Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Zur Propaganda unter den etwas gebildeter en Arbeitern ist das Schrift- 
chen bestens zu empfehlen, aber für den gemeinen Mann paßt es nicht, da 
seine Sprache doch etwas über dessen Horizont geht. 
26. Dr. med. T. L. Nichols, die schmerz- und gefahrlose Ent 
bindung der Frauen, mit einer Anweisung zur Wasserkur im Hanse. 
16. 73 S. Ernstsche Buchhandlung, Quedlinburg. Preis M. 1.—. 
Von Seite 1—31 wird zuerst über die Entbindung als natürliche weib 
liche Funktion gesprochen, welche daher wie jede andere Körperfunktion auch 
ganz schmerz- und gefahrlos vor sich gehen müsse, wenn die Gebärende 
vorher naturgemäß gelebt habe und darum gesund gewesen sei, was die Frauen 
der Kulturvölker heutigen Tages aber gewöhnlich nicht sind. Vers, zählt nun die 
verschiedenen Versündigungen der Frauen auf, wodurch ihr erbärmlicher Körper-' 
zustand herbeigeführt werde, der dann für seine natürliche Bestimmung nicht mehr 
fähig sei; dazu komme die verderbliche Kunst der Ärzte, wodurch den Frauen 
alle ihre Übel noch verschlimmert werden, denn sie werden von ihnen häufigen 
und nutzlosen Untersuchungen unterworfen, sie werden veranlaßt, unnützige oder 
schädliche mechanische Vorrichtungen zu tragen, und um dem Ganzen die Krone 
aufzusetzen, wird Tag für Tag und Woche für Woche an ihnen herumkurirt 
und g eäzt, sodaß der Tod selbst als eine willkommene Zuflucht vor ihren 
Leiden erscheint. Dagegen sind die glänzendsten Triumphe der Wasserkur bei 
der Behandlung der Frauenkrankheiten und namentlich auch bei der Schwanger 
schaft und Geburt erzielt worden, welch letztere sie sicher und möglichst 
schmerzlos vorübergehen läßt, denn sie beuge den Übelkeiten und Erbrechungen 
eines kranken Nervensystems vor, kräftige beständig die Muskeln des Unterleibes, 
verleihe den Zeugungsorganen täglich Spannung und Kraft und überlasse, wenn 
die Zeit der Entbindung gekommen, der Natur ihre eigene Arbeit und unterstütze 
sie nur, so weit es nötig sei re. S. 32 folgt ein Kapitel über Pflanzenkost. 
S. 40—66 giebt Vers, eine kurze Anweisung zur Wasserbehandlung im Hause, 
wobei noch Diät, Kleidung, Luft und Licht, Bewegung, Schlaf mit besprochen 
werden. Was S. 51 über das tragbare Heißluftbad gesagt wird, nämlich: 
Dies ist ein gutes und wirksames Bad und wird fast jede Krankheit heilen, weil es 
reinigt und kräftigt; weit davon entfernt, zu schwächen, haben wir bei seinem täglichen 
Gebrauche schwächliche Leute mit jedem Tage kräftiger werden sehen. Dies neue Bad 
wiegt alle Arzneien der Christenheit auf! Es wird Magenschwäche, Rheumatismus, Gicht, 
Skrofeln und Schwindsucht heilen. Jedermann kann sehen, was es bei Hautkrankheiten 
leistet, wir wissen, was es bei Nervenleiden thut" — 
möchte ich doch nicht unbedingt unterschreiben, denn Verf. geht hier offenbar zu weit! 
Der Preis von M. 1.— für das kleine Heftchen scheint übergenug dafür! 
XirfÄ praktisches Wochenblatt für alle Hausfrauen. Herausgegeben von 
Zsulv Clara v. Studnitz in Dresden. I. Jahrgang, hoch 4°, 52 Num 
mern jährlich, Preis M. 4. 
Den Titel dieser elegant ausgestatteten Zeitschrift schmückt ein geschmackvolles Bild, 
welches das Innere eines fleißigen Hauses darstellt; es hat das Motto: „Sich regen bringt 
Segen". Die Dichterin Baronesse Alice von Gaudy giebt dem neuen Blatte mit gemüt 
vollen Versen ein poetisches Geleit. Die Herausgeberin bemerkt in einer Ansprache an 
die deutschen Hausfrauen, daß diese Zeitschrift vorzüglich einem regen Meinungsaustausch 
in allen häuslichen Fragen gewidmet sei. Von den Aufsätzen erwähnen wir an erster 
Stelle einen über das deutsche W o h n z i mm er , worin der Gedanke entwickelt wird, daß 
unserer nationalen Wiedergeburt notwendig eine Wohnungsreform folgen müsse. Hierbei 
habe man von der Nachahmung französischer Einrichtungen abzusehen und zu den Formen 
zurückzukehren, welche im Mittelalter in so reicher Fülle und Mannigfaltigkeit auf deutschem 
Boden erblühten. Der Aufsatz „Was soll aus unsern Töchtern werden?" 
faßt die erschreckende Thatsache ins Auge, daß so viele Mädchen der besseren Stände, zur