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Schweres Nervenleiden (Hemicrania),
durch die Hände mehrer medizinisch er Ob er-Ob er re. o hn e Besse
rung, geschweige Heilung gegangen, welche erst durch eine nwdisizirte
hydrodiätetische Behandlung erfolgte!
Eine lehrreiche Krankengeschichte vom Herausgeber.
(Fortsetzung.)
Der 3. Brief vom 11. Januar lautete:
— Epistola lamentationis secimda! —
„Heute schreibe ich Ihnen durch die Hand meiner Frau, weil ich nicht nur
im Bette liege, sondern auch — halb blind bin und daher nicht selbst schreiben
kann. Es scheint mir dieses Ereignis der Schluß des ersten Aktes der tragischen
Oper zu sein, deren 4wöchentliche Ouvertüre so vielversprechend war! Daß ich
mich während des Verlaufes dieses wöchentlichen ersten Aktes passabel wohl
befunden habe, werden Sie wieder ganz richtig aus meinem Stillschweigen ge
schlossen haben. Seit dem letzten Scharmützel habe ich nicht nur keine Diar
rhoe mehr gehabt, sondern der Stuhl war immer fest und sogar Neigung
zur Verstopfung vorhanden, so daß ich mit den Sitzbädern fortfuhr. Die un
angenehmen, meist in der Nacht auftretenden sexuellen Erscheinungen, welche Sie
zum Teil der Wirkung der Sitzbäder zuschreiben, habe ich mit diesen natürlich
in Kauf nehmen müssen, weil auch das von Ihnen angegebene Mittel Nichts
geholfen hat. — Dagegen habe ich die vergangenen 3 Wochen weder
Migraine noch neuralgische Kopfschmerzen gehabt, war immer
bei gutem Appetit, habe meistens gut geschlafen und Tages über nur über ein
allgemeines Schwächegefühl zu klagen gehabt, außerdem haben sich die anfangs
h e r u m z i e h e n d e n rheumatischen Schmerzen im rechten Oberarmgelenk
derart festgesetzt, daß ich seit 3 Wochen den rechten Arm nur schwer und
unter Schmerzen gebrauchen kann! Nun aber was Neues! Vergangenen
Freitag bildete sich plötzlich über dem linken Auge e i n A b s e e ß. Ich beachtete
denselben anfangs nicht, sondern machte meine Kur ruhig weiter und auch die
Promenade, trotz der inzwischen eingetretenen Kälte. Am Sonntag jedoch hatte
der Absceß eine solche Größe erreicht, daß beide Augenlider durch die Ent
zündung stark angeschwollen waren und das Auge ganz geschlossen wurde.
Außerdem wuchsen gegen Abend die Schmerzen nicht nur im Abseeß,
sondern verbreiteten sich auch über die ganze linke G e s i ch ts s e i t e , die
Ohrspeicheldrüsen waren geschwollen, die obere und untere
Zahnreihe sowie auch die Ohren schmerzten stark und schließlich gesellten
sich noch Fieberschauer und das Gefühl allgemeinen Unwohlseins, sowie dumpfe
Kopfschmerzen hinzu! Ich war infolgedessen gezwungen, zu Bette zu gehen und
die Kur zu unterbrechen. Meine Frau machte mir fleißig feuchte lauwarme Um
schlüge von Leinmehlbrei (?), um den Prozeß zu beschleunigen, nach und nach
wurde jedoch infolge der Eiteransammlung die Spannung und der Druck auf dem
linken Augapfel so groß, daß ich es nicht mehr aushalten konnte und um den
Arzt schickte, welcher durch einen Schnitt und teilweises Ausdrücken des Ab-
scesses einige Erleichterung verschaffte. Ich habe nun bereits 2 Nächte mit
starken Schmerzen nahezu gänzlich schlaflos verbracht, die vergangene Nacht war
auch Fieberhitze vorhanden. Trotzdem mit den lauen Breiumschlägen fleißig
fortgefahren wird, geht der Prozeß doch sehr langsam vor sich und ich
muß auch das rechte Auge meist geschlossen halten, weil dasselbe sonst infolge
der ungewöhnlichen Anstrengung beim Sehen mit einem Auge leicht vorüber
gehend erblindet. Haben Sie nun die Güte, mir umgehend mitzuteilen, wie