Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

menschenähnlichen Affen nähren sich a u s s ch l i e ß l i ch von vegetabilischen, saftigen 
und mehligen Stoffen — von Früchten, Baumknospen rc. Diese großen und 
außerordentlich starken Affen mit ihrem kolossalen Gebiß kommen nicht in Ver 
suchung, andere Tiere anzugreifen, um ihr Fleisch als Zusatz zu ihrer vegeta 
bilischen Nahrung zu erlangen; trotz ihrer Stärke, Geschicklichkeit und Behendig 
keit sind sie ganz und gar des Jagdtriebes bar. Daraus kann man 
nur schließen: der Mensch ist nicht wie die Sau auf gemischte Kost, 
sondern wie die Affen auf Früchtenayrung rc. angewiesen! 
ad 3. Ernährungsstatistik. Verfasser sagt, die Bevölkerung Europas 
verbrauche mehr Fleisch, als die ganze übrige Bevölkerung der alten Welt, und 
in allen Ländern derselben werde das meiste Fleisch von der Bevölkerung der 
Städte verbraucht und doch kommen nur 100—200 g Fleisch täglich z. B. 
in London, wo am meisten davon vertilgt werde, auf den Mann, während 
die physiologische Formel doch das Doppelte und Dreifache verlange! 
Und in A s i e n ist die Viehzucht mit der europäischen verglichen — 
gleich Null, in Japan existirt sie gar nicht, in China fast nicht und in 
Indien ist der Genuß des Fleisches von der Kirche sogar vielen Millionen 
Hindus verboten! Wo bleibt denn da die physiologische Formel von der 
notwendigen gemischten Ko st? 
In Afrika — leben die meisten Menschen vegetabilisch, in Amerika — 
Süd- wie Nordamerika und Neuholland — ist allerdings kein Mangel an Horn- 
und Borstenvieh, es wird darum davon noch stark exportirt nach dem fleischarmen 
Europa und es könnte somit jedem seiner Bewohner nach der physiologischen 
Formel das tägliche Quantum Fleisch verabreicht werden, aber außer in den 
großen Städten findet man auch hier keinen starken Fleischkonsum. So löst nun 
die Menschheit selbst die Frage von ihrer Ernährung ganz anders, als die 
Physiologen der alten Welt es verlangen. Weitaus die m e i st e n M e n s ch e n 
auf der ganzen Erde nähren sich nicht von Fleisch und nicht von ge- 
mischter animalisch-vegetabilischer Nahrung, sondern ge 
radezu von vegetabilischer. 
Diese Folgerung ivird auch durch jene Thatsachen bestätigt, welche uns bezüglich 
der Verbreitung der Nahrungspflanzen, der raschen Zunahme ihrer Pro 
duktion oder außerordentlichen Entwicklung des Getreidehandels bekannt sind. 
Jedermann weiß, daß ganze Völker so ausschließlich von dieser oder jener 
Pflanzenfrucht leben, daß bei einer Mißernte Hungersnot entsteht, die 
tausende von Opfern fordert. Das Dasein der Menschheit ist so eng mit dieser 
oder jener Körnerfrucht verknüpft, daß man die Hauptmasse der Bevölkerung 
der Erde ihrer Nahrung nach in 4 große Abteilungen bringen kann; darnach 
giebt es Reisesser, Maisesser, Weizenesser und Roggenesser; 
die Fleischesser bilden dagegen eine — unbedeutende Gruppe! 
Europa erzeugt in Verbindung mit den Vereinigten Staaten, Kanada, Ägypten, 
Australien und Chile jährlich ca. 2Milliarden Hektoliter Getreide, unge 
rechnet Kartoffeln, Gemüse und Obst, somit kann die Bevölkerung dieser Länder 
im Überfluß mit vegetabilischer Nahrung versehen werden, nicht so 
günstig steht es mit ihrer animalischen Produktion, wie oben angegeben 
worden, daher wird über kurz oder lang die physiologische Formel von den 
300 g Fleisch täglich ihren Krach erleben, und die Menschheit durch die Um 
stände zu vegetabilischer Nahrung gezwungen sein. wie sie zur Eis 
zeit zu der animalischen gezwungen war. Es ist für uns ganz unzweifelhaft, 
daß die von der Physiologie aufgestellte Ernährungsformel geändert werden 
muß, doch ehe diese Herren daran gehen, hat das Volk bereits die Sache in
	        
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