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kraußsehen Brot nach Prof. Graham und ließ mir darauf eine Probe
sendung von Stuttgart kommen, welche bestand aus 2 Pfundlaibchen, grob und
fein. 1 Haselnuß-, 1 Rosinen-, 1 Fruchtbrot und 1 Pumpernickel nebst einer
Büchse Schrotmehlbisquits.
Seit meiner Übersiedlung nach Dresden (1864) war ich bemüht, einen Bäcker zu finden,
der Lust und auch das Geschick hätte, die Herstellung des Schrotbrotes gewissenhaft zu be
sorgen; es gelang mir lange nicht, einen passenden Mann zu finden, denn einige Meister
glaubten, ihr Fabrikat müsse gleich reißend abgehen, möge es ausfallen wie es wolle, Mas
natürlich nicht der Fall ist und das Publikum, meist ohne Verständnis für die Sache, machte
wieder seinerseits unpassende Ansprüche, so daß ich, wenn mir der Patienten wegen nicht darum
zu thun gewesen wäre, eine gute Schrotbrotquelle ständig zu haben, das betr. Publikum bez.
des Schrotbrotes gerne seinem Schicksal überlassen und mir meinen kleinen Bedarf selbst besorgt
hätte, soviel Zeitverlust und Schaden, Ärger und Verdruß hatte ich damit! Eine Zeitlang hatte Herr
Großmann mit zeitweiligen Ausnahmen genießbares Schrotbrot geliefert, seinem Nachfolger aber ist
es nicht so gelungen, wie mir öftere Klagen von Abnehmern seines Brotes beweisen; da besuchte
mich vor einiger Zeit Herr Bäckermeister E. Anger in Dresden, übergab mir ein von ihm
angefertigtes Brot und äußerte sich dahin , daß er willens und imstande seiein v o r z ü g -
l i ch e s Schrotbrot zu liefern, indem er in Hannover in einer Schrotbttckerei 1 1 / 3 Jahre
thätig gewesen re. Diesen Mann bat ich nun nach Ankunft obiger Probesendung zu mir, um
sein Brot mit dem Stuttgarter zu vergleichen. Das Ergebnis war folgendes: Das Stutt
garter Brot ist in backsteinartiger Form gebacken, beim Durchschneiden zeigte sich die Krume
speckig, mit Löchern wie ein Schweizerkäse, auch sprang die etwas dicke Rinde stellenweise ab;
das Ä n g e r sche Brot zeigte beim Durchschneiden eine egale weißscheinende Fläche ohne Löcher,
eine dünne weiche Rinde, ist frei im Ofen gebacken, mehr länglich-rund, Krume und Rinde
gehen ohne Risse in einander Liber, es hat einen angenehmen Geruch und Geschmack und —
die Krume ließ sich am neunten Tage noch zwischen den Fingern leicht in kleinste Teile zerreiben,
und somit auch gut kauen und verdauen; selbstverständlich ist es ohne Salz, Sauerteig,
Hefe oder sonstiges Lockerungsmittel angefertigt und dürfte somit jedermann zu empfehlen sein:
es wird auch nach auswärts versandt in Laiben a 1 / i und 1 Kilo zu 15 und 30 Pf.
3. Physiatrische Walhalla.
Laut Annonce im „Dresdner Anzeiger" starb am 24. April a. c. Herr
Dr. med. Julius Putzar, Gründer und Besitzer der Wasserheilanstalt Königs-
brunn bei Königstein i. S. (seit 1851), auch Herausgeber des..Journals für
naturgemäße Gesundheitspflege und Heilkunde", welches der Verstorbene im
Februar 1853 begann, aber schon Ende 1855 an Dr. C. A. W. Richte r in Berlin
abtrat; Dr. P. verfaßte ferner einige Schriften über Wasserheilkunde. — Sein
Leichnam wurde nach Gotha gebracht.
Briefwechsel für Alle und mit Allen.
Ab. L. R., Regensburg. Ihr Postschein ist ja schon Quittung, kann unmöglich im
„N.-A." Allen quittiren, es wäre schade um diese Raumverschwendung; Manche senden sogar
ohne Postschein, indem sie einfach 5 M. oder 3 fl. im Brief einlegen und wenn diese bei
mir anlangen, sind sie willkommen und werden pünktlich notirt! Sie schreiben ferner: Ich
leide trotz Jäger kleidn ng seit Jahren an starkem habituellem Fußschweiß, auch an
andern Körperstellen; größte Reinlichkeit, Barfußgehen so oft nur möglich — alles geschieht,
aber das Übel bleibt eine L a st und Plage für mich, einen Bureaubeamten, trotz
nahezu vegetarischer Diät bei wenig trinken! Alle Mittel, die es nur gibt, brauchte ich schon —
umsonst! Jetzt will ich es einmal mit konsequenten nassen Fußumschlägen nachts im
Bette probiren: kalte Wasser - Kompresse, leinene Strümpfe, Flanellfatschen, Guttaperkapapier
und wollener Strumpf darüber, jede Nach 1 2—3 Monate lang. Können Sie mir hierzu
etwas zweckdienliches weiter mitteilen? — Antw. Ich habe 1849/50 auch an Fuß- und all
gemeinen Schweißen derart gelitten, daß ich in einer Nacht zwei frische Nachthemden t o t a l
durchschwitzte; dieselben haben sich im Laufe meiner langen Wasserkur vom März 1850 bis
November 1851 total bis heute verloren; der Fußschweiß hauptsächlich dadurch, daß ich nn
Zimmer und bei Spaziergängen die Füße immer frei trug und im Winter täglich ein
Paarmal mit Schnee frottirte, im Sommer 1851 aber meist barfuß oder in niederen Schuhen
ohne Socken ging. Probiren Sie nur zuhause das Entblößtsein her Füße, machen
Hie öfter nasse Abreibunben derselben, nehmen Sie früh und abends nasse Abreibungen des