Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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als Brennmaterial für denselben weiter ausgeführt hat. Derselbe sagte vor. Jahr 
in einer Vorlesung über „Essen und Trinken" — „Die hygieinisch geläuterte 
Magenpflege behandelt die Frage, ob die Art unseres Gebisses uns zu Herbi-, 
Carui- oder Omni-voren bestimmt, ebenso als Nebenfrage, wie die in 
der chemischen Gar- und Gelehrtenküche beliebte Düftelei nach dem Nähr 
wert der Speisen. Vom Standpunkte der Ofenlehre faßt sie feste sowohl 
wie flüssige Nahrung als Heizmittel auf, verwirft darum die Aufstellung 
eines allgemein giltigen Rezeptes und schreibt nur int ganzen und großen 
eine je nach Persönlichkeit, Berufsleben, Jahreszeit, augenblicklichem Befinden, 
Geschmack wechselnde Speise- und Trankordnung vor. Was dem Grobschmied 
bekommt, dem Schneider nicht frommt — statt jenes sage man starker und 
statt dieses schwacher Ofen und erinnere sich, daß starke Öfen jeglichen 
Heizstofs, Braun- sowohl als Steinkohlen, schwache dagegen nur Holz und 
allenfalls Braunkohlen vertragen, ohne zu erglühe» und mit der Zeit zu zer 
springen. Nebenbei berichtige man den landläufigen Irrtum, als ob richtig 
erfolgender Stuhlgang eine „vortreffliche Verdauung" bedeute, da man doch 
reichlichen Aschenabfall als Zeichen für verloren gegangene Heiz 
kraft zu betrachten pflegt. Die Speisen und Getränke selbst verteilen sich 
von diesem Gesichtspunkte nach folgender Heizwertstufe: 
Der Holzfeuerung entsprechen: Milch, Schrotbrot, Butter, weiche 
Eier, Reis, Gries rc. 
Der Braunkohlenfeuerung: Brot aus gebeuteltem Mehl, Käse, Ge 
müse. Kartoffeln, gedämpftes und gebratenes Fleisch jeder Art, leichtes Bier. 
Der Steinkohlenfeuerung: alles Fleisch mit fetten gewürzten 
Saucen, Wurst, Hülsenfrüchte, Conditorwaaren, sowie die flüssigen Genuß 
mittel : Kaffee, Thee, schweres Bier, Wein, Schokolade. 
Bei der Auswahl müssen als schwache Öfen Kinder ohne Ausnahme 
gelten, welche darum auch bei ausschließlich fleischloser Beköstigung vor 
trefflich gedeihen, ebenso schwächliche Erwachsene und Genesende, welche sich 
mit der ihnen gar nicht mundenden „stärkenden Kost" Überheizung d. h. Fieber 
zuziehen. Bei Gesunden kommt hauptsächlich das Tagewerk in betracht: 
stubenhockende Lebensweise in schlechter Binnenluft verträgt nicht einmal 
„kiäftige Hausmannskost", wogegen bewegliche Lebensweise im Freien 
auch Appetit nach schwerer Kost und stärkendem Trünke rechtfertigt. 
Bezüglich des Bedürfnisses eines irgendwie geschwächten Magens und der 
Herausfütterung des davon abgezehrten Körpers empfiehlt N. als morgent- 
liche Kost entweder reichlichen Milchgenuß und zwar in kaltem Zustand oder 
wo dieser von Erwachsenen nicht vertragen wild, warme Suppe aus Schrot 
mehl oder Schrotmehlgebäcken. 
Als Delikatesse gelte in hygieinischem Kreise Suppe aus Sökeland'schem 
Pumpernickel (Roggenschrotbrot) mit Zusatz von etwas Zitrone und Zucker, ge 
wöhnliches Roggen- oder Weizenschrotbrot mit Mais, Honig und dergleichen be 
strichen fehle bei keinem Früh- oder Abendimbiß Für dieH a u p tm a h l zei t gelte 
folgender „Tisch für Magenkranke und solche, die es nicht werden wollen: 
Reis darf nicht als Polenta, sondern ganz weich servirt werden und 
wird zu dem Ende noch abends eingeweicht über Nacht in Wasser stehen ge 
lassen und früh im selben Wasser unter Zusatz von etwas Salz und Butter 
zwei volle Stunden laug gekocht. 
Gries. Buchweizengrütze, Hirse, Graupen werden wie Reis abends ein 
geweicht und andern Tages die drei erstgenannten Istz, Graupen aber 4—5 
Stunden lang in Wasser mit etwas Salz aber ohne Butter gekocht.
	        
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