Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

Augenblick ihrer leidenden Tochter zu Hülfe zu eilen. Nachdem die Mutter angekommen, und die 
Begrüßungen ausgetauscht waren, nahm sie die Kranke in Augenschein und bald hatte sie mit 
scharfem Kennerblick den richtigen Sachverhalt erkannt. Dem verzweifelten Gatten Muth 
einsprechend, traf sie sogleich die nöthigen Anordnungen. Die die Aufwartung besorgende Frau 
mußte ihre Hände in eisigem Wasser vollständig erkalten lasten und mit diesen der nichts ahnenden 
Kranken den Leib befühlen, ob bei dieser Prozedur etwas zu merken sein würde. 
Während nun die jammernde, in tausend Aengsten daliegende kranke Frau nicht wußte, wie 
ihr geschah, rief plötzlich die den Leib befühlende Aufwärterin freudig aus: „Gnad'geS Frauchen, 
ich gratuliere bestens." 
Dem nebenstehenden Gatten fiel bei diesen Worten eine Zentnerlast vom Herzen. 
Als er einige Monate darauf die Taufe eines kräftigen Burschen feierte und auch mit dem 
Kreisphpstkus, seinem Duzfreunde (der übrigens ein sehr verdutztes Gesicht gemacht haben soll), auf 
das Gedeihen des neuen Erdenbürgers anstieß, sagte er zu ihm: „Du Karl, hättest Du mir meine 
Frau todtgestochen, diese Wassersucht hatte Dir theuer zu stehen kommen sollen. Nun aber 
Prosit!" - 
Später sollen über diesen merkwürdigen Fall in Göttingen Tollegia gehalten worden sein. 
ill. Kremier. 
Nie Kosten des Austecknngsmahns. 
Von Graf Adolf von Jedtwitz. 
Welche enorme Opfer die Kacilleri lehre und der Ansteckungswahn der Schulmedicin den 
Gemeinden auferlegen, davon nur folgendes Beispiel. Die Gemeinde Wien opfert alljährlich an 
300,000 fl. für Carbol, zu Desinfectionszwecken, daher auch alle Straßen, wo Lohnsuhrwerke 
stehen, von giftigem Tarbolgeruch erfüllt sind. Der eine Tholerafall des Cisenbahnbeamten Schmidt 
kostete der Gemeinde, wie Gemeinderath Dr. Scholz in der Sitzung erwähnte, 34,000 fl. Als bald 
darnach ein Eanalräumer, der plötzlich auf der Straße erkrankt, im Spital starb und seine Wäsche, 
weil man den Fall keineswegs als Cholera diagnosticirt hatte, bis pH. weixelbaum nachträglich 
den „Cholerabacillus" gefunden, in die große Waschanstalt im Prater abgeliefert hatte, wurde auf 
Anordnung der Behörde sämmtliche dort befindliche Wäsche, 36,000 Stück, mit einem Aufwand von 
600 fl. desinficirt. welche Dimensionen würden diese Auslagen erst annehmen bei einer wirklichen 
Epidemie? wird nicht bald eine Ernüchterung eintreten? 
Die in Stuttgart erscheinenden homöopathischen Monatsblätter theilen in ihrer ersten Bummer 
dieses Jahres einen höchst interessanten, aber sehr bedauerlichen Fall aus dem Schwarzwalde mit, 
in welchem ein Kind von 2 3 / 4 Jahren, das an Bettnässen litt, durch eine zu große Gabe Strychnin 
unter den Zeichen einer Vergiftung dieses gefährlichen Mittels gestorben ist. Obgleich in dem 
gerichtlichen Verfahren, welches gegen den behandelnden Arzt und gegen den Apotheker eingeleitet 
wurde, die meisten der ärztlichen Sachverständigen sich dahin aussprachen, daß das Kind unzweifel 
haft an einer zu großen Dosts Strychnin gestorben sei und daß man mit einem solch heftigen Gifte 
nicht experimentiren dürfe, (denn das heiße nicht mehr heilen, sondern auf gewissenlose weise mtt dem 
Leben des Nächsten Spiel treiben) und obgleich die beiden chemischen Sachverständigen nachwiesen, 
daß die verordneten Pulver nicht gleichmäßig verrieben und in Bezug auf den Strrchningehalt 
sämmtlich verschiedenen Gewichts gewesen seien, so wurden doch Beide von der Anklage der fahr 
lässigen Töötung freigesprochen, wir wollen uns jedes Urtheils über das freisprechende Erkenntniß 
enthalten, doch können wir nicht Unterlasten, unsern in der vorigen Bummer des Volksarzt gemachten 
Ausspruch zu wiederholen, daß durch die Anwendung von Arzeneien bei weitem mehr Unheil ange 
richtet worden ist, als durch die Anwendung der natürlichen Heilmittel von Seiten der nicht exact 
diagnosticirenden Baturärzte. 
Ganz besonders auffallend in dieser Angelegenheit ist aber, daß der Arzt, der das Strychnin 
verschrieben hatte, als er an das Sterbelager gerufen wurde, die klar zu Tage tretenden Symptome 
der Strychninvergiftung nicht erkannte, sondern sie für die einer durch einen Steinwurf an der Stirn
	        
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