Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

Einige offene frugen betreffs der Vnkterienlehre 
gerichtet an Herrn Dr. 333. Albert Haupt in Chemnitz 
von einem alten Skeptiker. 
(Fortsetzung.) 
F aZit. 
ad 1. Erwiesen ist. daß die Überführung von gewissen Bakterien. Bazillen, 
Mikrokokkcn u. s. w. in den tierischen Organismus gewisse typische Krank 
heiten. wie Milzbrand, Diphtherie, Tubcrkulosis, Rückfallfieber u. s. w. zu er 
zeugen vermag, und daß die Überführung jener Spaltpilze durch die Impfung 
in der Regel die bezüglichen Krankheiten wirklich erzeugt. Erwiesen ist 
ferner, daß. wo diese Krankheiten einen Organismus befallen haben, sich auch 
diese Mikroorganismen im Blute vorfinden und zwar in um so größerer 
Menge, als die Krankheit hochgradiger ist. 
Eine noch offene Frage ist aber, ob die Krankheit zuerst diese Mikro 
organismen erzeugt hat oder letztere jene. Wenn ersteres der Fall sein 
sollte, und man daher annehmen dürfte, daß die betr. Krankheiten unter ihnen 
sonst günstigen Umständen auch o h n e Ansteckung s p o n t a n entstehen könnten, 
so hätte man offenbar weniger Grund, die Bakterien selbst zu verfolgen 
und auszurotten, da sie ja doch unter Umstünden sich wieder neu erzeugen 
könnten. Man hätte dann eben nur allen Grund, die tierischen Organismen 
(Menschen, Rindvieh, Schafe rc.). welche jenen Krankheiten vorzugsweise unter 
worfen sind, in solchen hygienischen Verhältnissen zu halten bezw. zu versetzen, 
die jene Krankheiten nicht aufkommen lassen. 
Je mehr man aber zu dem Glauben neigt, daß eben die Bakterien 
allein die Erreger und Träger der bezw. Krankheiten sind, um so weniger 
scheint cs statthaft, diese Krankheitserreger willkürlich durch irgend wen 
unter dem Vorgeben wissenschaftlicher Forschungen erzeugen und weiter ver 
breiten zu lassen. Am allerwenigsten aber erscheinen solche Operationen, wie 
sie die Übcrimpfung dieser Bakterien darstellt, statthaft, weil, ganz abgesehen 
von deren Jmmoralität als vivisektorisches Experiment, ihre Weiterverbreitung 
dadurch auch ohne Wissen und Willen der Verbreiter am meisten er 
leichtert wird. 
Unter den heiteren Konsequenzen dieser Bakterienlehre, wie, sie der 
„alte Ketzer" in Nr. 7 d. Bl. von 1882 geschildert,,, zeigen die für Ärzte von 
autoritativer Stelle (selbstverständlich für Ärzte, nicht für mich auto 
ritativ) für notwendig gehaltenen Desinfizirungsmethoden, daß 
man sich dieser Gefahren nicht bewußt ist. 
Da jedoch von Ihnen, geehrter Herr Doktor, die gänzliche Mangelhaftig 
keit dieser Desinfizirungsmethoden in Nr. 3, S. 36 und 37 überzeugend 
dargethan ist, so bleibt nichts übrig, als sich vor Ärzten, welche sich 
mit dergleichen Bakterien direkt (durch Kultur) oder indirekt (durch Behand 
lung von Bakterienkranken) abgeben, ebenso zu hüten, wie vor den Bak 
terien selbst. 
ad 2. Glaube ich mich als Fazit auf die an Sie gerichtete Gewisseus- 
frage beschränken zu dürfen, ob das Faktum, daß die betr. Maus nach einer 
ganzen Pravazschen Spritze voll dieser filtrirten Flüssigkeit nicht an M i l z - 
brand erkrankte und starb, Sie z. B. dazu ermutigen würde, Sich 
s e l b st eine solche Pravazsche Spritze voll dieser reizenden Flüssigkeit injiziren 
zu lassen, mit der vollen Überzeugung, daran überhaupt nicht zu er-
	        
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