25
„Allons, aufstehen, anziehen und fort ins Bad. ich habe noch mehr Patienten
und kann hier nicht stundenlang hinstchen!" Das wirkte, Pak sah mich noch
mit einem verzweifelten Blicke an, wie wenn er sagen wollte: „Du bist schuld,
wenn dieses unsinnige Beginnen meinen Tod herbeiführt!" Dann versuchte
er, sich aufzurichten, wobei ihm sein Begleiter behilflich war und es dauerte
nicht sehr lange, hatten wir ihn unter den Armen gefaßt, führten ihn die
Treppe hinab und brachten ihn im langsamen Tempo ins Badegebäude, wo
ich ihm die f. Ganzpackung geben ließ, nachdem ihm vorher über der Wanne
der ganze Kopf 5 Minuten lang tüchtig mit 10 ° Wasser ciabalsamirt worden;
in der Packung ließ ich ihm den feuchten Turban um den Kopf geben und
beauftragte seinen Begleiter, denselben so oft zu erneuern, als Pat. es wünsche;
auch öfters einen Schluck frischen Wassers zu reichen. Darauf entfernte ich
mich mit den Worten: „Ich komme bald wieder, um beim Halbbad zugegen
zu sein", welches Versprechen dem Pat. sehr lieb war, denn er hatte eine
Heidenangst davor, da ihm dasselbe zu Hause sehr schlecht bekommen war.
Vor Ablauf von 2 Stunden war ich wieder bei meinem Patienten, welcher
sich wohl in der Packung befand, einige Zeit darin geduselt hatte, am ganzen
Körper, auch an den Füßen, sich schon warm anfühlte, daher sagte ich zu ihm:
„Na, wollen's raus?" Er war dazu bereit, verhehlte mir aber seine Angst
vor dem Bade nicht, welches ich in der Temperatur von -s- 24 ° R. im
Zimmer nebenan hatte parat richten lassen und zu welchem er kaum 10 Schritte
zu gehen hatte; nachdem er in die Wanne gestiegen war und sich lang hin
gesetzt hatte, wurde er mit dem Badwasser sanft über die außer dem Wasser
befindlichen Teile begossen, dann an allen vom Wärter mit seinen Händen
kräftig frottirt, hernach nochmals begossen und wieder frottirt und zum Schluß
mit 1 Eimer kühlem (18 °) Wasser übergössen, hierauf aufgefordert, sich zu er
beben und herauszusteigen, in diesem Moment wurde er ohnmächtig, worauf
ich ihm sofort mit ganz frischem Wasser (-s- 8 °) rasch ein paar Handkübel
über den Kopf gießen ließ, was ihn gleich wieder zum Bewußtsein brachte
und zum Aufstehen und Heraustreten befähigte; er ging dann in sein Kabi-
net, zog sich allein an und wurde nun von mir und seinem Reisebegleiter ins
Hotel zurückgebracht, wo ich ihn ins Betr gehen hieß. um daselbst den event.
Migräneanfall abzuwarten, welcher aber eben — nicht kam, wie mir Pat.
Abends im Bade ganz freudig erzählte, wo ich ihm das erste Sitzbad mit
Kopfwaschung rc. appliziren ließ. welche Prozedur ihm recht angenehm war
und gut bekam, sodaß er gleich darauf sich auf die Promenade begab. Abends
schickte ich ihm den Wärter ins Hotel, um ihm die Anlage der feuchten Leib
binde zu zeigen, welcher eine Kopfwaschung vorausging, welche Pat. so sehr
behagte; zweites Sitzbad wurde weggelassen, weil im Hotel nicht leicht zu
arrangiren.
Als ich am andern Morgen bei meinem Pat. eintrat, war er gerade auf
gestanden und im Begriffe sich anzuziehen, aus meine Frage: wie er die Nacht
zugebracht? — äußerte er sich zufrieben mit dem Erfolge des ersten Tages, indem
er nur einmal mit leichtem Kopfschmerz erwacht, doch bald wieder eingeschlafen
sei, und um 6 Ubr die gewöhnliche fieberhafte Erscheinung gehabt habe —
starkes Frösteln, jedoch ohne die bisherige Begleitung des lethargischen
Zustandes! Nach 7 1 / 2 Uhr sei das Frösteln vorbeigewesen, worauf er das
Aufstehen versucht und sich dann Kopf und Gesicht gewaschen und vollends an
gezogen habe. Es war jetzt 3 / 4 8 Uhr und er bereit, ins Bad zu gehen, wobei
er unserer Mithilfe nicht mehr bedurfte, sondern ganz ordentlich hinmar-
schirte und sich einpacken ließ, beim zweiten Halbbav passirte ihm keine