Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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Blut in seinen Adern habe, statt 4,28, so leide derselbe an Blutmangel, wobei 
die Mischung seines Blutes eine normale sein könne. Über die Mischung 
resp. Zusammensetzung des Blutes belehrt Verfasser, daß dasselbe zu 4 / 5 aus 
Wasser bestehe und die übrigen 20 % feste Stoffe seien, teils in Lösung, teils 
in feinster sogenannter mechanischer Verteilung im Blutwasser enthalten; gelöst 
sind die Eiweißkörper, Fette, Salze, Zucker, Harnstoff, mechanisch verteilt die 
roten und weißen Blutkörperchen. Wenn man nun in einer Blutprobe 
die festen Stoffe vermindert finde, so habe man eine zweite Art von Blut 
mangel; nehmen die festen Stoffe ab, so müsse auch der Wassergehalt prozentisch 
zu nehmen und solches Blut nenne man dünn oder wässerig; es können 
aber gleichzeitig auch die Adern mit wenig Blut gefüllt sein, es könne die 
Blutmenge im Vergleich zur Körpermasse vermindert und das Blut wäs 
serig sein, dann handle es sich um eine dritte Art von Blutmangel, welche 
wohl die häufigste sei, die wässerige und spärliche. Diesen 3 Fällen gemein 
sam und für den Blutmangel wesentlich sei die Verminderung der gesummten 
Masse an festen Bestandtheilen, insbesondere der Eiweißkörper und roten 
Blutkörper. 
Der Erklärung der Entstehung des Blutmangels schickt Verfasser die Be 
schreibung der Blutbildung voraus — aus den durch die Verdauungssäfte ver 
änderten Nahrungsmitteln — und dessen stetiger Umsetzung und Zerstörung im 
Körper und sagt dann, daß Blutmangel entstehen müsse 1. wenn die Blntbildung 
herabgesetzt, 2. wenn die Blutabgabe an die Gewebe vermehrt ist und 
3. wenn mangelhafte Blutbildung und reichliche Blutzerstörung zusammentreffen. 
Verfasser zitirt hier das Fieber, wo die Einnahmen vermindert (Appetitlosig 
keit) und die Ausgaben vermehrt sind, und führt dann einige Fehler der Er 
nährung vor, zunächst der ersten Kindernahrung, wenn ein Kind die 
Mutterbrust entbehren muß, denn keines der Surrogate komme der Frauenmilch 
in Bezug auf Nährwert und Verdaulichkeit gleich; dann rügt er die zahlreichen 
Fehler der Nahrung älterer Kinder und Erwachsener, wovon er nur an 
den einen erinnern wolle, daß die Speisen zwar an Masse genügend 
erscheinen, aber an wirklich nährenden Stoffen arm sind. Dann führt 
Berfaffer den Mangel an Luft und Licht bei längerer Dauer als 
Ursache der Anämie an und sagt weiter: man ist berechtigt, eine dauernde Be 
schränkung der Muskelthätigkeit als eine häufige Ursache der Anämie 
zu betrachten. Umgekehrt sei aber auch ein Übermaß von Thätigkeit ohne 
die nötige Erholung, das ewige Haschen nach Erwerb, der unersättliche Drang 
nach Zerstreuungen und den verschiedenen Arten von Genüssen, sowie anhaltende 
Gemütsbewegungen, Sorgen aller Art, Liebeskummer — also Einflüsse, welche das 
Nervensystem tief oder anhaltend e r r e g e n, als Ursachen des Blutmangels 
zu betrachten. Ferner führt Verfasser noch extreme Lufttemperaturen 
als weitere Ursachen, nämlich durch starke Kälte werde eine polare Anämie, 
durch anhaltende Hitze eine tropische Anämie hervorgerufen. 
Nunmehr schildert Velfasser in großen Zügen, was der Einzelne zur Ver 
hütung der Blutleere thun kann, und beginnt mit der Diät, welche ganz 
flüchtig berührt wird; alsdann sagt er wörtlich: „als einen wichtigen Gesichts 
punkt bei dem Bestreben, Blutleere und Nervosität zu beschränken, möchte ich 
den bezeichnen, daß wir uns bemühen, geistige und körperliche Arbeit in ein 
richtiges Verhältnis zu einander zu bringen, um geistige Überanstrengung, damit 
aber Überreizung der Nerven zu vermeiden, und kritisirt unseren gegenwärtigen 
Schulunterricht, unser unhäusliches Leben und unsere verderblichen sog. gesell 
schaftlichen Genüsse!
	        
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