für
naturgemäße Behandlung -es menschlichen Körpers
in gesunden und kranken Tagen.
Herausgeber und Redakteur: Gustav Wolbold in Oberlößnitz bei Dresden.
1885.
X 8.
Monatlich erscheint eine Nummer L 1 Bogen; ferner vom Februar an
aller2 Monate eine litt. B ei la g e L^Boge.a; somit jährlich 15 Bogen,
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Vierirrrd-
zwanzigster
Jahrgang.
Inhalt: Votivtafel. H. Kesselring.
1. Zwei Gegenstücke zu Prof. Dr. Onckens Krankheitsgesch. Vom Herausg. (Schluß.)
2. Über die Verhütung und Heilung des Malariafiebers in unsern afrikanischen Kolonien.
Vom Herausgeber.
Vermischtes (Cholera), Briefwechsel, Inserate. Mit Litter. Beilage IV.
(tllfllffL (Fortsetzung.)
Trotzdem fehlte es nicht an solchen, welche ohne viel Geist und Wissen Kranke zu kuriren
suchten; nicht nur Priester, sondern auch Personen niederer Stande: Kräutersucher, Schäfer,
Schmiede, alte Weiber re. bemächtigten sich in irgend einer Form der Heilkunde; auch diese
trugen in gewissem Sinne Steine herbei zum Aufbau der späteren Medizin, denn vor: den
Salben, Pflastern, Kräutern, Tränklein, welche sich als V o l k s m i t t e l einbürgerten, wanderten
viele auch in die Vorratskammern der Ärzte und wurden deren Wirkungen von dieser Seite
mit neuen Zungen gepriesen. Mittlerweile hatte die menschliche Entwickelung, Kultur, Zivili
sation und Bildung nach allen Seiten Fortschritte gemacht und auf ben Gebieten von Kunst
und Wissenschaft folgte eine Entdeckung der andern, wobei diejenigen auf den Gebieten der
Physik, Anatomie, Pathologie, Diagnostik, Chirurgie und Chemie für die Medizin, die unter
dessen von Lehrstühlen verkündet wurde, von großer Tragweite und Bedeutung wurden.
Manches geheimnisvolle Dunkel wurde aufgehellt und zahlreiche Rätsel gelöst, aber immer war
das letzte Glied in der Kette nicht gefunden und die Zahl der Hypothesen verminderte sich
nicht, denn jedes tiefere Eindringen in die geheime Werkstücke des Organismus förderte neue
Rätsel zu Tage. Auch bestritten und bekämpften sich die Träger der medizinischen Wissenschaft
vielfach in Wort und Schrift; die mühsamsten Errungenschaften des einen wurden häusia durch
einen schonungslosen Stoß des andern wieder umgeworfen und manche schön konstruirte Theorie
ins Bereich der Illusionen zurückgeschlagen. Solcher Streit wurde aber in der Regel „gelehrt"
geführt und auf den Universitäten ging es immer „wissenschaftlicher" her und zu, so daß der
angehende Arzt glauben mußte, die größte Vollkommenheit in der Medizin , ihr ideales Ziel
könne unmöglich in weiter Ferne liegen! So bildete sich das stolze Gebäude der medizinischen
Wissenschaft, unterstützt und gepflegt vom Staate, dessen leitende Obrigkeit für.die Gesundheit
des Volkes dadurch besorgt war, daß sie die Heranbildung „wissenschaftlicher Ärzte" forderte
und das Medizinal- und Sanitätswesen gesetzlich zu ordnen suchte!
H. Keffelring, in „Die Freigebung der Heilkunde".