Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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verfall der Körperkräfte in kurzer Zeit zur .folge hat, da ja, wie schon erwähnt, 
zur Wärmeentwickelung die Stoffe des Körpers als Heizmaterial verbraucht werden. 
Hier heißt es aber auch umgekehrt: nicht das .Heber unterdrücken, wie es 
durch Chinin — wiederum auf Kosten der künftigen Genesung und des späteren 
Gesundheitszustandes — geschieht, auch nicht durch kalte oder zu häufige Bäder; 
sondern es ist sein Verlauf nur zu mäßigen, von der lebensgefährlichen Höhe 
herabzudrücken und in ruhigere Bahnen zu lenken, in denen es sich allmählich 
verläuft. Das geschieht: 
1. durch reine, ganz frische, wenn auch ganz kalte Luft, welche man durch 
offene Fenster, ohne Gegenzug, aber direkt an den Kranken führt; 
2. durch 1—5 tägliche Bäder von 2—4 Minuten und je nach dem Falle, 
24 bis 28, selbst 29 o R. und zwar so, daß man sehr hohes Fieber auch 
durch hohe Temperatur des Wassers, und umgekehrt, bekämpft, bei mäßi 
gem Fieber aber für kräftige Personen 24—26, für schwache und Kinder 
26—28o R. nimmt. Dabei milde Fcottirung der Unterschenkel, Füße 
und Arme. 
3. Gleichzeitig ist auf milde, kühle, leicht verdauliche und doch nahrhafte 
Diät (£i mit etwas Zucker in Wasser, Zwieback oder alte Semmel in 
verdünnten Fruchtsäften, kühle Schleimbrühen von Hafer- oder Gersten - 
mehl, Reiswasser) sowie 
4. auf regelmäßige Cntleerung und 
6. große Ruhe zu achten. 
Rach den Bädern folgt Kein uollstäuüiges Abtrocknen und Abreiben, 
sondern mehr nur Abtupfen mit dem trockenen, etwas erwärmten Leinentuch, Ein 
hüllen in dasselbe und auf diese Weise Nachdünsten im leichten Bett, das ohne 
Federn fein muß. 
In den meisten Fällen, namentlich bei Tvphus, find kühlende, häufig zu 
wechselnde Kopfumschläge ohne weitere Bedeckung unerläßlich, und nasse Leib 
umschläge, die bis zu l / 2 Stunde, bei mäßigem Fieber bis I Stunde, jedenfalls 
aber nur bis zum Heißwerden liegen bleiben können, angezeigt. 
Unglücklich verlaufen bei solcher, hier natürlich nur kurz und schematisch 
skizzirten Behandlung meist nur solche Fälle, in welchen schon vor der Erkrankung 
besondere Nervenschwäche oder Anlage zu Drüsengeschwülsten oder gar beides 
gleichzeitig vorhanden war, in Folge dessen im ersteren Falle die Nerven alle 
Reaktionskraft verlieren und es nicht gelingt, die Haut zu energischer Thätigkeit 
zu bringen, im anderen Falle aber die edelsten Lebensorgane (Herz, Lungen und 
Hirn) dem gewaltigen Ansturm der schlechten Säfte erliegen müssen (eintretende 
Herzschwäche oder Herz-, Lungen-, Hirnschlag), in beiden Fällen aber, weil das 
Sicherheitsventil, die Haut, entweder gänzlich versagt oder nicht genügend aus 
scheidet. Dagegen ist der Kranke fast in allen Fällen als gerettet zu betrachten, 
sobald ein kräftiger Schweiß erzielt werden kann. 
Akuter Nkemttntlpmtts, besonders Gelenkrheumatismus, ist ungemein 
schwierig zu behandeln, weil die Schmerzen fast bei jeder Berührung, besonders 
bei Bewegungen und Druck sich bis zum Unerträglichen steigern. So lange
	        
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