Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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Rat und Hilfe bei plötzlichen Erkrankungen und Ungliicksfällen. 
Vom Herausgeber. (Fortsetzung.) 
Dr. R e i ch führt weiter als V e r g i f t u n g s m 111 e I an: Alkaloide wie 
Brucin und Strychnin, Brechnüsse (Krähenaugen), Jgnatius- 
bohnen, Schlangenholz, Kockelskörner, Schierlings pflanze, 
Sturmhut, Tabak resp. Nikotin, Tollkirsche, Atropin, 
Opium und Morphium, Mutterkoru, Wurst-, Fisch-, Käsegift, 
Krebse, Trichinen, Pilze k., Petrole,um, Anilin rc. und betont, 
daß man in allen diesen Fällen rasche Entfernung des Giftes durch Erbrechen 
lassen und Abführen mittelst Rizinusöl und Klystieren, sowie durch Abreiben 
und Begießen der Haut, Riechmittel und frische Luft, Belebung der Nerven 
zu erzielen suchen müsse bis zur Ankunft der Arztes, der dann das weitere 
anzuordnen habe. 
Dr. Esmarch handelt die Vergiftung viel kürzer ab, er sagt nämlich: 
Gifte nennt man Substanzen, welche, innerlich genommen, das Leben 
zerstören; man unterscheidet scharfe und betäubende Gifte: zu den 
scharfen (fressende, ätzende) zählt man: Arsenik, Phosphor, Säuren 
(Schwefel-, Salz-, Salpeter-, Karbolsäure) und Alkalien; sie verursachen sofort 
die heftigsten Schmerzen im Magen und Unterleib und Erbrechen; Säuren 
und Alkalien verbrennen außerdem Lippen und Mundhöhle (Magen — auch. 
G. 333.). Zu den betäubenden G iften (narkotische, Pflanzengifte) Opium, 
Morphium, Tollkirsche, Schierling, Stechapfel, Fingerhut, Tabak rc.; Alkohol, 
Blausäure, Strychnin; sie verursachen Betäubung, Irrereden, Bewußtlosigkeit, 
schnarchendes Atmen. Behandlung: Man suche die Art des Giftes zu 
ermitteln und schicke sofort zum Arzte und zur nächsten Apotheke, wo mau 
meist die Gegengifte kennt; bis dahin bedenke man, daß Säuren und Alkalien 
wechselseitig Gegengifte sind, sich neutralisiren, also: Wenn scharfe 
Säuren verschluckt sind, gebe man gleich Alkalien in viel Wasser ge 
löst, zu trinken; z. B. Soda, Pottasche, Magnesia, Kalkwasser. Sind Alka 
lien (Laugen) verschluckt, so gebe man Säuren, z. B. Essig, Zitronensäure, 
saures Eingemachtes. Zum Schutz des Magens und des Schlundes gegen 
die ätzende Wirkung scharfer Gifte lasse man viel schleimige und ölige Flüssig 
keiten trinken (Öl, Eiweiß, Milch, Mehl und Wasser, Kastvröl). Um das Gift 
aus dem Magen zu schaffen, suche man Erbre ch en zu erregen durch Reizung 
des Schlundes mit dem Finger oder einer Feder, durch Trinken vvn vielen: 
warmem Wasser, dem man einen Theelöffel Salz oder Senf zusetzt, oder durch 
Brechmittel, wenn sie zur Hand sind (Jpecacuanhawein, Brechweinstein). War 
das Gift ein betäubendes Pflanzengift, so suche man den Patienten w a ch z u 
erhalten, gebe ihm starken Kaffee zu trinken oder durch Klystiere, lege eis 
kalte Umschläge auf den Kopf (aus )0—12° Wasser besser, denn man will 
ja das Gehirn nicht töten! G- W.) und Seufteige auf den Magen und 
die Waden (kalte ausgerungene Umschläge thuns auch! G- W.) und mache 
kalte Übergießungen (wie und wohin? sagt E. nicht! — am besten in einer 
gewöhnlichen Badewanne, in der */ 2 — 3 /,t Schuh hoch 22—24° Wasser sich 
befindet, in welches Pat. gesetzt und sofort von 2 Personen mit den ins 
Wasser getauchten Händen am ganzen Körper frottirt und ab und zu mit in 
nebenstehendem Schaffe parat gehaltenem 14—16° Wasser über Kopf und 
Rücken gegossen wird.) 
Der Arzt soll versuchen, mit einer Magen pumpe das Gift aus dem 
Magen zu schaffen. Ist aber ein Gummischlauch bei der Hand (halbzöllig),
	        
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