Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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Stoffwechsels wieder auszugleichen. Die empirische Heilmethode hat sich zu 
dem Zwecke stets der Anwendung starker Reizmittel und spirituöser Einwir 
kungen re. bedient, eines Verfahrens, durch welches eine betäubende Reizwirkung 
zunächst auf die Hautnerven geübt wird, welche aber sogleich reflektorisch eine 
Gefäßerschlaffung in ausgedehntem Maße herbeiführt. Ebenso wirken heiße 
Thermen wie Tcplitz, Wiesbaden, Aachen re., auch Wasser- und elektrische Kuren nur 
dadurch, daß sie eine Steigerung der Gefäßthätigkeit zur Folge haben. 
Nachdem dies physikalisch-physiologisch festgestellt war. mußte jedes andere 
Verfahren, durch das in beliebiger Weise die Gefäße entspannt werden 
können, in allen Füllen, wo cs sich um Heilung ähnlicher Krankheitszustünde 
handelt, nicht allein dasselbe Resultat, sondern unter Umständen noch mehr 
als mit den bisherigen Mitteln erzielt werden, sobald nämlich durch ein 
solches nicht allein die Lösung abgelagerter Massen, sondern auch die 
Ausscheidung in ausgiebigerer Weise gefördert werden kann. Von diesem 
Gesichtspunkte ausgehend, ersann Herr Erfurth, Besitzer und Dirigent von 
Feldberg, seinen pneumatischen Schwitzapparat, zu dessen Kon 
struktion er durch den längst bekannten Umstand geführt wurde, daß Wärme 
und verdünn re Luft zu den wirksamsten Mitteln gehören, die Gefäße zu 
entspannen und auszuschließen und so auf die organischen Vorgänge der Lösung 
und Absonderung fördernd einzuwirken. 
In seinem Apparat wirken also Wärme und verdünnte Luft zu 
sammen; mittelst einer den Schwitzraum umkreisenden Dampfheizung kann 
in demselben binnen kurzer Zeit eine Temperatur bis zu -ff 70° R. erzielt 
werden, so daß die darin befindlichen Körperteile in reiner und infolge der 
Erwärmung verdünnter Luft zur Transpiration gebracht und so der phy 
siologischen Wirkung verminderten Luftdrucks und der Wärme Geltung ver 
schafft werden kann. Je nachdem der ganze Körper oder nur einzelne Glieder 
oder Körperteile einer Transpiration unterworfen werden sollen, hat Erfurth 
Apparate für die Aufnahme des ganzen Körpers, sowie solche für Arme, 
Beine, Knie, Schulter anfertigen lassen. Darin besteht nun der Vorteil dieser 
Apparate, daß es so möglich wird, bei Ablagerungen in einzelnen Körperteilen 
diese gesondert schwitzen lassen zu können und zwar bei^einer Temperatur, 
welche der ganze Körper nur kurze Zeit zu ertragen im Stande wäre. Die 
Erfahrung habe aber bis jetzt gezeigt, daß auch schwache Patienten täglich 
wochenlang partielle Bäder von 68° R. nehmen konnten, ohne sich dadurch 
angegriffen zu fühlen. 
Soll in einzelnen Fällen die Wirkung des pneumatischen Schwitzapparates 
gesteigert werden, so kann man dies dadurch erreichen, daß man eine noch 
größere Luftverdünnung eintreten läßt: es geschieht dies mittelst der 
Luftpumpe unter Benutzung des pneumatischen Saugapparates, dessen 
Zweck einzig und allein darin besteht, durch Luftverdünnung eine Entlastung 
der Gefäße zu bewirken, um dadurch eine vermehrte Blutzufuhr zu den ein 
zelnen Körperteilen zu veranlassen, wodurch dann auch eine Ableitung von 
höher gelegenen erzielt wird. 
Rtzlatn refero d. h. ich gebe das vorstehend Mitgeteilte ohne vorherige 
Prüfung und darauf basirtes Urteil zum Besten, weil zur Zeit noch keine 
Apparate zu kaufen sind, mit denen man eigene Versuche anstellen könnte; 
allein ich wollte doch, wie oben gesagt, nicht unterlassen, meine Leser vorläufig 
darauf aufmerksam zu machen, damit sie beim Besuch der hygieinischen Ausstellung 
in Berlin nicht achtlos an denselben vorübergehen.
	        
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