Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

7 
wasser auf eine einfache Art zu helfen, die er möglicherweise auch aus dem 
Wasserschriftchen des eben erwähnten und ihm benachbarten Schweidnitzer Dr. 
Hahn ersehen hat und ermutigt durch den günstigen Erfolg, fing er nun auch 
an, sein krankes Vieh und auf Begehr auch seine kranken Nebenmenschen auf 
dieselbe Weise zu behandeln, was ihm nach und nach einen großen Ruf in 
Nah und Fern verschaffte, sodaß die Leute bald scharenweise zu ihm kamen 
und ihn dringend baten, sie bei sich, d. h. in seiner Wohnung, die in einigen 
Jahren zu einem großen steinernen Hans und mehren Nebengebäuden vergrößert 
werden mußte, aufzunehmen und als diese Räumlichkeiten immer noch nicht 
langten, bei Nachbarn und im nahen Städtchen unterzubringen und zwar 
nicht bloß Landleute, sondern vielmehr reiche Stadtleute, die die kost 
barste Arznei bezahlen konnten, nicht bloß bürgerliches verehrliches Publikum, 
sondern vielmehr noch hohen Adel, ja Personen von fürstlichem Blut, deren 
Leibärzte mit ihrem Latein fertig waren; so kam es, daß dieser simple Wasser 
doktor um Weihnachten 1848 im Speisesaal seines großen steinernen Hauses 
— 400 wirkliche Kranke an seiner Tafel hatte!! 
Dieser simple Bauer, zu dem selbst einige Dutzend privilegirte Staats - 
Mediziner wallfahrteten, die sich selb st nicht mehr helfen konn 
ten, denen auch gelehrte Kollegen keinen helfenden Rat „mehr 
wußten — war unser Vincenz Prießmtz in Gräfenberg in Osterr.- 
Schlesien, unser helfender Wasserprophet, dessen von ihm selbst erfundene Be 
handlungsweise im Laufe der Zeit viele Ärzte und Laien abguckten, und dann 
in ihrer Heimat nachahmten, woher es kommt, daß jetzt in der alten und 
neuen Welt einige Hundert sog. Wasserheilan st alten existiren, in denen 
mit mehr oder weniger Geschick kranke Menschenleiber ohne alle Medi 
zin, nur mit Wasser behandelt werden und dadurch ihre verlorene Ge 
sundheit wieder erlangen! 
Es ist klar, daß der von P ri e ß n i tz erfundene Kurapparat im Laufe 
der Zeit manche Veränderung, Verbesserung und Erweiterung re. erfahren hat 
und noch ferner erfahren wird, und Aufgabe unserer Zeitschrift ist es, davon den 
Lesern immer recht zeitig Mitteilung zu machen, was mit Nachstehendem bez. 
eines neuen Apparates zur Verwendung des Wassers als Heilmittel 
geschieht. 
Im Litteraturbericht der litter. Beilage Nr. IV. vom vor. Jahre habe ich 
den Titel eines Schriftchens von Jos. Leiter aufgenommen, aus dem ich 
nun das Wesentliche entnehmen will; die beiden Abbildungen hat mir zwecks 
Veranschaulichung auf mein Ersuchen der Vers, gern geliefert; derselbe beginnt 
darin wie folgt: 
Seit den ältesten Zeiten wird die Wärme als Wärmezufuhr und Wärme- 
entziehung in der Heilkunde verwendet. Soferne kaltes oder warmes Wasser 
hiebei in Verwendung kam, entstand sogar ein eigenes Gebiet der Heilwissen 
schaft, die Hydrotherapie. Neben diesen bürgerte sich in der praktischen 
Heilkunde im Laufe der Zeiten vorzugsweise die allenthalben durchführbare lokale 
Wärmeentziehung und Wärmezufuhr als ein mächtiges Heilagens 
ein. Die bisher angewendeten Methoden der lokalen Wärmeregulirung haben 
indes mancherlei Mängel und entsprechen in keiner Weise der heutzutage in allen 
Gebieten der Heilkunde geübten oder angestrebten Exaktheit. Dieselben sind weder 
rein lokal, da sowohl durch Eisbeutel wie durch warme Kataplasmen, noch 
durch Prießnitzsche Überschläge die Wirkung der Wärmeregulirung genau 
lokalisirt und begrenzt werden kann, sondern sich im Gegenteil auch auf die be 
nachbarten Partien erstreckt. In anderer Hinsicht ist die Wärmeregulirung nach
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.