Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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Gemüse, als: Spargel, Blumenkohl. Erbsen, Schnittbohnen, Wachs- 
bohnen, Brechbohnen, Steckrüben, Rosenkohl, weißer Kohl, Savoyer Kohl werden 
ebenfalls nur in Wasser und Salz gekocht; weißer und Savoyer-Kohl aber 
mit kochendem Wasser aufgesetzt, 3 / 4 Stunde lang gekocht, dann abgegossen, 
wieder mit kochendem Wasser in einer Handvoll rohen Reis aufgesetzt und 
langsam gar gekocht. 
Kartoffeln in kleiner Menge genossen, bekommen am besten in aus 
gesucht kleinen leicht mit Butter gebratenen Stücken. 
O b st jeder Art als Kompot wird nach der für Pflaumen vorgeschriebenen 
zuckersatzlosen Art bereitet. Für hohe Festtage sei noch folgendes Rezept des 
warm oder kalt zu genießenden, vegetarischen Kotelettes verraten: 
Gemahlenes Grünkorn (von Weizen) wird in Salzwasser zu einem steifen 
Brei gekocht; nachdem er etwas erkaltet, wird er mit seingehackten Zwiebeln, 
zwei Eiern. etwas Pfeffer und Salz vermischt und daraus zu flachen Klößen 
geformt, diese in Ei und Semmel gewälzt und dann in Butter oder Öl schön 
braun gebacken. N. sagt zum Schluß noch: Mögen die Anhängerinnen einer 
H. David is die Köpfe ob dieser seltsamen Kocherei schütteln, so steht 
doch fest, daß man so zubereitete Gerichte, zumal das hygieinische Lieblingsgericht 
„Reis mit Pflaumen" tagtäglich genießen kann, ohne sie sich zuwider zu essen 
und überhaupt erst erkennen lernt, was wohlschmeckende und doch zugleich ge 
sunde Speisebereitung bedeutet! — 
In welche Klasse der Feuerung N. das Obst im allgemeinen rechnet, ist nicht 
angegeben; doch wohl in Nr. 1 (Holzfeuerung), da es ja die eigentliche 
Kindernahrung und somit auch für Kranke besser paßt, als die medizinische 
sog. stärkende Kost! 
WM" Anmerkung. Da nur schon mehrfach der Wunsch geäußert wurde: ich möchte 
doch im „N.-A." von Zeit zu Zeit auf eigener Erfahrung beruhende schmackhafte und wirklich 
nährende „M i t t a g s t i s ch z e t t e l" für die verschiedenen Jahreszeiten uütteilen, da namentlich 
das H a h n sche makrobiotische Kochbuch des Guten mehr als zuviel und zum Teil ganz un 
sicheres biete, so mögen nun meine v. Leser mit obigem Vers u ch s w e i s e verlieb nehmen ! 
Es ist dieses einfache Mittagessen noch lange keine Trappistenkost und f r ü h und abends 
sollte eigentlich gar nicht gekocht werden, sondern frisches und wenn..keines mehr zu 
haben, gekochtes Dörr-Obst nebst Schrotbrot und etwas Butter oder Öl ein und für 
allemal genügen, um gesund und kräftig zu bleiben (welchen Hochgenuß jetzt Abends z. B ein 
paar saftige Birnen oder Äpfel bieten, davon hat von 1000 wohl kaum einer die blasse Idee! 
wer lacht da?); jetzt im Winter, wer früh was warmes in seinen Magen haben will, mag 
abwechselnd Schrotmehlabkochung, Hafermehlsuppe (Porridge), Gesundheitskaffee mit Milch oder 
Kakao und Schrotbrot sowie abends Kartoffeln mit Butter und Käse und Schrotbrot re. ge 
nießen; früh und abends brauchts überhaupt keine Abwechslung, denn man lebt nicht, um zu 
essen, sondern umgekehrt unb die leidige Fresserei, welche aus dem vielerlei resultirt, ist 
die überwiegende Ursache der vielen Krankheiten vicke C o r n a r o! Ferner kann ich bei 
dieser Gelegenheit nicht umhin, mitzuteilen, daß mir während meiner Privatpraxis so oft vor 
gekommen ist, daß ich viele Frauen und Jungfrauen so unwissend in bezug auf Kochkunst 
gefunden habe, denn man sollte doch meinen, daß jedes Fräulein, ehe es in ^ den Ehestand 
tritt, kochen gelernt hat und nun, wenn man ihm sagt, daß der ganze Unterschied zwischen 
gemischter Kost und vegetarischer Küche darin besteht, daß fortan kein Fleisch mehr in 
die Küche kommt und daher alle Suppen und Gemüse bloß in Wasser mit Zuthat von Butter 
und wenig Salz gekocht werden — wissen sollte, was es* zu thun hat! Mit Nichten! Was 
bin ich nicht schon drangsalirt worden mit Fragen: wie das oder jenes gekocht werden solle, 
als ob vegetarisches Kochen eine ganz neue Kochart wäre!! Daher füge ich zu obigem 
Speisezettel keine Kochrezepte bei, sondern verweise auf renommirte Kochbücher, deren Rezepie 
wirklich erpro bt sind, wie z. B. die des Stuttgarter Kochbuchs von Frau Löffler, das 
1873 schon die 15. Auflage erlebte.
	        
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