihnen gern berichten, daß meine Stimme wiedergekehrt ist, aber in Wahrheit 
befindet sie sich noch auf dem gleichen Standpunkte, weder lauter noch leiser. Durch Nichts kann 
sie wiederhergestellt werden; meine Eselin kann da ebensowenig helfen, als alle Aerzte. Der einzige 
Unterschied zwischen den Letzteren und- der Eselin ist, daß die Milch der einen mich fett, die Arzneien 
der Andern aber mich mager machen. Ich bin also ebenso stumm und traurig, wie immer." 
II. 
Auteuil, 26. Mai 1687. 
Ich habe mich nicht beeilt, Ihnen zu antworten, weil ich seit letzthin nichts Reues mit 
zutheilen hatte. Die Dinge haben sich seitdem nicht geändert. Rach fünfmonatlichem Gebrauche habe
	        
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