Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

Der Raturayt. 
für 
naturgemäße Vehan-lung -es menschlichen Körpers 
in gesunden und kranken Tagen. 
Herausgeber und Redakteur: Gustav Wvlbold in Oberlößnitz bei Dresden. 
1883 
.*• 3. 
Monatlich erscheint eine Nummer L 1 Bo^en; ferner vom Februar an 
aller 2 Monate einelit. Beilage äy» Bogen; somit jährlich 15 Bogen. 
Preis für ganz Deutschland 5M.; für Oesterreich 3 fl. Pap.: für die 
Schweiz, Holland, Frankreich, Italien re. ,6 fr. 50 C. Zu beziehen: 
direkt vom Herausgeber mit Franco-Zusendung per Post bei 
Franco-Einsendung des Betrages, sowie durch die Postanstalten. 
Einzelne Nummern 40 Pf. 
Inserate: Die durchlaufende Zeile oder deren Raum 30 Pf. 
Zweiund- 
zwanzigster 
Jahrgang. 
Inhatt: Votivtafel: Über Tuberkel-Bazillen. 
1. Zur Bakterienlehre, zugl. Anfrage bei Dr. Haupt (s. v. Jahrg.) v. a. Skeptiker. (Forts.) 
2. Über das Wesen des Typhus u. seine phvsiatr. Behandlung. Vom Herausg. (Forts.) 
3. Zur Beleuchtung der Jmpffrage. Von Dr. med. Weber. (Fortsetzung.) 
4. Schluß zur Krankengeschichte von Th. Hahn mit T o d e s a n z e i g e. 
Briefwechsel, Inserate. — Mit 2 Prospekt-Beilagen. 
Vstivtasel. 
Die Entdeckung der Tuberkel-Bazillen hat begreiflicherweise vom Anfang an die 
medizinischen* Kreise der ganzen Welt im höchsten Maße interessirt. Auch die Wiener me 
dizinische Fakultät hat dieser Angelegenheit die intensivste Aufmerksamkeit zugewendet. So 
wurden in dem vom Professor Stricker geleiteten Institut für Experimental-Pathologie 
der Wiener Universität durch mehr als ein halbes Jahr die eingehendsten und gründlichsten 
Untersuchungen über das Wesen und die Natur der Tuberkel-Bazillen — bekanntlich eine 
Entdeckung des Dr. K o ch in Berlin — angestellt. Diese Untersuchungen haben jetzt zu 
einem ganz überraschenden Resultat geführt. In einem Bericht, welchen das genannte 
wissenschaftliche Institut, das sich bekanntlich eines Weltrufes erfreut, soeben über diese 
Untersuchungen veröffentlicht, wird als Ergebnis derselben bewiesen: 1. Daß die 
Tuberkel-Bazillen nicht die Krankheitserzeuger der Lungen 
tuberkulose sind, und daß 2. solche Bazillen nicht allein bei 
dieser Krankheit, sondern bei vielen andern Krankheiten, ja daß sie 
selbst bei ganz gesunden Menschen gefunden werden. Man begreift, daß 
dieses Ergebnis in den hiesigen medizinischen Kreisen die größte Sensation erregte. Professor 
Schnitzler nennt diesen Bericht (in der „Wr. Med. Pr.") ein wissenschaftliches Ereignis, 
und meint, daß derselbe für die Entdeckung Koch's die gleiche Bedeutung erlangen dürfte, 
wie die berühmten Mitteilungen „Zur Ätiologie des Milzbrandes", von Koch, für die 
Lehren Pasteurs; sie wurden nämlich dadurch widerlegt. Dieses Unter 
suchungs-Resultat hat nicht nur eine wissenschaftliche Bedeutung, sondern auch lokales 
Interesse, indem sich die Sache in letzter Linie zu einem Kampfe zwischen den medizinischen 
Fakultäten von Wien und Berlin zuspitzen dürfte. — Und der kürzlich verstorbene Pro 
fessor Dr. Beneke in Marburg sagt in seiner Schrift „Überwinterung Kranker auf Norderney" 
Folgendes: Über die Beziehung der bewegungslosen K o ch'scheu Tuberkel-Bazillen 
zur Phthisis erlaube mir vorläufig kein Urteil. So überzeugend die Lehre des hoch 
verdienten Forschers erscheint, ich habe nach in Marburg angestellten Beobachtungen 
einigen Grund, an der Natur dieser Stäbchen aus Körnchenketten als kleinste Organismen 
zu zweifeln und dürften die Bazillen unsere bisherigen Anschauungen und Er 
fahrungen auf dem Gebiete der Phthisislehre kaum wesentlich umzugestalten berufen sein!
	        
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