Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

5 
Eichelkaffee mit 1 Ei. 2. Frühstück: Bouillon mit Leguminoseneinlage oder Ei, mit 
gehacktem Fleisch resp. Pankrelseinlage, Kaoiar, ein Stück eines'ausgewässerten Herings 
oder Sardellen, Sardinen in Ol, rohes Beefsteak, Kalbfleischcoteletten mit Ei, roher 
Schinken, Mettwurst, Nagelholz, hinterher Äpfel, Birnen, Trauben. An Getränken Milch, 
Bier, Bier mit Mumme oder Malzextrat, in kleinen Quantitäten Veltliner- oder Burgunder 
wein, Rheinwein, passend je nach der Speise. Mittagessen: Fleischsuppe mit fein 
gewiegten Fleischeinlagen, durchgerührt oder in Klößen, Huhn in Reis, Püree von Kastanien, 
die verschiedenen Sorten leichter Biere und Weiß- und Rotweine. Abends : Gebratenes 
Geflügel, Cotelette, Beefsteak, kräftige Fleischsuppen mit Fleischeinlagen, Milchsuppen mit 
Leguminosen oder Chokolade gekocht. 
Wenn man bedenkt, daß aus den Speisen nach der Verdauung im Magen 
zuerst weißes und in den Lungen rotes Blut wird und die Lungen dieser Pa 
tienten mehr oder weniger geschwächt oder teilweise funktionsunfähig sind, so 
fragt man sich billig: was soll das viele pikante Zeug solchen Kranken frommen, 
das unmöglich gutes Blut geben kann und die Lungen in ihrem Zerstörungs 
prozeß nur noch beschleunigen muß? Die Kirchhöfe Görbersdorfs und von Davos 
und ähnlicher Asyle von Lungenkranken wissen davon zu erzählen! Da machen» 
die Franzosen besser! In einem Journal las ich kürzlich folgendes: 
In Frankreich bricht sich eine ganz eigentümliche Behandlungsweise der Blutarmut 
und Schwindsucht Bahn, die gerade das Gegenteil der bisher üblichen ist. Schon seit längerer 
Zeit hatte Professor Joußet in Paris auf die Bedeutung des sogenannten „m a g e r e n 
Regime s" bei herabgekommenen K a ch e k t i s ch e n und Tuberkulose n hingewiesen 
und von der Verwendung der sog Roborantia und Tonica in Kost und Arznei abge 
raten. Prof. Regnault in Rennes verwirft ebenfalls die bisherige Ernährung mit Wein, 
Fleisch und sonstigen Reizmitteln ganz und verlangt streng fleischlose Kost, Gemüse, Milch 
Brot — speziell Grahambrot und reife Früchte. In gleicher Weise spricht sich Dr. Jußian 
aus, er giebt ebenfalls Milch, Vegetabilien und Früchte als Nahrung und als Arzneien 
sehr kleine und seltene Dosen von Chinin tann. und Arsen, wodurch er selbst im 2. 
Stadium noch entschiedene Besserung und Stillstand der Tuberkulose erzielte; Prof. Foußa- 
griver hat ähnliche Erfahrungen gemacht und ebenso Dr. Carin, welcher sagt: Alkohol (auch 
in Form von Wein) begünstigt die Entwicklung der Lungenkrankheiten und beschleunigt 
den ungünstigen Verlaus; Wein ist Kindern ganz besonders schädlich und disponirt sie zu 
Gehirnaffektionen, Lungenblutungen und Schwindsucht. Prof. Carriere bestätigt, daß der Ge 
nuß von Früchten und besonders von Trauben, bei Ausschluß von Fleisch, Gewürzen und 
Wein den bei anämischen Mädchen, geschwächten Frauen und Schwindsüchtigen beiderlei 
Geschlechtes stark angegriffenen Fettansatz befördern. Dr. Claude fordert dringend die Ein 
führung der fleisch- und damit reizlosen K o st mit Hinweis darauf, daß das bis 
her übliche Reizverfahren bei Behandlung von Lungensüchtigen trotz Davos und Meran, 
trotz Nizza und Kairo noch sehr geringe Resultate von Heilungen aufzuweisen habe. Alle 
Autoren stimmen darin überein, daß die Kranken diese milde Kost gern nehmen, der Appetit 
fast stets rege ist, und nie die früher so oft bei den Patienten beobachtete und von den 
Ärzten gefürchtete Nahrungsverweigerung sich einstellt; die sog. nervösen Verstimmungen 
werden bei milder reizloser Kost gehoben. 
ad Tischfür Fieberkranke. Verf. sagt im Vorwort: 
„Der Tisch für Fieberkranke ist für die Praxis bestimmt und soll eine Richtschnur sein, 
die zunächst dem Arzte selbst zum Anhalt diene, auf die derselbe aber auch den gebildeten 
Teil seiner Klientel verweisen möge; um dieses Zweckes der Abhandlung willen ist die wissen 
schaftliche Begründung der F i e b e r d i ä t e t i k nur kurz gehalten, das Hauptgewicht viel- 
mehr aus die Besprechung der in jenen Krankheiten zur Verwendung gelangenden Nahrungs- 
und Genußmittel, sowie der Methode ihrer Zubereitung und ihres Gebrauchs im Einzelsalle 
gelegt worden." 
Aus dem oben mitgeteilten Inhaltsverzeichnis wird man die Reichhaltigkeit des 
Buches ersehen, aber auch, daß Vers, ebenfalls der reizenden Kost huldigt. 
Im Kap. „G r u u d r c g e l u" sagt er ferner: „d a ß m a n z iv e i Jahrhunderte lang 
behauptet und geglaubt habe, daß ein akutes Fieber durch Nahrungszufuhr verstärkt 
werde. Diese Behauptung ist aber niemals erwiesen worden, weder theoretisch noch praktisch, 
dasaus sie sich stützende Heilverfahren hat vielmehr gründlich Fiasko gemacht und ist jetzt 
wohl von allen Ärzten verlassen worden! G r a v e s in Dublin war cs, der es 1843 
zuerst in allen seinen Gefahren schilderte. Ich bin überzeugt, sagte er, daß das Ent
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.