Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

19 
frage von feiten eines Hochgestelltelt Universitätsmannes (Rektor in Peters 
burg) gefunden habe, daß er alsbald beschlossen, selbige der Vergessenheit zu 
entreißen und zum besten recht vieler zu verwenden, indem er sie durch Über 
setzen einem weiten Kreis von Lesern zugänglich mache — mit Erlaubnis des 
Verfassers. — 
Auf 58 Seiten ohne irgendwelche Einteilung in Abschnitte, Kapitel rc. handelt 
der Vers. sein Thema ab und beginnt seine Arbeit mit einem Zitat aus L i e b i g s 
Buch „die Chemie" rc. „Könnte der Mensch von Wasser und Luft 
allein leben, so gäbe es weder Herr noch Diener, weder Fürst noch Unter 
than , weder Feind noch Freund, weder Haß noch Liebe, weder Tugend noch 
Laster, weder Recht noch Unrecht. Dieser Gedanke enthält eine so triviale 
Wahrheit, daß man es kaum wagen sollte, ihn auszusprechen!" 
Er fügt dann ergänzend hinzu, daß man den natürlichen Trieb des Menschen, 
seinen Durst und Hunger zu stillen, als die wesentlichste Ursache jeder geschicht 
lichen Bewegung, ja sogar jedes Fortschrittes in der Menschheit betrachten müsse. 
Selbst- und Geschlechtserhaltung, das sind die nächsten, rein materiellen 
Ziele, auf welche alles, was auf Erden lebt, der Mensch mit inbegriffen, 
lossteuert. Aber er allein ist begabt mit dem Triebe, nach einem besseren Leben, 
nach Selb st Vervollkommnung. In diesem Triebe offenbart sich das, was 
man die göttliche, geistige Seite des Menschen nennt, und die mit seiner 
Tiernatur in beständigem Kampfe liegt. Vers. fragt nun: „Was für eine 
Nahrung begünstigt am meisten die richtige regelmäßige 
Entwickelung und Vervollkommnungder menschlichen Natur?" 
Und antwortet: Auf die so gestellte Frage finden wir nirgends eine direkte 
Antwort. Wir sind deshalb, um sie zu lösen, gezwungen, uns nicht nur an die 
Physiologie, sondern auch an die vergleichende Anatomie und an den 
Menschen selbst, d. h. an die Statistik der Ernährung zu wenden. 
ad 1. Physiologie. Man muß sagen, daß in der neueren Zeit die Physio 
logen mit der Ernährung der Menschen und Tiere sich vielfach beschäftigt und 
dabei herausgefunden haben, daß es zwischen animalischer und vegetabilischer 
Nahrung keinen scharfen chemischen Unterschied giebt, indem in 
jedem Nahrungsmittel dieser beiden Kategorien immer dieselben 4 ein 
fachen Grundstoffe enthalten sind — nämlich Kohlen-, Wasser -, 
Stick- und Sauerstoff, nur in verschiedener Mischung zu einander; darum 
ist nun diese gelehrte Wissenschaft auf den Einfall gekommen, daß die beste 
Nahrung für den Menschen die gemischte sein müsse, weil so ein mehr oder 
weniger von den 4 Grundstoffen in der einen Abteilung durch die der andern 
ergänzt werde, indem der erwachsene heutige Mensch ganz notwendig 300 g 
Ochsenfleisch ohne Knochen und 1 Lg Brot täglich in sich einführen 
müsse, um bestehen zu können. Das ist die moderne Pettenkofer- 
Voitsche Ernührungsformel. Nun fragt es sich aber sehr, ob und 
wie lange unsere Erdoberfläche jedem Menschen täglich seine 300 g Fleisch 
und 2000 g Brot verschaffen kann? 
ad 2. Anatomie. Der Mensch hat 32 Zähne, das Schwein aber — 
44 Zähne, und doch hat man das Borstenvieh als Muster des All es - 
fressertums auch für den Menschen ausgestellt, während doch die Zahl 
der Zähne des menschenähnlichen Affen dieselbe ist wie die des Menschen, 
und der Darmschlauch der Sau zehnmal länger als ihr Körper ist, während 
der menschliche nur sechsmal so lang, gerade wie beim Affen. Schon 
Cuvier, der große französische Anatom, sagte vom Gehirn des Orang 
utang: Sein Gehirn ist dem des Menschen verzweifelt ähnlich, und alle
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.