Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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Wir danken Ihnen daher sehr — erstens für die freundliche Aufnahme, die meine gute 
Mutter bei Ihnen gefunden und zweitens für deren vollständige Heilung." — 
Aus dieser noch ganz warmen Krankengeschichte mögen Sie ersehen, daß auch Ihnen 
geholfen werden kann, denn Sie sind wohl nicht noch älter, als diese Pat., welcher ich 
eine fleischlose Diät vorschrieb und mäßiges Trinken von gewässertem Apfelwein, 
sodann täglich früh eine ca. zweistündige feuchte Ganzpackung mit darauffolgender nasser 
Abreibung; vor Tische Promenade ins Freie, Nachmittags laues Halbbad mit kühlerem 
Uberguß und vorher Bearbeitung des ganzen Körpers mit Engelers Frottirhand- 
s ch u h — also trockene Hautfrottirung; wöchentlich einmal ein Kastendampf- 
vor dem Halbbad; nach 4 Wochen täglich einige duplizirte Rumpfbewegungen und Massi- 
rung des Unterleibs; allnächtig feuchte Rumpfbinde. Was nun Ihren Streitpunkt 
anlangt, ov Dampf oder feuchte Packung wirksamer sei, so diene Ihnen, daß die 
Gelehrten der Naturheilkunde darüber noch nicht klar und einig sind, es heißt bei 
ihnen eben auch : „P r o b i r e n geht übers S t u d i r e n", jedenfalls ist sicher, daß 
die Wirkung in beiden Fällen eine ganz verschiedene ist, hier k,ommt künstlich 
erhitzte Feuchtigkeit auf die Haut, dort wird aus kalter Nässe durch die mittelst Ein 
packung zurückgehaltene Wärme des Körpers erst ein warmer D u n st gebildet, 
was doch eine andere Wirkung im Organismus hervorrufen muß! Wenn man nun aber 
erfahrungsgemäß auf beiden Wegen ganz dieselben Störungen der Gesund 
heit wieder zum Ausgleich gebracht hat, also zum gleichen Kurresultat gelangte, so kann 
nur die Erstwirkung eine verschiedene sein! Welches Verfahren aber nun im Allge 
meinen das bessere ist, kann nicht wohl zur Frage kommen, denn das weiß zur Zeit 
noch kein Professor, sondern welches in bestimmten Fällen das passendere, nicht auch 
nachteilige und überall anwendbare ist! Ich selbst habe mit Dampf durch zwei Jahr 
zehnte viel kurirt, auch an meinem Körper damit experimentirt und — schwärme nun 
nicht mehr dafür; nicht sitzend (Kasten), nicht liegend (russisch, Rikli), auch nicht 
für irisch-römische Bäder (warme Luft), da bei meiner jetzigen Lebensweise (Graham und 
Cornaro combinirt) ein solcher Chok auf meine Hautnerven ganz unnötig ist , ein 
paar laue Bäder wöchentlich (im Winter) mit darauffolgender kühler Brause mir dieselben 
Dienste thun (Reinlichkeit und Hautbelebung); in meiner Praxis wende ich den Dampf- 
kasten auch seltener an, als früher, verwerfe ihn aber durchaus nicht, sondern ziehe ihn 
bloß noch bei den mir aus Erfahrung bekannt gewordenen Krankheitszuständen in den 
Bereich meiner Kurmittel. 
L. H. in Meißen. Wie die zweckmäßigste Behandlung eines 2^ jährigen Kindes 
sei, das seit einem Jahr an skrophulöser Augenentzündung leide. Antw. 
Einige Wochen lang früh feuchte Ganzpackung bis zu guter Erwärmung (14/2—2 St.), 
dann feuchtkalte Abreibung oder laues Bad (240 R-.) mit kühler (16—18) Übergießung, 
während der Packung feuchtkalte Kompressen auf die Augen mit Wechsel, wenn warm ge 
worden, ein Fenster offen; vor Staubs Zug bewahren; wenn schön, ins Freie fahren, 
Abends kräftige kühle Fußabreibung, dann exakte Fußpackung und Leibumschlag; vegetabi 
lische Diät. 
Herr Dr. von Villers in Dresden. Sie machen mich auf die beiden in Nr. 15 
der Homöop. Zeitung abgedruckten Briefe von Dr. v. Lange nbeck an Sie auf 
merksam, die in meinem 2. Artikel in Nr. 12 vom vor. Jahre fehlen und der Wahrheit 
gemäß doch hätten mit angeführt werden sollen. Antw. Als ich in Nr. 13 d. Ztg. Ihren 
Artikel „K a i s e r i n - A u g u st a - P r e i s" gelesen, legte ich dieselbe in meine Mappe 
für den „N.-A." zur gelegentlichen Verwendung. Die in Nr. 15 abgedruckte „Berich 
tigende Erklärung" ist mir leider beim flüchtigen Durchgehen entgangen, 
sonst hätte diese Nummer ebenfalls in die Mappe gelegt und beim Artikel in Nr. 12 mit 
verwertet, selbigen anders abgefaßt ! Also nachträglich zu Sr. Excellenz Ehrenret 
tung sei meinen Lesern kund und zu wissen gethan, daß dieselbe richtig geantwortet'hat, 
aber später, weil ihm die Villersschen Briefe wegen Abwesenheit von Berlin nach 
gesandt werden mußten. In der ersten kurzen Antwort verweist Dr. Lange nbeck den 
Dr. Villers auf die beigelegte neue Formulirung der Preisaufgabe, wornach er selbst 
beurteilen könne, ob die von ihm beabsichtigte Arbeit dieser Aufgabe entsprechen könne. 
In der 2. Antwort sagt Se. Excellenz, daß ihm kein Urteil darüber zustehen könne, ob 
das Preisrichter-Komitee Arbeiten von Homöopathen zulassen werde oder nicht; es 
könne hier nur der Wert der Arbeit dabei entscheidend sein! 
(Ein feiner Diplomat — diese medizinische Excellenz! — Ob nun Dr. v. Villers 
daraufhin seine O^anursturu Mercurii ----- Arbeit unternehmen wird, müssen wir abwarten; 
ich fürchte, es geht derselben, wie allen Petitionen um Aufhebung des Impfzwanges bei 
Dr. Thi len in s, nämlich — hinunter unter den Tisch damit!)
	        
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