47
tritt ganz heftig und schnell auf, es wird mir dabei ängstlich und fällt mir meine ge
schäftliche Thätigkeit dabei sehr schwer. So wie ich aber wieder esse, schmeckts nur ganz
vorzüglich und ist in kurzer Zeit die Sache vorüber, nur habe ich dann noch, aber nicht
alle Tage, A u f st o ß e n. Mein Befinden ist ganz gut, ich habe auch am ganzen Leib
keine Stelle, die sich schmerzhaft anfühlte, auch der Stuhlgang ist normal und ohne die
geringste Belästigung. Weiter habe ich gefunden, daß die Sache am schlimmsten rst,
wenn ich viel gehe oder stehe, was mein Beruf häufig mit sich bringt; Sonntags z.. B.
wo ich mich pflegen kann, geht es sehr gut; ich sehe auch sehr gut aus, habe im vorigen
Jabre vom Juni bis Oktober ca. 8 Pfund zugenommen, wovon aber die letzten 14 Tage
2 Pfund wieder verloren gingen. Meine Lebensweise ist sehr mäßig, ich rauche nicht,
trinke nichts außer Wasser, esse höchst selten Fleisch, nur wenn ich auf Reisen bin, wo
es oft nicht anders geht. schlafe bei offenem Fenster, mache jeden Morgen eine Ganz
waschung, kurz: Ufce wohl so, daß man eS vernünftig nennen kann und trotzdem —
bin ich krank geworden! — Ich habe zur Bekämpfung des Übels bis jetzt nachts
feuchte Binde getragen, soll ich damit fortfahren? Oder muß ich, wenn Sie glauben,
daß sich eine ernstliche Krankheit entwickeln kann, energischer vorgehen? Ich bemerke
noch, daß mir scheint, als ob mein Leib aufgetrieben sei. — Antw.: Dieselbe fmmtc
lakonisch lauten, nämlich: machen Sie alle Tage — Sonntag, d. h. schonen Sie sich nach
dem Essen, dann wirds bald bcsser werden; mit der feuchten Binde können Sie schon
fortfahren, vielleicht selbige 1 Stunde nach dem Essen anlegen, was sich mir in der
Praxis schon einigemal bewährt hat; auch einige Schlucke frisches Wasser thun oft gut;
auf den Sommer spannen Sie ein paar Wochen aus.
Abon. L. in S. Gegen Ihr beschriebenes Blasenleiden würde ich Ihnen als
probat eine gymnastische Übung anempfehlen, nämlich: Auf ein Sofa ohne Seitenlehne
setzen Sie sich von der Seite und neigen sich langsam vorwärts bis der Brustkorb auf
den Schenkeln aufliegt, nach kurzer Pause richten Sie sich wieder auf, wobei Ihre Gattin
die beiden Knie mit den Händen niederdrückt und beugen sich langsam ebenso rückwärts
bis der Rücken auf dem Sofa aufliegt, nun wieder Pause und Atemholen, alsdann den
selben Weg wieder zurück; diese Halbkreiöbewegung wiederholen Sie 6—10 mal täglich
2 mal, aber nie gleich nach einer Malzeit; als Gelehrter können Sie sich die physiologische
Wirkung leicht erklären; dazu 1 Sitzbad von 18" 10 Min. lang mit Leibfrottiren jeden
Abend oder 3 mal in der Woche vor Schlafengehen wird dieselbe unterstützen. Bez.
Ihres Kehlkopfkatarrhs — Berge steigen sehr gut.
Abon. S. in Fr. Sie schreiben: Auf dem Vereinstag in Leipzig haben Sie einen
Herrn R. kennen gelernt, der Ihnen die Mitteilung gemacht, daß er seine Lebensrettung
mir verdanke und fügen bei. daß Sie seit 30 Jahren keinen Mediziner über Ihren Ge
sundheitszustand mehr zu fragen brauchten, Sie haben auch nicht Krankheiten Ihres
Körpers zu heilen versucht, sondern stets die Ursachen derselben erforscht, erkannt und
dann beseitigt, wodurch Sie anscheinend den richtigen Weg durchs Leben gegangen, denn
heute stehen Sie noch ganz rüstig da im 61. Lebensjahre und vor wenigen Tagen wurden
Sie in eine Lebensversicherungsbank — anstandslos aufgenommen, womit
Ihnen noch eine Lebensdauer von mindestens 15 Jahren in Aussicht gestellt sei! Vor
30 Jahren waren Sie schwächlich, kränklich und elend; Kollegen und andere Bekannte
bemerkten Ihnen öfters „Sie riechen schon nach Tannenholz, Sie haben nicht mehr lange
zu leben"! Diese Propheten seien alle und längst ad patres gegangen, und Sie erfreuen
sich heute noch eines gesundes Lebens! Das ist der Segen des Vegetarismus und des
Naturheilverfahrens! Dem letztern und mir als einem Vertreter desselben bringen Sie
ein dreifaches Hoch! Antw.: Schönes Geständnis und ermutigend für manchen leidenden
gemischten Kostgänger, beherzigenswert auch bez. Ihrer Aufnahme seitens der Lebens
versicherungsbank, deren Arzt kein eingefleischter Mediziner zu sein scheint, sonst hätte er
seine Bank vor Ihnen, dem langsamen Selbstmörder, gewarnt! Also auf Wiedersehen
anno I960!
Ab. in Kasch au. Sie schreiben: Dr. Pasteur in Paris macht jetzt Aufsehen
mit seiner Impfung gegen die Hunds Wut. Unsere Regierung entsandte dorthin den
Dr. Babes, dieser referirte unter Anderem: daß die Wut im allgemeinen unter 100
Gebissenen nur an 31 ausbricht; daß unter 100 im Gesicht Gebissenen 90, an den Händen
Gebissenen aber 63 Menschen erkranken; endlich daß von der Zeit des Bisses gerechnet
nach Verlauf von 4 Monaten die Krankheitsgefahr vorüber sei! Es fragt sich, ob
wir mit einem energischen Naturheilverfahren, durch beförderten Stoffwechsel,
durch Potenzirung desselben, durch Erneuerung der Säfte re. dem Übel nicht auch
beikommen könnten? Es ist nach allen unseren Begriffen so sehr wahrscheinlich. Was
sagen Sie dazu? Das möchte ich gerne wissen! Bitte um Antwort im Briefwechsel.
Antw.: Erst abwarten, was aus dem Pariser Schwindel wird. Was Sie fragen,
ist bereits bejahend beantwortet im Jahrgang 1873, Nr. 7, wo ich die H e i l u n g des