Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

— 5 — 
Der Inhalt des 30 S. starken K o ch b u ch s ist folgender: 
15 Suppen, 10 Kalteschalen, 5 Salate, 6 Brühen (worunter auch eine Senf 
brühe, welche füglich ganz wegbleiben konnte, da der Vegetarier eine solche 
Magenpeitsche nicht nötig hat. D. R.), 9 Kartoffelspeisen, 8 Eierspeisen (wor 
unter auch Spiegeleier, die ich Niemand empfehlen möchte, da das geronnene 
Eiweiß schwer verdaulich), 19 Gemüse, 4 Hülsenfrüchte, 15 Halmfrüchte (wor 
unter Vers, das Brot, Reis-, Griesbrei, Pudding, Kuchen re. zählt), 8 Baum 
früchte und Beeren; Ersatzmittel (Vers, sagt: obwohl streng genommen Ersatz 
mittel für Dinge, welche die Natur für den Menschen gar nicht bestimmt hat, 
völlig überflüssig sind, so zähle ich dieselben doch auf, weil sie den Übergang 
von der naturwidrigen zur naturtreuen Lebensweise für Kranke und für Willens 
schwäche erleichtern). Als Anhang sind beigefügt: Gesundheitsregeln in 2 
Abteilungen, nämlich unter Überschrift „Besonders zu empfehlen ist" 
sind in 13 Paragraphen folgende Winke gegeben: 
1. Öfters des Tages ein Trunk reines Wasser, 2. Fluß- und See 
bäder, in Ermangelung dieser hin und wieder eine kurze Abwaschung einzelner 
Teile des Körpers mit kaltem Wasser, so oft die Reinlichkeit dies erfordert oder 
so oft die Haut eine solche Erfrischung wünschenswert macht, im Sommer dreimal 
wöchentlich, in: Winter seltener. Ich warne dringend vor der zu häufigen äußeren 
Anwendung des kalten Wassers, da es die Haut jedesmal anspornt und dadurch 
mit der Zeit abschwächt (?), beinahe in derselben Weise, wie der Branntwein 
beim Magen! Die Wasserärzte wenden das Wasser durchgängig viel zu 
viel an, sie scheinen dabei von der irrigen Voraussetzung auszugehen, als ob der 
Schöpfer die Menschenhaut sehr unvollkommen geschaffen habe, so daß deren 
Poren sich gar leicht verstopfen, wenn sie nicht immer daran herumscheuerteu. 
Ich erinnere daran, daß die Bewohner von Sandwüsteu und hohen Bergen oft 
ihr Leben lang kein Badewasser zu sehen bekommen und doch der größten Kraft 
und Gesundheit sich erfreuen. Ich erinnere daran, daß sehr selten die 
Haut, aber fast immer der Magen der Sünder ist, der die Krank 
heiten verschuldet! daß daher fast nie die Haut, aber fast immer der Magen auf 
den rechten Weg zurückzuführen ist! Wohl ist das Wasser ein sehr wirksames 
und vielseitiges Heilmittel (?), aber gerade darum kann durch seinen Mißbrauch 
auch viel geschadet werden! Der Mensch ist kein Wassertier und soll nicht 
immer planschen! — Darauf erwidere ich: 
Allerdings ist der Mensch kein Fis ch, aber ein Kanarienvogel auch nicht, 
und doch badet sich mein Gelber jeden Vormittag, sobald ich ihm seinen Glas 
napf frisch gefüllt habe, i n st i n k t m ü ß i g ohne mein Geheiß m i t g r ö ß - 
tem Behagen darin, so daß die Tropfen mir ins Gesicht spritzen, und putzt 
sich dann mit Schnabel und Füßen am ganzen Körper herum, wo er nur immer 
hinkommen kann; wer heißt denn dem kleinen Kerl dem Schöpfer ins Handwerk 
pfuschen? Sein Instinkt, auf den Dr. Nagel so viel hält!!! So soll nun 
auch der Mensch seinem göttlichen Instinkt folgen und seine Haut öfters scheuern, 
und dadurch die abgestorbenen, die Hautporen leicht verstopfenden Oberhautpar 
tikelchen entfernen, seine Hautnerven erfrischen durch Waschung und Baden, welches 
Gebahren namentlich in großen Städten mit ihrer Ruß- und Staubluft und bei 
verschiedenen Schmutz erzeugenden Berufsarten sehr notwendig und Jedem trotz 
Dr. Nagel dringend zu empfehlen ist, weil ihm höchst wohlthuend und seine Haut 
gegen abnorme Witterungsverhältuiffe abhärtet. 
Es ist wahr, daß ich selbst, seitdem ich mehr weniger streng vegetarisch lebe, 
meine Haut nicht mehr so viel kultivire, im Winter wöchentlich nur 2—3 laue 
Wannenbäder mit folgender kühler Brause nehme, im Sommer fast täglich meine
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.