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aufs tiefste empört hat. Wenn meine 50 tausend Kollegen mit dieser ihrer
Unterwürfigkeit nnter die Laiendiktatur der Parlamente es weniger strengnehmen
als ich — nun das kann und wird mich und stände ich unter den Kollegen
ganz isolirt, doch nicht abhalten, von meinem Stande höher zu denken, als
daß ich nicht fortfahren sollte, gegen die in der Jmpffrage liegende Knech-
tung der Gesinnung anzukämpfen.
Geehrte Anwesende! Besehen Sie sich das Bildn's der Therese Porten,
die ich an den Folgen der Impfung selb ft habe st erben sehen
nnd nehmen sichs als Andenken an unsere heutige humanistische Mission mit
nach Hause. Seien Sie versichert, es hat mir als Arzt große Überwindung
gekostet, bis ich so tief herabstieg zu diesem Mittel, das Porträt eines Jmpf-
opfers austeilen zu lassen. Meine Schuld ist es nicht, daß ich zu diesem
Mittel greifen mußte, um im Volke das Verständnis für die hohe kultur
geschichtliche Bedeutung des Jmpfk ampfes und Mitleid für die Millionen
bedrohter Kinder wachzurufen! Erst nachdem ich 15 Jahre lang mit Ver
nunftgründen vergebens gegen den Jmpfwahn gekämpft, wandte ich mich,
statt wie bisher an den Verstand, nunmehr an das Herz des Volkes;
ein Volk von Ki ndern will eben auch wie Kinder behandelt
sein! Jetzt kennen Sie einen von den vielen Gründen, welche uns Ausländer,
die wir hier in Charleroi uns zusammen gefunden, unwiderstehlich antreiben,
in allen Ländern den Krcuzzug gegen den Impfzwang, diesen
Schandfleck des 19. Jahrhunderts, zu predigen und diesen Krenzzug
nuch auszufechten! Als ich vor 2 Jahren im Begriff stand, mit der Leiche
und dem untröstlichen Vater der Therese Porten nach Kissingen zum deutschen
Reichskanzler zu reisen — ein Entschluß, dessen Ausführung nur durch die
vorzeitige Beerdigung der Leiche vereitelt wurde — da sagte ich mir: dieses
Kind ist jedenfalls das letzte Opfer des Jmpfwahncs, aber leider weit gefehlt,
der Tod bat unterdessen neue Ernten unter den Impflingen gehalten und
der Mann der Lanzette ist vorläufig noch einmal der Sensenmann geblieben!
Wir aber kämpfen unentwegt weiter und das nächste Todesopfer der Impfung
soll mir nicht bloß photographirt, seine Leiche soll auch, wenn sonst kein
Mittel mehr hilft, von den Eltern dem Reichskanzler ins Haus oder in den
Reichstag getragen werden! Der Anblick derselben wird den eisernen Reichs
kanzler und die genügsamen Herren in der Leipzigerstraße in Berlin doch
endlich bewegen, die A u f h e b u » g des Impfzwanges zu beschleunigen !
Was aber soll ich schließlich von den Ärzten sagen? Ich darf so gering
nicht denken von der Intelligenz meiner Herren Kollegen, daß ich nicht die
Überzeugung in mir trüge, daß bezüglich des Bekenntnisses „an den Impf
schutz" in jedem 3 t e n Arzte ein Galilei steckt, aber nur ganz
im Geheimen! (Das heißt: jeder dritte Arzt sagt bei sich: Und doch
i st sie schlecht und falsch, diese vielgepriesene gesetzliche Schutzimpfung!
D. Red.) Was den Herren mangelt, ist nur der persönliche Mut des Ge
ständnisses , daß das Impfen ein Aberglaube sei! Weil nun ich
diesen Mut stets gezeigt in Wort und Schrift und selbst auf den Versamm
lungen deutscher Naturforscher und Ärzte, darum werde ich von der Zunft
„Töpfermeister" gescholten und bin der bestgehaßte Arzt der Welt! Aber die
Zeit wird kommen, und sie ist nicht fern, daß die. die heute mich hassen, ein
gestehen : e r w a r e s, der uns Ärzten die Standesehre vor noch tieferem
Verfall gerettet hat! Die Tierärzte wissen mir ja bereits Dank für den
■§ 49 der deutschen Viehseuchenordnung, der die Vaccination der Schafe
verbietet. So haben in Deutschland die Menschenärzte durch ihre passive