Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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und da ein solches nahezu luftdicht verbunden ist, lief ich die Außenmauern auch 
luftdicht an das Dach anschliefen. Auf diese Weise bot der Unterdachraum, in 
welchen die 16 Abzugskanäle münden, ein kompaktes Luftreservoir, von dessen 
höchstem Punkte, nämlich von der Dachfirst aus, ich 2 weitere hölzerne Luftkamine, 
nämlich ä 40 cm im Ouadrat-Ouerdurchsthnitt, mit einer Höhe von 2 Vs m auf 
führen lies. (Schluß folgt.) 
Scorbut. 
von Gsrar Taudt in Chemnitz. 
In dem dritten Stock unseres Haufes war im Anfang des Winters 1888/86 
das Wasserleitungsrohr in Folge Einfrierens geplatzt und das Wasser hatte sich 
in der Mauer bis in das Erdgeschoß verbreitet, wo die sämmtlichen Räume über 
schwemmt wurden. Bei dem Herausfegen des Wassers am Morgen gefroren mir 
wie dem übrigen personale die durchnäßten Beinkleider am Leibe und erst am 
Nachmittag konnte ich zu Hause die Kleider wechseln. In dem durch und durch 
feuchten Kontor mit triefenden Wänden mußte ich noch am selben Tage wie weiter 
hin jeden Tag von Früh 7 oder 8 bis Abends 9 oder 10 Uhr dicht neben der 
Wand am Pulte arbeiten, von jener Zeit an fühlte ich stets ein frösteln und 
Appetitlosigkeit. Gegen meine Gewohnheit schmeckte mir die Hausmannskost nicht 
mehr, nur Leckerbissen konnten mich noch reizen und ich suchte oft den Hunger 
durch baierisches Bier wegzutrinken; auch das Rauchen schmeckte mir nicht mehr. 
Im Anfang Oktober 1886, also nach reichlich % Jahren, wurden mir beim Gehen 
die Beine schwer, Treppen konnte ich nur langsam und mit Anstrengung steigen. 
Beim Stehen am Pulte fühlte ich bald Ermüdung und brennenden Schmerz in 
den Waden, die Beine schwollen bis herauf so an, daß die Stiefelschäfte nicht 
mehr weit genug waren; beim Gehen mußte ich dann auch noch den Stock 
gebrauchen, da die Beine immer schwerer wurden. Nunmehr ängstlich geworden, 
fragte ich den Dr. Tr. um Rath. In Betreff der Beine sprach er sich nicht aus, 
nur für den Appetit gab er mir ein „Mittel". Nach einigen weiteren Tagen (Ende 
Oktober) jedoch mußte ich mich vor Kraftlosigkeit und überwältigendem Schüttel 
frost legen. Ich gebrauchte einige Hausmittel, wie starken Kaffee mit Rum, worauf 
ich auch stark schwitzte; aber außer einer 'Abnahme des Frostgefühles gab es keine 
Besserung. In kurzer Zeit waren die Unterschenkel schwarzblau gefärbt, ohne daß 
jedoch die Haut in ihrer Form eine Veränderung (etwa durch Ausschlag oder 
dergleichen) erfahren hätte und die Halsdrüsen schwollen an. Da ich dem Dr. Tr. 
sagte, daß ich als junger Mann an trockner Flechte (sich abblätternder Haut) an 
den Unterschenkeln gelitten habe, so vermuthete er, diese Flechten „hätten sich 
erhitzt" und verschrieb mir eine Salbe zum Etnreiben, die ich 3—4 Tage gebrauchte, 
worauf sich auch die Geschwulst ziemlich setzte und die allgemeine schwarzblaue 
Färbung der Unterschenkel unregelmäßigen dunkelrothen Flecken von der Größe eines 
Pfennigs bis einer Hand wich. Dr. Sch., der Assistenzarzt des Erstgenannten, 
erklärte nach diesem Erfolge bei einem weiteren Besuche, daß das keine Flechte,
	        
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