tote unb womit es mit solcher Sicherheit die richtige Nahrung findet; die Antwort
die wir erhalten, ist: es sucht sie mit der Nase! Die Frage ist nun die: ob auch wir
Menschen von unserem Geruchsinn denselben Gebrauch machen können? Nach einigen
Erläuterungen sagt Jaeger: aus diesen Thatsachen ersehen wir, daß auch der Mensch in
seinem G e r u ch s i n n ein Mittel hat, in allen (?) Verhältnissen zu erkennen, ob eine
Speise ihm zuträglich ist oder nicht und zwar nicht bloß qualitativ, sondern auch
q u a ntit a t i v.
Das möchte ich nun stark bezweifeln und da mir z. B. mein Geruch
sinn in meiner Jugend beim Scharlachfieber fast ganz verloren ging, so wäre
ich übel dran, wenn ich nicht schon aus Hufeland qualitativ gelernt hätte, nämlich
welche Speisen dem Menschen überhaupt am zuträglichsten und aus Cornaro
über die Quantität belehrt worden wäre; Einen Passus aus Jaegers Kap.
„Die quantitative Abwechslung" herzusetzen kann ich mir aber nicht versagen, er lautet:
Hier berühre ich einen Punkt, dessen Verständnis gerade unter den sog. Gebildeten
an: meisten abhanden gekommen ist; ich sage abhanden gekommen, weil früher vor der
Überwucherung unserer Kultur durch das gelehrte Spezialistentum ein größeres Verständ
nis hierfür vorhanden war; dieser Punkt ist das Fasten. Das größere Verständnis hier
für war zu einer Zeit vorhanden, als ein universell gebildetes Priestertun: die Sitten
und Gebräuche der Bevölkerung machte, überwachte und unter die höchste Autorität,
die göttliche, stellte. Obwohl ich der Religion meiner Väter, der protestantischen,
unverbrüchlich treu bleibe, so stehe ich doch nicht an, es als ein Unglück zu bezeichnen,
daß die Protest, die Sorge für die leibliche Wohlfahrt ihrer Bekenner aus der Hand ge
geben und diese einem Stande überlassen hat, welcher seiner Natur nach hierzu nichts
weniger als geeignet ist, nämlich dem ärztlichen Stande. So wie der
Arzt heute bei uns gestellt ist, bilden die Kranken seine Existenz - und Erwerb s-
quelle und daß bei einem solchen Stande die h y g i e i n i s ch e n I n t e r e s s e n der
Bevölkerung keine liebevolle Förderung und Pflege finden werden, ist so klar,, daß man
sich fast schämen möchte, das erst noch niederzuschreiben und doch muß man es immer
wieder thun, weil man fort und fort die Erfahrung macht, daß das Publikum und zwar
die Regierer so gut wie die Regierten, lediglich kein Bewußtsein von der
Wider Natürlichkeit dieser Verhältnisse haben, denn die wenigen Stimmen derer,
welche zu allen Zeiten auf diesen Krebsschaden hingewiesen haben und Hinweisen, ver
hallen resultatlos wie die des Predigers in der Wüste. Das Volk ist bei uns in h y -
g i e i n i s ch e r Beziehung führerlos und wenn man bedenkt, daß das größte soziale
Elend in dieser Welt durch Krankheit verursacht wird, so ist es geradezu unbegreif
lich, daß in gegenwärtiger Zeit, in der man richtig erkannt hat, daß die erste Aufgabe
der staatlichen Faktoren die Beseitigung des sozialen Elendes ist, noch keine mächtige Hand
an diesen wunden Punkt gegriffen hat!
Es kostet zwar angesichts des gegenwärtigen Schlendrians einige Selbstüberwindung,
einen Versuch mit dem Fasten zu machen, aber jeder der es thut, wird sich sofort
überzeugen, daß dasselbe einen außerordentlich wohlthätigen Einfluß auf Ge
sundheit und Arbeitskraft hat und zwar nicht bloß für den, der in üppigen Mahlzeiten
schwelgt, sondern für jeden bis hinab zum Bauer und Handwerker (?). Da wo das
Fasten religiöse Vorschrift ist und war, hat man 1. einen wöchentlichen Fastentag
und 2. eine jährliche Fastenzeit vorgeschrieben; beides ist vom hygieinischen Stand
punkt aus unbedingt richtig. Während des Fastens hat der Körper Gelegenheit,
sich von den groben und feinen Rückständen seiner täglichen Nahrung zu reinigen, schon
das ist eine Erholung und das andere erholende Moment liegt darin, daß es die
Aufhebung eines Gleichgewichtszustandes ist, der stets verbunden ist mit einer
Herabsetzung der Lebensenergie, die sich aufrafft, sobald das Gleichgewicht einen Stoß er
halten hat. Durch Fasten kann man nicht bloß seine gesunkene Arbeitskraft wieder
heben, sondern es ist dasselbe geradezu ein Heilverfahren, auf das uns schon die
Natur mit der Nase stößt, indem uns bei den meisten Krankheiten unsere tägliche Nah
rung übel riecht und anekelt! Eines der Hauptsymptome, daß ein Thier krank
ist, besteht darin, daß es nicht frißt, und jeder gewissenhafte und verständige Arzt
verordnet in den meisten Fällen Hungern oder schmale Kost. Man hat bloß das Ver
ständnis dafür verloren, daß diese Maßregel nicht bloß ein Heilverfahren, sondern auch
zeitweilig notwendig ist, um der Ansammlung dessen, was man Disposition
zur Krankheit nennt, entgegen zu treten! Kurzum: ich rate jedem einzelnen entweder
regelmäßig zu fasten, wenn auch nur in der Weise, daß man einen Tag in der Woche
die Mittagsmahlzeit ausfallen läßt oder wenigstens sofort einen Fasttag einzusetzen, wenn
er eine Abnahme seiner Lebens- und Arbeitsfrische verspürt. Ganz besonders zu em