Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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schildern sollen, wollen bis längstens Ende August an den Obmann der Section Meran, Dr. Rachelt, 
brieflich eingesendet werden, und es wird den betreffenden Vereinsmitgliedern sowohl von Seite der 
Sectionsleitung, als auch des Lentralausschuffes, resp. des Referenten strengste Discretion rücksichtlich 
der eingesandten Erhebungen zugesichert." 
Gut gebrüllt, Löwe! Also eine öffentliche Aufforderung zur Angeberei — wir wollen nicht 
hoffen auch zur Verleumdung, hat die verehrte Sectionsleitung auch das Unmoralische der „strengen 
Discretion rückflchtlich der einzusendenden Erhebungen" bedacht? Märe es nicht christlicher, begründete 
Mage mit offenem Visir vorzutragen? Und soll nun durch derartige eigennützige Bestrebungen der 
arme Bauer, der oft meilenweit von einem monopolisirten Heilkünstler wohnt, erst zu diesem senden, 
während vielleicht ein Rachbar durch Anwendung heilsamen Wassers, heilsamer Kräuter, gleich dem 
Bauer Vinzenz prießnitz, den „Beinbruch", das „interne Leiden" gefahrlos machen könnte, was bei 
dem Recept des „Geprüften" noch sehr fraglich (?). Oder beabsichtigt die verehrte „Sectionsleitung,, 
eine Eingabe an das hohe Ministerium der Medizinalangelegenheiten behufs Heranbildung tüchtiger 
und billiger Landärzte? So etwas ließe sich hören. So lange letzteres jedoch nur ein frommer 
Wunsch bleibt, oder denselben annähernd zu erfüllen die geehrte „Sectionsleitung" der „Meraner Aerzte" 
nicht etwa selbst zu jeder Feit und für wenig Geld sich zum armen Landkranken begeben will, so 
lange wird sie auch dulden müssen, daß auf dem Lande „Kurpfuscher" Hausen. In der Stadt ist 
die „Kurpfuscherei", gleichviel ob von „geprüfter" oder „ungeprüfter" Seite ausgeführt, ganz leicht 
und ohne Einschreiten der Behörden zu beseitigen: Man liefere stets „gute Arbeit" und jede 
„Pfuscherei" schwindet von selbst. 
Wer ist Kurpfuscher? 
Ein tragikomisches Geschichtchen, das zugleich beweist, wie eifrig gewisse Aerzte in „Cholera 
fallen" machen, giebt in Rom viel Stoff zur Discuftlon. Philomena Giabetta, die Direktrice 
eines dort wohlbekannten Marionettentheaters, wurde vor einigen Tagen plötzlich von heftigem 
Uebelsein und Erbrechen befallen. Der Arzt wurde schleunigst geholt; er warf nur einen Blick auf 
die kranke und erklärte mit Bestimmtheit, dies sei ein Fall „fulminanter" Cholera, wobei 
alle Hilfe vergeben^ sei. Man möge der kranken übrigens alle Viertelstunden Laudanumtropfen 
eingeben, kaum hatte sich der Jünger Aesculaps entfernt, als der Gehilfe der Directrice das Lau- 
danumfläschchen zum Fenster hinauswarf und seiner Herrin einen Malventhee kochte, der 
auf die kranke eine solch beruhigende Wirkung ausübte, daß alle „verdächtigen" Svmptome auf 
hörten und die angeblich Eholerakranke einschlief. Gegen Mitternacht erschütterten plötzlich heftige 
Schläge das kleine Häuschen; man blickte hinaus, wer war es? Der Transportwagen für 
Choleratodte! Run drang die „Lholera-Eommission" ins Haus ein: ein Municipal-Eommiffar, 
ein Arzt, zwei Wachleute und zwei Todtengräber. während diese sich anschickten, die „Cholera 
todte" aufzuheben, begannen die Wachen alle Räume des Hauses zu desinficiren, bis die Fauste 
der erbitterten Hausbewohner der Commission den Beweis führten, daß die angeblich Eholeratodte 
lebe und ihre ganze Krankheit nur durch einen verdorbenen Magen in Folge allzu reichlichen Ge 
nusses von Fisch-Ragout entstanden sei. Berl. Börsenzeitung. 
Warnung für Weinbergsarbeiter. Es kommt mitunter vor, daß die Weinbeeren von der sog. 
Traubenkrankheit befallen werden. An der Oberfläche der Beeren bildet sich ein kleiner Pilz (Oidium 
genannt), der sich schnell verbreitet und bewirkt, daß die Beeren bald platzen und faulen. Man 
hantiere nun ja nicht mit einer Wunde am Fmger, am Arm rc. an den Stöcken, da diese pilzart, 
sobald sie in eine Wunde gelangt, mag diese noch so klein sein, eine Ältttvergiftnng hervorruft, 
die meistens den Tod bringt. Die Raturheilmethode kann ja Rettung bringen, aber nie sicher. 
Literarisches. 
Die Hämorrhoiden^ sowie die Blutüberfüllung des Kopfes, Rückenmarks, der Brust, 
Rieren, Milz, Leber, und die Krampfadern, ihre leichte und sichere Verhütung und Heilung auf natur 
gemäßem Wege, von Dr. Carl Reumann. Leipzig. Th. Grieben's Verlag (L. Fernau). 1887.
	        
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