Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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was zusammen paßt; da aber das Selbstdenken bekanntlich heutigen Tages 
nicht jedermanns Sache, so wird für solche Küchenbeherrscherinnen eine besondere 
Anleitung willkommen sein, die ihnen das Denken erspart. Vorliegendem Koch 
büchlein sind noch einige belehrende Beigaben ans approbirter Hand hinzuge 
fügt, die zwar streng genommen nicht hergehören, aber doch bei dieser Gelegen 
heit gut angebracht sind. Saubere Ausstattung und billiger Preis tragen noch 
zur Empfehlung bei, daher wünschen wir dem Schriftchen günstige Aufnahme. 
Im Kap. „Ärzte und Heilanstalten" sollen die genannten wohl Vegetarier sein 
und vegetarischen Tisch führen, was aber nach den mir gewordenen Mitteilungen 
nicht bei allen der Fall ist; auch sind einige bereits gestorben und verzogen 
und was thut denn der alte Professor Hyrtl unter diesen zum Teil obskuren 
Persönlichkeiten, für deren Gesellschaft er sich wohl bedanken würde? 
4. Siegert, W., d i e N a t u r h e i l k u n d e in ihren Anwendungsformen und 
Wirkungen, nach den ärztlichen Grundsätzen von H. Canitz auf- Veranlassung des 
deutschen Vereins für volksverständliche Gesundheitspflege und Naturheilkunde 
bearbeitet mit 9 Abbild. 8. 90 S. Leipzig. Th. Griebens Verlag. Preis 1.20. 
Der Inhalt des sauber ausgestatteten Schriftchens ist folgender: 
1. Der Stoffwechsel, Aufgabe und Thätigkeit der Haut-Entstehung (?) der Krankheiten, 
Fiebermessung, 2. Bäder und Abreibungen, 3. Packungen (Rumpf-, Bein-, Unterarm-, 
Dreiviertel-, Ganzpackungen, Kompressen, 4. Dampfbäder (Hand-, Fuß-, Bett-) Kompressen, 
5. Klystiere, 6. Massage und Heilgymnastik, 7. Lüftung, Tiefatmen; Schlußwort. 
Wie man aus vorstehendem ersieht, leitet der Verf. sein belehrendes 
Schriftchen über den physiatrischen Kurapparat mit einer Skizze des sog. Stoff 
wechsels im menschlichen Körper ein und sagt dabei S. 3 wörtlich: 
„Bisweilen häufen sich im Blute, in: ganzen Körper oder in einzelnen Teilen des 
selben infolge verminderter Thätigkeit der Ansscheidungsorgane Übelstoffe an re, in solchem 
Falle sucht der Organismus durch eine seine Kraft in hohem Maße in Anspruch nehmende 
Thätigkeit, durch ein Fieber, die Ausscheidung der unnützen Stoffe aus dem Blute 
zu ermöglichen, oder er schickt (?) in die besonders stark mit Fremdstoffen belegten Teile 
mehr Blut als gewöhnlich, um die Einlagerungen aufzulösen und wegzuspülen; die be 
treffenden Stellen schwellen hierbei infolge der vermehrten Blutzufuhr an, werden rot, 
heiß, durch den vom angehäuften Blut auf die umgebenden Nerven ausgeübten Druck 
schmerzhaft und es bilden sich Ausschwitzungen; wir haben es dann mit einer Entzün 
dung zu thun; bei fieberhaften Krankheiten zeigt sich infolge verminderter Hautthätigkeit 
eine beträchtliche Zunahme der Körperwärme „Hitze"; nicht selten treten Entzündung und 
Fieber zugleich auf. Fieber und Entzündung sind demnach (?) H e i l v e r - 
s u ch e unseres Körpers, welche er anstellt (?), um sich gewisser Übelstoffe zu entledigen, 
eine Arbeit, welche oft seine Kraft so in Anspruch nimmt, daß alle Pulse klopfen und 
das Blut förmlich durch die Adern jagt." — 
Darauf muß ich nun abermals, wie seit mehr als 20 Jahren, entgegenhalten, 
daß man dem menschlichen Körper keine solche bewußte Selbstthätigkeit 
unterschieben darf, wenn man sich nicht die Hände binden will, denn dann 
dürfte man ja bei Fieber und Entzündungen eigentlich garnichts thun und 
müßte dem Organismus ruhig überlassen, das von ihm heraufbeschworene Donner 
wetter so zu leiten, daß es keinen Schaden anrichten kann, was bekanntlich nicht 
der Fall ist, indem an Fiebern und Entzündungen schon 1000 mal mehr 
Menschenleben zu Grunde gegangen sind, als alle Kriege zusammen seit Kains 
Totschlag vernichtet haben. Prof. Birchow war es, der 1862 schon in seinem 
Vortrag über das „Fieber" ganz hübsch und überzeugend dargestellt hat, daß 
dasselbe lediglich als eine durch irgend eine Schädlichkeit entstandene Schwächung 
der Regulatoren des Stoffwechsels, also als ein P a s s i o n s- nicht Reaktions- 
zustand anzusehen sei, wonach man also ganz anders am Krankenbett ver 
fahren muß, nicht wie früher die vermeintliche übermäßige Arbeit des Or 
ganismus ii i c b e r b x ü c! e n ö (Aderlaß rc.), sondern die geschwächte Nerven-
	        
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