Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

nur kalt (12—14°) duschen würde, will dies ohne Ihre Einwilligung aber 
nicht thun! 
5. Der Stuhl war bis gestern ganz regelmäßig und fest — denken S i e 
an meinen zehnjährigen Darmkatarrh! — seit gestern will plötzlich 
trotz wiederholtem Klystiren kein ordentlicher Stuhl kommen; nach einem Drange 
mit Kollern im Leibe und leichtem Leibschmerz kommt meist nur ein bischen 
klares Wasser und einige starke Blähungen mit dem unvermeidlichen Odeur. Mut 
maßliche Ursache: der Bäcker hat aus Versehen das Brot (das er jetzt genau 
nach Grahams Vorschrift bäckt, während er früher das Gräfeuberger Schrotbrot 
buk, welches soviel Hefe enthält, daß es mir widerlich undungenießbar ist!) — 
gestern zu stark gesalzen und habe ich infolge dessen wahrscheinlich zu viel alt 
backene Semmeln gegessen! 
6. Die mir von Ihnen vorgeschriebene Diät, sowie überhaupt alle Ihre 
Vorschriften befolge ich strengstens, nämlich: Frühstück — Milch und Schrotbrot; 
mittags — trockenes Gemüse in Wasser gekocht mit wenig Butter und Salz, 
auch hier und da frisches Gemüse (Spinat, Blumenkohl, Karotten) mit Kartoffeln, 
und Nachtisch — verschiedenes Kompot und Schrotbrot; Abends — Äpfel (ge 
waschen) mit der Schale und Schrotbrot. 
7. Zu Mittag nehme ich ein kaltes Klystir, nachdem gewöhnlich eine kleine 
Portion Stuhl erfolgt, und gehe daun promeuiren, d. h. ich wate bis über die 
Knöchel im Kot, denn es will hier nicht Winter werden und leider sind bei 
uns die Straßen nur daun trockenen Fußes passirbar, wenn sie hart gefroren sind. 
8. Je nachdem ich dazu komme, nehme ich noch nach vorangehendem Kopf 
bad (140 U. 5 Min.) zwischen 4*/ 2 und ö 1 /^ Uhr Nachm, ein Sitzbad 20° 
15 Min. und mache mir wiederum das zweifelhafte Vergnügen einer Promenade; 
das 2. Sitzbad Abends nach 9 Uhr habe ich nach wenigen Tagen aufgeben 
müssen, erstens ist das Schlafzimmer abends schon zu kalt, so daß ich — weil 
ich in einem andern Zimmer diese Prozedur nicht vornehmen kann — mich ver 
kühlte und zweitens schlief ich nach dem Sitzbad schwer ein. Ich begnüge mich 
daher jetzt — und auch nur, wenn der Kopf eingenommen ist — vor dem 
Schlafengehen mit einer 14 0 Kopfwaschung und gehe dann mit der Leibbinde 
ins Bett. 
9. Die Schmerzen im rechten Fußgelenk haben nachgelassen, dagegen sind 
neue im rechten Oberarmgelenk und im linken Handgelenk aufgetreten. Es ist 
also jedenfalls auch Rheumatismus mit im Spiele, welcher jetzt im Körper 
herumwandert. Der Hinterkopf ist auch wieder empfindlicher und macht es 
mir täglich -— trotz unter den Nacken gelegtem Schlummerkissen 2c. — abscheu 
liche Qualen, wenn ich morgens in der Einpackung auf dem Rücken liegen muß; 
der leiseste Druck an der Stelle, wo das kleine Gehirn sitzt, ist mir bei längerer 
Dauer unerträglich! 
10. Im Ganzen befinde ich mich also bereits viel wohler: nur fühle 
ich mich jetzt oft sehr schwach; auch muß ich mich vor Mattigkeit meist nach 
Tisch etwas niederlegen, ob ich nun schlafe oder nicht! Dies wäre vorläufig 
Alles, was ich Ihnen zu berichten hätte. Morgen sind seit dem Beginn der 
Kur 4 Wochen verstrichen und bitte ich Sie nun um gef. weitere Verordnungen 
und Vorschriften über Diät re. und begrüße Sie 
Hochachtungsvoll re. 
Nachschrift. 
Bezüglich des 5. den Stuhl betreffenden Punktes trage ich noch nach, daß die seit gestern 
während des Tages 3—4 Mal abgehende farblose Flüssigkeit zumeist aus Schleim besteht; 
es scheint somit die plötzliche Störung in der nahezu 4 Wochen regelmäßig gewesenen Ent
	        
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