Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Nun war ich sicher, daß kein Mediziner das Kind mehr behandeln würde, 
und ließ mir dasselbe sofort zeigen. Ich fand den Vorderarm sehr angeschwollen, 
zwei Schnitte, von denen der eine am Handgelenk von einem Wall von wildem 
Fleisch von der Größe eines Hühnereies umgeben war, und in welchem ein Gummi - 
röhrchen steckte, das ich sofort entfernte. Patient hatte keinen Schlaf, keinen Appetit, 
viel Durst, wenig Stuhlgang und sah ganz abgemagert aus. 
Ich begann sogleich die Kur mit einer 22" Abreibung, Kompressen von 20" 
an beide Arme und erzielte nach derselben einen zweistündigen Schlaf und übel 
riechenden Schweiß. Meine weitere Verordnung war: täglich eine 23" Abreibung, 
alle 2 Stunden Umschläge von 20" um beide Arme, die aber des Nachts nicht 
gewechselt werden sollten, bei Nacht Letbumschlag von 20" und Wadenpackung von 
18", täglich 1—2 Klystiere. Später habe ich auch eine Ganzeinpackung vorgenommen. 
Das Kind wurde von Tag zu Tag besser, bekam wieder Lebensmuth, schlief die 
ganze Nacht, Appetit und Stuhlgang stellten sich ein. Außer der vorhandenen 
Geffnung entstanden noch zwei neue, aus denen, ohne Gummiröhre, ein in der 
ersten Zeit sehr übelriechender Titer floß. Das wilde Fleisch verschwand bald nach 
häufigen Bespritzungen mit Kaltem Wasser. 
Das Kind ist nun nach 10 Wochen so weit hergestellt, daß sich nur noch 
eine kleine Geffnung am Handgelenk befindet, und sieht trotz strenger Diät sehr 
wohl aus. Der Mutter gebührt alle Achtung für die gewissenhafte Befolgung 
aller Anordnungen, für ihre Entschiedenheit und Standhaftigkeit trotz der Ab 
mahnungen des Arztes. Wenn alle Mütter so wären, dann würde das Natur 
heilverfahren in kurzer Zeit immer mehr Verbreitung finden zum Wohle der 
Menschheit. 
Mittheilung von Carl Frnold in Waldheim. 
Unser Mädchen, welches das erste halbe Jahr von der Mutter genährt wurde, 
bekam kurz nach dem Uebergange auf Kuhmilch Mundentzündung sowie Kinder 
ausschlag in Form von kleinen rothen Flecken, auf welchem sich Bläschen mit 
wässeriger Flüssigkeit bildeten, die nach und nach vertrockneten. 
In Folge dieses Zustandes unterblieb die gesetzliche Impfung. 
Als unser Kind ] : V 4 Jahr alt wurde, verschlimmerte sich dieser Zustand 
bedeutend, die rothen Flecken nahmen die Größe eines Markstückes an, waren sehr- 
fettig und sonderten viel Blut und Titer ab. — Der zu Hülfe gerufene Arzt 
erklärte die Krankheit für die sogenannten Schweineblattern und verordnete fleißiges 
Baden, wodurch in mehreren Wochen Besserung resp. 'Abheilung, jedoch nicht voll 
ständig erzielt wurde, da etwas Ausschlag blieb und auch die Halsdrüsen heftig 
anschwollen. 2 Jahre später stellten sich die Masern ein und 6 Wochen darnach 
erneute Krankheit, welche der Arzt als Typhus mit Ghrenspeichcldrüsen-Tntzündung 
bezeichnete. Nach 11 wöchentlicher Behandlung war die Genesung ziemlich wieder 
erfolgt, doch war in den unteren partieen stete Schwäche vorherrschend, welche im 
Allgemeinen das Laufen sehr erschwerte. Dieser Zustand verschlimmerte sich, so
	        
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