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den Seekrankheitspilz zn entdecken, mit etwas gutem Willen und Phantasie
läßt sich viel erreichen. — Ist es nicht denkbar, daß es sich bei großen Epide
mien ebenso verhält, wie bei der Seekrankheit, nur daß uns die Ursache un
bekannt ist? Diese unbekannte Ursache, die kein Gift ist, hat aber nicht all
gemeine Erkrankung zur Folge, sondern nur Derjenigen, die nicht Wider
standskraft genug besitzen, daher eben nur ein Bruchteil der Bevölkerung er
krankt, geradeso wie etwa eine Truppe Soldaten, die bei großer Hitze einen
anstrengenden Marsch machte, nur eine gewisse Anzahl Marode zurückläßt.
Doch genug für diesmal, möge Jeder dieser Frage seine ganze Aufmerk
samkeit zuwenden, denn die Jnfektionstheorie und Kontagienlehre ist jedenfalls
eine der v e r d e r b l i ch st e n I r r l e h r e n d e r S ch u l ni e d i z i n. der
entgegenzuarbeiten im Interesse der Menschlichkeit liegt!
Anmerkung der Redaktion. Dieser Tage las man in den Tagcsblättern nach
stehende Mitteilung: Die Lungenschwindsucht betreffend macht augenblicklich eine inter
essante Entdeckung in Berliner medizinischen Kreisen Aufsehen. Einem Mitglicdc des
Reichs-Gesundheitsamtes, Herrn Regierungs-Rat Dr. rnsck. Koch ist cs gelungen, in der
Lunge die Bakterien zu entdecken, welche man als Ursache der Krankheit bisher
zwar vermutete, aber vergeblich aufzufinden sich bemühte. In der am Freitag stattgehabten
Sitzung der physiologischen Gesellschaft hielt Herr Dr. Koch einen Vortrag über seine Ent
deckung, die er durch Vorzeigung der betreffenden Bakterie als unzweifelhaft demonstrirte.
Große Hoffnungen jetzt schon an die Entdeckung zu knüpfen, wäre indessen doch bedenklich.
Der pat. pneumatische Schmitz- und Saugapparat der Wasser
heilanstalt Detdderg in Mecklenburg.
Nach Mitteilungen vom Herausgeber.
Abermals hat unser physiatr. Heilapparat eine Vermehrung erhalten, auf
die ich meine Leser vorläufig aufmerksam zu machen nicht verfehle, damit, wer
von ihnen diesen Sommer zur Besichtigung der hygieinischen Aus
stellung nach Berlin sich begiebt, diesen neuen Apparat anzuschauen nicht
übersieht, welcher dort jedenfalls ausgestellt sein wird.
Die Wissenschaft ist in den letzten Dezennien zu der Ansicht gekommen,
daß zur Beseitigung von Ausschwitzungen und Ablagerungen im menschlichen
Körper, wie solche nach entzündlichen Vorgängen, oder durch Einwirkung von
Krankheitsstoffen in den Gewebsteilen zu Stande kommen.(Gicht, Rheuma,
Skrofeln) für den Arzt stets die Aufgabe erwächst, an den erkrankten
.Teilen eine sog. Entspannung der Blutgefäße herbeizuführen, weil
nur bei einer gewissen Erweiterung derselben die Vorgänge der Resorption
und des Stoffwechsels in der Weise gefördert werden können, daß die ab
gelagerten Stoffe gelöst und ausgeschieden werden. In den meisten derartigen
Krankheitszuständen sind nämlich die kleinsten Gefäße, in denen der eigentliche
Stoffwechsel vor sich geht, durch die abgelagerten Massen verstopft und
unwegsam geworden. Werden also dieselben aufgeschlossen, so entsteht unter
dem Einflüsse des Blutstromes im Innern der Gewebe ein Säftestrom, welcher
die abgelagerten Stoffe a u f l ö st und für die Ausscheidung vorbereitet, indem
diese dann durch die Blutzirkulation den drüsigen Organen zugeführt und
durch Harn, Schweiß re. entfernt werden.
Die Wirkungen der verschiedenen medizinischen Mittel, welche zur Heilung
derartiger Krankheitszustände im Gebrauche sind, beruhen alle einzig und allein
darauf, in den Blutgefäßen eine Erweiterung herbeizuführen, wodurch
dann der Körper im Stande ist, die vorhandene Störung auf dem Wege des