Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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gehoben und nach weiterer siebentägiger Anwendung war vollständige Resorption 
eingetreten. (Dr. Carl Weiser.) 
Ich selbst habe den Leiterschcn Apparat (Fig. a) bei einer Patientin mit 
chronischem Veitstanz und staatsheilkundiger Arzneivergiftung bei ihren all 
abendlichen starken Fluxionen nach dem Gehirn, wo die beiden Wangen pur 
purroth sich färbten und jedesmal eine schwache Bewußtlosigkeit eintrat, ange 
wandt. welchen die besorgten Angehörigen in Lievland hinter meinem Rücken 
bei Herrn Leiter bestellt hatten, aber bald wieder seinen Gebrauch aussetzen 
müssen, da Patientin wegen ihres permanenten Kopfhinundherwerfens den 
selben nicht liebte; es war ein Apparat für den Kopf, wie in Nr. 1 ab 
gebildet, gesandt worden, während ich nach Durchsicht des Leiterschcn 
Schristchens in meinem Falle einen Apparat für den Hals vorgezogen hätte, 
wodurch schon das nach dem Kopfe laufende arterielle Blut abgekühlt worden 
wäre und so auf das Gehirn beruhigend eingewirkt hätte, während die Lei 
tel sche Kopfhaube durch das Schädeldach hindurch fast gar keine Wirkung 
äußerte, da nach einstündiger Anwendung des Apparats mit -j- 14 ° R. Wasser 
die Wangen noch nicht abgekühlt waren. Ich werde übrigens meine Versuche 
fortsetzen, muß aber bemerken, daß ich, wo es möglich ist, mit länger dauern 
den lokalen Bädern (z. B. Ellenbogen-, Hand-, Hinterkopf-, Füßen-, Gesäß- rc.) 
mir immer zu helfen und guten Erfolg zu erzielen wußte, besseren als 
die Herren Approbirten mit ihren Eisbeuteln oder Blutentziehungen. G. W. 
Schweres Nervenleiden (Hemicrania) 
durch die Hände mehr er medizinischer Ober-Ober rc. ohne Besse 
rung, geschweige Heilung gegangen, welche erst durch eine modifizirte 
hydrodiätetische Behandlung erfolgte! 
Eine lehrreiche Krankengeschichte vom Herausgeber. 
(Fortsetzung.) 
Wenngleich es immer eine mißliche Sache bleibt, auf briefliche Leidens 
beschreibungen von Kranken richtige Vorschriften zur Selbstbehandlung in der 
Wohnung zu senden, so mußte ich doch im vorliegenden Falle weniger be 
fürchten, mißverstanden zu werden, als ja dem Pat. ein in Gräfenberg ge 
schulter Badediener zur Seite stand und bei dem hohen Bildungsgrade des 
selben die Richtigkeit seiner Schilderung nicht zu bezweifeln war, zumal mir 
ja auch noch die Diagnosen der verschiedenen hohen Staatsmediziner einen ge 
nügenden Anhalt gaben! Ich schickte ihm also umgehend nachstehende 
Kurvorschrift: 
Morgens früh feuchte Ganzpackung mit extra Rumpfnmschlag (das Wasser zum An 
feuchten 18—20° R.), während derselben feuchte Kopfkompressen (aus 14° R. Wasser) mit 
Wechsel, so oft sie warm geworden, Dauer der Packung ca. i l l 2 bis 2V a Stunden, nur so 
lange bis Pat. darin behaglich warm geworden und selbst heraus möchte, 1 Fenster offen 
lassen, ^stündlich einen Schluck frisches Wasser nehmen bis zu einem Seidel, nicht mehr, 
dann Fenster zu und ins Halbbad (24° R.) worin Pat. mäßig stark am ganzen Körper 
frottirt und mit Badewaffer (zum Schluß mit 20° Wasser) übergössen wird, Dauer ca. 5 
bis 6 Min., worauf Pat. ins Bett zurückgeht bis zur angenehmen Erwärmung. Dann 
Frühstück, ungekochte, wenn auch etwas überschlagene, Kuhmilch mit Schrotbrot; 11 Uhr 
Wasserklystier (14° Obertasse voll); 12—1 Uhr Promenade ins Freie mit öfterem Stehen 
bleiben und tiefem Athemholen, auch 1 Glas Wasser trinken; Mittagessen: kein 
Fleisch, nur in Wasser mit wenig Butter und Salz, dick gekochten Reis, Gries, 
Graupen oder Grütze, mit altbacknem Schrotbrod (einen gehäuften Teller voll), darauf eine 
Untertasse Kompot (bei Diarrhoe am besten Heidelbeeren), aber in Wasser gekocht, ohne 
alles Gewürz; 4 Uhr Sitzbad von 20° R. und 15 Min. Dauer mit abwechselnder Frottirung
	        
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